# taz.de -- Netzwelt: Die digitale Dreifaltigkeit | |
> Eine Studie untersucht die Internetpräsenz der Berliner Abgeordneten - | |
> und fördert Überraschendes zutage: Die Grünen, heißt es, hätten die beste | |
> digitale Infrastruktur. | |
Bild: Melden sich vielleicht bald auch noch bei Google+ an: Fraktionsvorsitzend… | |
Im Abgeordnetenhaus gelten die Piraten als die Onlineexperten vom Dienst. | |
Doch eine aktuelle Studie, die sich mit der Internetpräsenz sämtlicher | |
Berliner Abgeordneten befasst hat, fördert nun Überraschendes zutage: Von | |
allen Parteien im Abgeordnetenhaus haben die Grünen die beste digitale | |
Infrastruktur. 86 Prozent ihrer Abgeordneten betreiben persönliche | |
Websites, 90 Prozent verfügen über einen Account bei Facebook, 45 Prozent | |
twittern. Die Piraten teilen sich den zweiten Platz mit der SPD. Zwar | |
pflegen ausnahmslos alle Piraten ein Konto bei dem Kurznachrichtendienst | |
Twitter, verzichten aber aus Gründen des Datenschutzes eher auf einen | |
Facebook-Account. Die unscheinbarste Onlineexistenz haben die Berliner | |
Linken: Gerade mal 11 Prozent ihrer Abgeordneten nutzen Twitter, knapp die | |
Hälfte besitzt eine persönliche Website oder nutzt Facebook. | |
Es ist diese digitale Dreifaltigkeit bestehend aus Twitter, Facebook und | |
eigener Website, mit der die digitale Infrastruktur der Abgeordneten steht | |
oder fällt: Das ist die Grundannahme der Studie „Abgeordnete Digital“. | |
Angefertigt wurde sie vom Verein Politika Berlin, der sich mit der | |
politischen Teilhabe durch den Einsatz von Onlinemedien beschäftigt. | |
Problematisch dabei ist, dass das bloße Vorhandensein eines Kontos bei | |
Facebook oder Twitter kaum etwas über die Netzkompetenz des | |
Account-Inhabers aussagt. Nur weil jemand dort angemeldet ist, bedeutet es | |
nicht zwingend, dass er oder sie die Social-Media-Dienste auch regelmäßig | |
nutzt. Es heißt zunächst einmal, dass der- oder diejenige es geschafft hat, | |
sich einen Account einzurichten. Wie dieser dann bespielt wird, ist eine | |
ganz andere Frage. | |
„Es ging uns in der Studie auch um die Qualität der Nutzung“, sagt jedoch | |
Malte Mau von Politika Berlin, der die Studie zusammen mit einer Kollegin | |
durchgeführt hat. Qualität bedeutet für die Forscher: Aktualität. Sie | |
untersuchten also auch, wie häufig die Abgeordneten ihre Einträge auf den | |
diversen Plattformen aktualisieren. Und aktuell ist laut Studie, wer im | |
Schnitt einmal die Woche neue Einträge veröffentlicht. „Da liegen die | |
Piraten ganz weit vorne“, sagt Mau. Zudem erreicht ein Pirat im Schnitt | |
eine fast zehnmal größere Community als seine Kollegen aus den | |
traditionellen Parteien. | |
Im Hinblick auf Aktualität und Reichweite belegen die Grünen den zweiten | |
Platz, gefolgt von SPD, CDU und den Linken. Vielfach sind die Websites der | |
Abgeordneten von SPD, CDU, Grünen und den Linken nicht aktuell. Nur auf der | |
Hälfte der untersuchten Seiten wurde im Monat vor der Analyse ein neuer | |
Beitrag verfasst. | |
Politika Berlin schlussfolgert, dass die Piraten als einzige Partei im | |
Abgeordnetenhaus über eine Onlinestrategie verfügen. Damit liegen die | |
Forscher vermutlich genau richtig. Allein, ihre Studie gibt einen solchen | |
Schluss nicht her, weil Aktualität als alleiniger Qualitätsmaßstab für die | |
Onlinekommunikation der Abgeordneten nicht ausreicht. Die Analyse der | |
Inhalte, die die Politiker über soziale Medien abhandeln, fehlt. „Das hätte | |
den Umfang der Studie gesprengt“, sagt Mau. | |
## Die meisten Follower | |
Dennoch wollte Politika Berlin nicht auf die Vergabe superlativer Titel wie | |
„Erfolgreichster Social-Media-Nutzer“ verzichten. Bei den Grünen geht | |
dieser Titel an Anja Schillhanek, weil sie die meisten Follower auf Twitter | |
hat (889), und an Anja Kofbinger mit den meisten Facebook-Freunden (2.109). | |
Kofbingers Reaktion auf dieses Zahlenspiel: „Ich? Machen die anderen noch | |
weniger?“ Sie nutze Facebook, um aus der Welt des Parlaments rauszukommen, | |
und als Gradmesser für die Stimmung der Menschen in ihrem Umfeld. „Mein | |
politisches Verhalten werde ich darauf aber nicht abstimmen“, sagt | |
Kofbinger. | |
21 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Joanna Itzek | |
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