# taz.de -- Dubrovnik: Die Festungsstadt an der Adria | |
> Die Mauern von Dubrovnik sind schon von Weitem hoch oben über dem | |
> Meeresspiegel zu sehen. Die von der Unesco geschützte Altstadt ist eine | |
> Perle an der Adria | |
Bild: Der Hafen von Dubrovnik im Schimmer der Abendbeleuchtung, | |
Samstag, 12 Uhr. Mit dem Glockenschlag der Hammermänner Maro und Baro auf | |
dem Uhrturm verdunkelt sich der Himmel über dem Marktplatz von Dubrovnik. | |
Salko, der Taubenfütterer hat mit Schwung seinen Futtereimer geleert. Eine | |
Wolke aus Tauben geht auf dem Platz nieder. | |
Die Fütterung ist ein Ritual mit langer Tradition. Salko gehört zum | |
Dubrovniker Urgestein, sein Arbeitsplatz ist heilig, die Kinder sind | |
begeistert und die Urlauber haben ein Fotomotiv. | |
„Das Leben geht weiter wie vor dem Krieg“, sagt Sandra Misic. Die blonde | |
Fremdenführerin war schon einige Male in Deutschland und weiß, was Besucher | |
ihrer Stadt zum Staunen bringt. | |
Mit ihrer Unbeschwertheit war es vorbei, als beim Angriff der Serben im | |
Oktober 1991 rund 2.000 Granaten auf die Stadt fielen. Ihre Familie blieb | |
in Dubrovnik und versteckte sich bis 1995, oft in Kellern. Eine harte Zeit, | |
die nicht alle überlebten. | |
Heute erinnert der Sponza-Palast, das einstige Zollamt und jetzige | |
Stadtarchiv, an die gefallenen Verteidiger der Stadt. | |
Die Touristen sind längst wieder zahlreicher als die Tauben, und von den | |
Kriegsschäden ist nichts mehr zu sehen. Helle Steine von der Insel Brac, | |
das Originalmaterial vieler Gebäude, wurden für den Wiederaufbau genutzt. | |
„Der heilige Blasius“, die Fremdenführerin deutet auf die nach ihm benannte | |
barocke Kirche Sveti Vlaho – „unser Schutzpatron und beliebtester Bürger�… | |
Seine vergoldete Silberstatue steht auf dem Hochaltar. Seine wertvollen | |
Reliquien birgt die Schatzkammer der Kathedrale. | |
Wer aufmerksam durch die Altstadt spaziert, entdeckt insgesamt 22 Statuen | |
des Heiligen. „Er bewahrt vor Halsschmerzen und Erkältung. Das klappt nicht | |
immer, aber er kann auch größeres Unglück abwehren“, sagt Sandra. | |
Gegenüber am Rektorenpalast wird ihre Stimme ernster, schließlich geht es | |
um beeindruckende Fakten: „800 Jahre lang, von 1000 bis 1806, als Napoleon | |
kam, war in Dubrovnik die Welt in Ordnung.“ | |
## Frühe Demokratie | |
Die freie Republik Ragusa gelangte durch regen Seehandel mit Türken und | |
Venezianern zu Reichtum. Sie führte keine Kriege, und ihre Demokratie war | |
ihrer Zeit weit voraus. | |
Der Große Rat aus volljährigen Adeligen wählte jeden Monat einen neuen | |
Rektor zum Regierungschef. Er zog für diesen einzigen Monat seiner | |
Herrschaft in den Palast und durfte ihn nicht verlassen. | |
Sandra: „Das war sehr effektiv, auch für das öffentliche Wohl.“ In Ragusa | |
gab es eine der ersten Apotheken, ein staatliches Krankenhaus, die Stadt | |
bezahlte eigene Ärzte, sie hatte eine Kanalisation. | |
Auf dem Stradun, der gemütlichen Fußgängerzone zwischen den Brunnen, | |
drängen sich in der Saison vormittags die Kreuzfahrttouristen. „Die Stadt | |
hat bereits über Zeitfenster mit begrenzter Besucherzahl in der Altstadt | |
nachgedacht. Im Herbst und Winter ist jedoch alles wie leer gefegt“, | |
erzählt Sandra. | |
Zu Fuß ist der Stradun die schnellste Verbindung zwischen den beiden Toren | |
der Stadtmauer und zum Hafen, zwischen dem Franziskanerkloster mit | |
Kreuzgang und Europas drittältester Apotheke und dem Dominikanerkloster aus | |
dem 14. Jahrhundert mit sehenswerter Gemäldesammlung. | |
## Schattige Gassen | |
Eisdielen, Cafés, Restaurants und Läden verleiten zum Treppensteigen in den | |
immerhin schattigen Gassen oberhalb der beliebten Flaniermeile. | |
Auf eine Gasse begrenzte sich einst Dubrovniks Judenviertel. Die Synagoge | |
kann man besichtigen. „Alle Häuser, die Balkone haben, sind vor 1667 | |
entstanden“, erklärt Sandra. | |
Nach dem Jahr des großen Erdbebens, das mehr Häuser zerstörte als der | |
Krieg, wurden Balkone in der Altstadt verboten. | |
## „Herein, herein“ | |
Inmitten der Souvenirshops, der lokalen Modedesigner, Schmuckläden, | |
Restaurants und schicken Galerien Richtung Kathedrale freut sich noch ein | |
Dubrovniker Urgestein über Besuch von Touristen: Hrvose Cikato, Barbier in | |
der dritten Generation. | |
„Herein, herein“, winkt er. Pin-ups, ein Foto von Johannes Paul II., ein | |
Vogelkäfig, Familienporträts, zwei große Spiegel, ein altes Radio – sein | |
Salon in der Od. Puca 17 ist vollgestopft und macht neugierig. Im Gästebuch | |
des Barbiers haben auch Japaner ihren Gruß hinterlassen. | |
Hat der gastfreundliche Mittsechziger gerade keine Kundschaft, schaut er | |
Fußball oder raucht eine Zigarette. Man könne sich setzen, auf die | |
Ledercouch, lädt er ein, Platz ist dort allerdings nicht. | |
Er spricht etwas Deutsch und hat nichts gegen ein Foto, selbst wenn man | |
sich nicht rasieren lässt. | |
## Die Stadtmauer | |
Am frühen Abend, wenn das Licht intensiver wird, ist es Zeit für einen | |
Spaziergang über Dubrovniks 1.940 Meter lange Stadtmauer, erbaut im 13. | |
Jahrhundert. Die rosaroten Ziegel auf den Dächern glänzen in der Sonne. | |
Über ein paar Dachterrassen reicht der Blick zur Kathedrale. Boote | |
schippern vom Hafen zur Insel Lokrum, ein schöner Badeausflug. Wo früher | |
Mönche lebten, spazieren heute die frei auf der Insel lebenden Pfauen durch | |
die Klosterruine. | |
Vielleicht gondelt auch die Seilbahn auf den Berg Srd gerade vorbei. Von | |
dort oben ist der Blick fantastisch. Nur eine Bucht trennt die Stadtmauer | |
von der 37 Meter hohen Felswand, auf der die Festung Lovrijenac thront, | |
Schauplatz des Dubrovniker Sommerfestivals. | |
## Das Sommerfestival | |
Es hat sich das Symbol „Libertas“ auf die Fahne geschrieben. Dies erinnert | |
an den Wahlspruch der Republik Ragusa „Non bene pro toto libertas venditur | |
auro“ (Nicht für alles Gold der Welt ist die Freiheit zu verkaufen), der am | |
Tor des Bollwerks geschrieben steht. | |
Sandra träumt in der Abendsonne schon von ihrem Wochenendausflug auf die | |
Insel Mljet mit einem See und einem Benediktinerkloster aus dem 12. | |
Jahrhundert. | |
Ihr Boot legt morgen ab, vom Hafen Gruz auf der Halbinsel Lapad. Im Sommer | |
komme man sich bei Ausflügen von Dubrovnik aus auf die Elafiteninseln | |
Kolocep, Lopud und Sipan „fast vor wie in der Karibik“, sagt sie. | |
Die Fähre nach Cavtat, die Boote zur Insel Lokrum, die zu Dubrovnik gehört, | |
und Ausflüge zu mehreren Inseln starten vor der Altstadt. Dubrovniks | |
Bewohner nutzen meist die Fähren. Sie legen vom Hafen Gruz aus ab, 3 | |
Kilometer von der Altstadt entfernt auf der Halbinsel Lapad. | |
## Die Halbinsel Lapad | |
Das moderne Lapad schätzen auch Dubrovniks Studenten zum Wohnen und | |
Ausgehen. Auf der grünen Halbinsel gibt es Sternehotels und Badestrände, | |
aber hier fühlt sich alles wesentlich weniger touristisch an als in der | |
Altstadt. | |
Sandra: „Ich gehe am liebsten an den Strand Buza.“ Von dort sieht man die | |
Kreuzfahrtschiffe vor der Franjo-Tudjman-Brücke liegen und bekommt ein | |
Gefühl von Weite. | |
Sandra geht heute Abend mit ihren Freunden in Lapad traditionell kroatisch | |
essen: ins Restaurant Nostromo im Hotel Petka. | |
Man muss vorbestellen, und es macht zu mehreren mehr Spaß, aber nur hier | |
wird „ispod peke“ zubereitet: Fleisch, Kartoffeln und Gemüse garen | |
stundenlang unter einer mit Glut bedeckten Backhaube. Ab und zu darf man | |
dem Koch über die Schulter schauen. | |
23 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Petra Sparrer | |
## TAGS | |
Reiseland Kroatien | |
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