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# taz.de -- Sprachkurse für Flüchtlinge: Kein Deutsch für "Geduldete"
> Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bezahlt Deutschkurse nur bei
> einem "gesicherten Aufenthaltsstatus". Für "Geduldete" gibt es daher kaum
> Angebote.
Bild: "Elementare Sprachverwendung" im VHS-Kurs für Flüchtlinge ohne gesicher…
Die Bremer Volkshochschule (VHS) hat den heutigen Weltflüchtlingstag zum
Anlass genommen, zwei Kursangebote vorzustellen, die „Flüchtlingen ohne
gesicherten Aufenthaltsstatus“ ermöglicht, kostenlos Deutsch zu lernen.
Hadad und Mahir gehören zu den 37 Menschen, die das Angebot nutzen. Sie
wollen ihre echten Namen nicht nennen, weil sie ihre Angehörigen in Syrien
schützen wollen. „Ich habe sogar hier Angst vorm Geheimdienst“, sagt der
42-jährige Kurde Hadad, der mit seiner Frau und seinen drei Kindern vor
vier Monaten aus Aleppo in einer mehrtägigen Odyssee auf der Ladefläche
eines Lkw über die Türkei nach Deutschland geflohen ist. Der 37-jährige
Mahir hatte keine Zeit mehr, seine Familie mitzunehmen. Er musste im Juli
2011 Hals über Kopf aus Damaskus in die Türkei fliehen. Im Februar fand er
einen Schleuser, der ihn nach Deutschland brachte: „Wer in Syrien von
Sicherheitskräften verfolgt wird, hat nur die Wahl zwischen dem Tod oder
der Flucht.“
Beide gehören zu den insgesamt rund 1.600 „Geduldeten“ in Bremen. Sie
dürfen mindestens ein Jahr lang nicht in Deutschland arbeiten und
eigentlich auch kein Deutsch lernen, zumindest dann nicht, wenn sie die
Kurse nicht bezahlen können – und das können die wenigsten mit den
Leistungen, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gezahlt werden: Mahir
bekommt seit zwei Monaten 180 Euro im Monat, vorher waren es dreißig. Das
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zahlt Deutschkurse nur für
diejenigen, deren Aufenthaltsstatus gesichert ist.
Bei den VHS-Kursen, die seit 2011 angeboten werden, ist die Sozialsenatorin
eingesprungen. „Das ist ein positives Zeichen“, sagt Marc Millies vom
Bremer Flüchtlingsrat, „aber das Angebot erreicht zu wenig Menschen und ist
nicht auf unterschiedliche Bildungshorizonte zugeschnitten.“
Genauso wie alle anderen VHS-Sprachkurse folgt es dem „Gemeinsamen
Europäischen Referenzrahmen“ (GERR) für Sprachen, der in Kompetenzstufen
eingeteilt ist. Die Flüchtlinge können Deutsch in den Stufen A1 und A2
erwerben. Das bedeutet laut GERR „elementare Sprachverwendung“.
„Selbstständige“ oder gar „kompetente Sprachverwendung“ können an der…
nur diejenigen erwerben, die dafür 25 Euro pro Semester aus eigener Tasche
zahlen.
„Der AStA bietet kostenlose Deutschkurse bis zur Kompetenzstufe C1 an“,
sagt Marc Millies, „und auch das Paritätische Bildungswerk gibt Kurse für
Flüchtlinge ohne gesicherten Aufenthaltsstatus.“ Während die AStA-Kurse
grundsätzlich jedem zugänglich sind, unterrichtet das Paritätische
Bildungswerk im Rahmen des Projekts „Ahoi“ allerdings nur solche
„Geduldeten“, die bereits einen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. „Ahoi“ i…
Teil des „Bremen und Bremerhavener Integrationsnetzes“ (bin), das wiederum
zum „Nationalen Integrationsplan“ der Bundesregierung gehört und durch das
Bundessozialministerium sowie den Europäischen Sozialfonds gefördert wird.
Auch beim Deutschkurs im Kulturzentrum Lagerhaus müssen die Flüchtlinge
mindestens einen „nachrangigen Zugang zum Arbeitsmarkt“ haben, also das
Recht auf einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz. „Einen kleinen Teil
unserer Arbeit“, sagt Gabriele Darias vom Lagerhaus, „bekommen wir von der
Sozialsenatorin finanziert.“ Damit, sagt sie, könnten zwar nicht die
DozentInnen bezahlt werden, „aber zumindest die kleinen, laufenden Unkosten
für ein halbes Jahr“. Die sechs Kurse, in denen man Deutsch bis zur
Kompetenzstufe C1 lernen kann, würden hauptsächlich durch die Teilnehmer
mitfinanziert, die Mittel vom BAMF bekämen. Menschen wie Hadad und Mahir
sind davon noch Jahre entfernt.
19 Jun 2012
## AUTOREN
Simone Schnase
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