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# taz.de -- Pakistans neuer Premier: Wenig Strom, viel Korruption
> Der ehemalige Minister für Wasser und Energie ist der neue Regierungschef
> Pakistans. Raja Pervez Ashraf hat eine Krise zu verantworten, die er er
> jetzt lösen soll.
Bild: Ein Schock für das Land: Raja Pervez Ashraf ist neuer Premier.
DUBAI taz | „Es wird eine Weile dauern, bis wir das verdaut haben“,
tröstete eine pakistanische Zeitung ihre Leser. Dass ausgerechnet Raja
Pervez Ashraf, Pakistans verhasster Exminister für Wasser und Energie, am
Freitagabend zum Regierungschef gewählt wurde, schockiert weiterhin das
Land.
Ashraf, ein treuer Gefolgsmann von Staatspräsident Asif Ali Zardari, hatte
sich als Minister so blamiert, dass er im Februar 2011 zurücktreten musste.
Im April 2012 wurde er allerdings wieder Minister, dann für
Informationstechnologie.
Der 61-jährige Politiker kam als Verlegenheitskandidat in die engere Wahl,
weil auf den vorgesehenen Textilminister Makhdoom Shahabuddin nach dessen
Nominierung ein Haftbefehl wegen Korruption ausgestellt worden war. Ashraf
soll jetzt vor allem seinen Parteifreund Präsident Asif Ali Zardari
Korruptionsverfahren vom Hals halten. Denn die Oberste Justiz will den
Präsidenten zu Fall bringen. Ashraf wurde wohl auch deshalb gewählt, weil
er nicht lange im Amt bleiben dürfte. Über vorgezogene Neuwahlen wird
spekuliert.
Der bisherige Premier Yusuf Raza Gilani hatte vergangene Woche seinen
Posten räumen müssen, nachdem ihn das Oberste Gericht für amtsunfähig
erklärt hatten. Die Richter hatten Gilani vergeblich aufgefordert, die
Schweiz zu bitten, ein Korruptionsverfahren gegen Präsident Zardari wieder
zu eröffnen. Doch Gilani widersetzte sich. Das Oberste Gericht verurteilte
ihn darauf wegen Missachtung der Justiz zu einer symbolischen Haftstrafe.
Damit war er vorbestraft und laut Verfassung amtsunfähig.
## Eine Petition bereits eingebracht
Dieses Schicksal droht auch Ashraf. Am Sonntag wurde bereits eine Petition
eingebracht, die ihn auffordert, einen Brief an die Schweizer Justiz zu
schreiben. Doch Pakistans Oberster Richter, Iftikar Chaudhry, sitzt dem
neuen Regierungschef auch wegen einer anderen Sache im Nacken: Sein Gericht
wirft Ashraf vor, Bestechungsgelder für die Vermietung von Stromgeneratoren
kassiert und damit Immobilien in London gekauft zu haben.
Der Skandal trug Ashraf den Spitznamen „Miet-Raja“ ein. Viele Pakistaner
machen den Politiker aus der Provinz Sindh für die verheerende Energiekrise
im Land mit mehr als 20-stündigen Stromausfällen verantwortlich.
Ashraf hatte zwischen 2008 und 2011 als Energieminister stets vollmundig
versprochen, die Energiekrise „bis zum Ende des Jahres“ zu lösen. Die
leeren Worte wurde dann selbst dem damaligen Premier Gilani zu viel: Er
forderte Ashraf auf, keine weiteren „Dezember-Deadlines“ mehr auszugeben.
Dies hielt Ashraf nicht davon ab, der Bevölkerung bei seiner Wahl am
Freitag erneut zu versprechen, die Energiekrise rasch zu lösen.
25 Jun 2012
## AUTOREN
Agnes Tandler
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