# taz.de -- Doku über reiche Wohltäter: Alles nur für ein gutes Gefühl | |
> Warum Spenden Milliardäre ihre Milliarden? „Das Gewissen der | |
> Superreichen“ fragt die reichen Wohltäter nach ihren Motiven für ihre | |
> Lust am Teilen. (22.45 Uhr, ARD) | |
Bild: Die französische Bankerin Ariane de Rothschild beim Dinner mit Warren Bu… | |
Es klingt zunächst nach einem modernen Ammenmärchen: Der Großinvestor | |
Warren Buffett und Microsoftgründer Bill Gates besitzen Milliarden | |
US-Dollar, mehr als sie im Leben ausgeben können. Deswegen starteten die | |
zwei Unternehmer 2010 das Projekt „The Giving Pledge“ (Das | |
Spenden-Versprechen). Die Philanthropen, wie sich Gates und Buffet selbst | |
betiteln, wollen ganz in amerikanischer Tradition mit einer wohltätigen | |
Geste die Hälfte ihres Vermögens mit der Gesellschaft teilen. | |
70 Milliardäre unterzeichneten bislang in den USA das | |
Milliardenversprechen, darunter Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, | |
Hotelkettenerbe Barron Hilton und Filmproduzent George Lucas. Es ist ein | |
moralisches Versprechen für ein oberflächlich reines Gewissen – rechtlich | |
nicht bindend. Mit dem goldenen Topf von aktuell ungefähr 200 Milliarden | |
Dollar wollen sie die Welt verändern. | |
Nur wie genau, scheinen sie auch nicht zu wissen. Bill Gates hat die | |
Führung von Microsoft abgegeben und widmet sich ausschließlich der eigenen | |
Stiftung, in die das Geld des Milliardenversprechens fließt. Für seine | |
Gesundheitsprojekte in Afrika finanziert er in windige Aktien, deren Ziel | |
kaum die Rettung der Welt sein kann – Geldgeschenke mit Schattenseiten. | |
Der ARD-Dokumentarfilm „Das Gewissen der Superreichen“ zeigt die | |
Innenansicht von „The Giving Pledge“. So begleiteten die Regisseure Ralph | |
Gladitz und Gisela Baur Großinvestor Buffett 18 Monate in seinem Alltag und | |
zeigen einen reichen Onkel, der in seinem Lieblingsrestaurant Steak und | |
Vanilleeis isst. Leider wird nur an der Oberfläche des spektakulären | |
Milliardenversprechens gekratzt, das philanthropische Gewissen der | |
Multimilliardäre wird lediglich von anderen Vermögenden beurteilt. | |
## Rechtlich nicht bindend | |
Außerhalb des exklusiven Clubs der Mächtigen begeben sich Gladitz und Baur | |
kaum. Auch Ansichten von Milliardären, die sich der Wohltätigkeit | |
entziehen, werden nicht gezeigt. Zwar kommen Anhänger der Occupy-Bewegung | |
zu Wort, doch sind diese Szenen schlicht zu kurz. Und so bleibt „Das | |
Gewissen der Superreichen“ ein harmloser Dokumentarfilm über Milliardäre, | |
die ihr Geld in die Welt verschenken. | |
Auf Kritiker von „The Giving Pledge“ stoßen die Regisseure in Europa. Dem | |
einflussreichen Reeder Peter Krämer missfällt die große amerikanische Geste | |
des Schenkens. In Europa gebe es nur relative Armut. Und die müsse der | |
Sozialstaat seiner Meinung nach richten. Krämer startete lieber mit dem | |
südafrikanischen Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela das private | |
Projekt „Schulen für Afrika“ und verdoppelt alle Gelder, die für die | |
Initiative gespendet werden. | |
## Banken und Charitywelt | |
In ihrem Palais schwadroniert die französische Baronin Ariane de Rothschild | |
über philanthropische Familientradition und die Pflicht und Verantwortung, | |
sich für die Gesellschaft einzusetzen. Die Gesellschaft, als abstrakter | |
Begriff, für alles außerhalb ihrer Banken- und Charitywelt. Zu ihren | |
Projekten gehört beispielsweise ein lokales Schokoladengeschäft mit | |
Fair-Trade-Produkten. | |
Aber es gibt in Europa auch Milliardäre, die Buffett und Gates für eine | |
Unterschrift überzeugen konnten: Der Deutschamerikaner Nicolas Berggruen | |
unterschrieb zwar das Milliardenversprechen, geht jedoch auch seine eigenen | |
wohltätigen Wege. Neben der Unterstützung des jüdischen Museums in Berlin | |
forciert und finanziert er einen Think-Tank, dem unter anderem der | |
ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder angehört. Hier sollen die | |
Mächtigen in Regierungen beeinflusst werden. | |
3 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Janina Bembenek | |
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