# taz.de -- Kommentar zur Krise in Griechenland: Restvernunft blitzt auf | |
> Angesichts der Lage in den Euro-Krisenländern setzt ein Umdenken ein. | |
> Sparen allein hilft nicht. Eine Erkenntnis, die möglicherweise zu spät | |
> kommt. | |
Es waren zweieinhalb verlorene Jahre – verloren für Griechenland und für | |
die EU. Seit die Europäische Kommission Anfang 2010 beschloss, den | |
griechischen Haushalt unter EU-Kontrolle zu stellen, muss das Land sparen, | |
sparen und noch mal sparen. | |
Die Krise in Griechenland eskalierte bekanntlich trotzdem. Die Antwort der | |
von Deutschland angeführten Euroretter: noch mehr Sparauflagen. Die Folge: | |
Die Wirtschaft der Krisenländer steht noch schlechter da als vorher. | |
Neuerdings scheint nicht einmal mehr Italien sicher. | |
Diese Beobachtungen sind natürlich nicht neu. Neu aber ist, dass sich ihnen | |
offenbar selbst die Bundesregierung nicht mehr vollkommen verschließen | |
kann. Wenn die Meldungen stimmen, dass nach den Wahlen in Griechenland mit | |
der neuen Regierung über das Sparprogramm nachverhandelt werden soll, dann | |
wäre das tatsächlich eine neue Qualität des Krisenmanagements. | |
Der Grund für die plötzliche Nachgiebigkeit ist die Erkenntnis, dass | |
Griechenland ohne eine Lockerung des Spardiktats nicht in der Eurozone zu | |
halten sein wird. Und dann fragt sich, wie lange der Euro selbst noch zu | |
halten ist. | |
Kann aber Griechenland auf Lockerungen hoffen, dann wird sich die EU | |
entsprechenden Forderungen aus Portugal auch nicht verschließen können. | |
Zuletzt bekam schon Spanien deutlich bessere Konditionen als zuvor | |
Griechenland und Portugal. | |
Die Gefahr ist allerdings groß, dass dieses Umdenken zu spät kommt. Denn | |
ungeachtet der endlich aufkommenden Zweifel an der Sinnhaftigkeit des | |
blinden Sparens drängen die selbst ernannten Euroretter weiter auf die | |
Verabschiedung des Europäischen Fiskalpakts. Damit aber würde sich die | |
Politik genau der Spielräume berauben, die sie jetzt gerade auszuloten | |
beginnt. Sparen würde wieder alternativlos. | |
13 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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