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# taz.de -- Flughafen: "Der Brandschutz ist komplex geworden"
> Die Koordinierung beim Bau der Anlage war mangelhaft, kritisiert der
> Bundesverband Technischer Brandschutz
Bild: Brandschutz muss ineinandergreifen wie ein Uhrwerk
taz: Herr Krause, die Eröffnung des Großflughafens wurde wegen Mängeln bei
der Brandschutzanlage abgesagt. Warum ist es so schwer, eine solche Anlage
zu bauen?
Wolfram Krause: Eine Brandschutzanlage für einen Flughafen ist etwas ganz
anderes als bei einem Privatgebäude oder in einem einfachen
Industriegebäude. Da müssen sehr, sehr viele unterschiedliche Techniken
zusammenspielen.
Welche denn?
Zunächst müssen die baulichen Gegebenheiten ein Übergreifen von Bränden
verhindern. Zum Löschen gibt es ein Sprinkler-System. Im Fall eines Feuers
schlägt die Brandmeldetechnik Alarm, nachdem zahlreiche Detektoren Hitze,
Rauch oder Brandgase registriert haben. In Berlin hat besonders die
Entrauchung für Probleme gesorgt. Alarmierungseinrichtungen schließen dabei
Brandschutztüren automatisch und sichern einen Abzug des Rauchs.
Macht sich jetzt die Brandschutz-Branche über die Ereignisse in Berlin
lustig?
Also, darüber lustig macht man sich bestimmt nicht. Viele unserer
Mitgliedsfirmen sind direkt an diesen Brandschutzmaßnahmen beteiligt. Es
ist ja nicht so, dass eine Firma die ganze Brandschutztechnik einbaut.
Ist das Ganze ein Koordinationsproblem?
Der ganze Brandschutz muss ineinandergreifen wie ein Uhrwerk, das ist klar.
Das muss aber von oben gesteuert werden. Darum gibt es ja, bevor die Firmen
beauftragt werden, eine Brandschutzplanung.
Hat sich die Flughafengesellschaft übernommen? Sie sagt selber, dass die
Anlage sehr komplex sei.
Der Brandschutz auf Flughäfen ist generell sehr komplex geworden. Das
Sicherheitsdenken ist ausgeprägter als früher. Auch aus der
Brandkatastrophe 1996 am Düsseldorfer Flughafen, wo 17 Menschen starben,
hat man gelernt.
Die Brandschutzanlage am BER scheint eine unendliche Geschichte zu sein.
Nun sollen Schächte wegen Kabelproblemen wieder ausgebaut werden. Ist das
normal bei solchen Großprojekten?
Eigentlich muss besser geplant werden.Unsere Firmen haben berichtet, dass
zum Teil noch gar nicht die baulichen Gegebenheiten vorhanden waren, als
sie ihren Brandschutz einbauen wollten. Hier hat es wirklich massiv an der
Baukoordinierung gefehlt. Für uns als Branche ist die ganze Diskussion aber
wichtig, weil damit der Brandschutz stärker ins Bewusstsein rückt. Das ist
ein unfreiwilliger, aber positiver Effekt der ganzen Pannen.
Die Flughafengesellschaft wollte eine „Mensch-Maschine-Lösung“: 700 Türen
sollten im Notfall manuell betätigt werden. Ist das realistisch?
In meinen Augen ist diese Lösung von vornherein eine Illusion gewesen. Der
Versuch, zu retten, was zu retten ist. Es ist gut, dass der zuständige
Landrat da gesagt hat, da mache ich nicht mit. Gerade in der Phase einer
Flughafeneröffnung, wo vieles noch nicht reibungslos klappt, ist ja das
Risiko von Bränden besonders groß, wenn irgendwo ein Kurzschluss entsteht.
Gibt es bei den Abnahmekriterien Spielraum?
Es gibt Richtlinien für den Brandschutz. Und diese müssen erfüllt werden.
Wenn nicht, wird die Abnahme nicht erteilt.
War es dann naiv von der Flughafengesellschaft zu glauben, eine
provisorische Lösung genehmigt zu bekommen?
Das wird halt versucht. In der Vergangenheit wurden oft Kompromisse gemacht
nach dem Motto, es funktioniert zwar noch nicht, aber wir kriegen das im
laufenden Betrieb ja schon in Ordnung. Ich finde es gut, dass man hier
konsequent Nein gesagt hat.
Es gibt Leute, die sagen, die Anlage wird niemals in Betrieb gehen, weil
sie so komplex sei.
Das halte ich für übertrieben. Der Brandschutz ist sehr wohl machbar. Aber
ich kann nicht einschätzen, inwieweit die baulichen Gegebenheiten noch im
Rückstand sind. Und ob man jetzt genug Geld in die Hand nimmt, um die Dinge
korrekt umzusetzen.
26 Jun 2012
## AUTOREN
Johannes Kulms
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