| # taz.de -- Sexismus auf Werbeplakaten: Der Hintern muss weg | |
| > Die Linkspartei und Bürger kritisieren ein Werbeplakat der Internetseite | |
| > Citysexxx.de, auf der man Prostituierte buchen kann. Das sei | |
| > frauenfeindlich | |
| Bild: Regt Anwohner auf: sexistisches Plakat an der Feldstraße | |
| HAMBURG taz | An der Feldstraße hängt auf einem Anhänger ein zerrissenes | |
| Plakat, darauf ist der Hintern einer Frau abgebildet. Sie beugt sich nach | |
| vorne, damit Passanten ihre Kurven bewundern können. Sie trägt Tanga und | |
| Strapse. Der Werbespruch ist noch zu lesen: „Nur für dich!“ Er wirbt für | |
| die Internetseite [1][www.citysexxx.de], auf die man „klicken, und gleich | |
| ficken“ kann, wie es dort heißt. Das Angebot hat jemandem wohl nicht | |
| gefallen. | |
| Damit ist genau das geschehen, was Theresa Jakob wollte: „Das Plakat musste | |
| verschwinden! Das sehen doch auch Kinder und Jugendliche“, kritisiert sie. | |
| „Jungs formen sich daraus ihr Frauenbild und Mädchen fragen sich, in was | |
| für einer Welt sie leben.“ Jakob war drei Jahre lang im Frauen- und | |
| Lesbenrat des Allgemeinen Studierendenausschusses tätig und setzte sich | |
| gegen Sexismus ein. „Der Scheiß wird anscheinend immer schlimmer“, regt sie | |
| sich auf. | |
| ## Prostituierte „bestellen“ | |
| Wer dem Aufruf des besagten Plakates folgt, kann auf der Internetseite | |
| Prostituierte „bestellen“ – wie eine Pizza, drastisch formuliert. Sei es | |
| die „geile Sexgöttin“, die „nymphomanische Sklavin“ oder das „heiße | |
| Sexkätzchen“, fündig wird man schnell. Man kann ihre Profile anklicken, auf | |
| denen ihre Handynummer, Brustgröße, Herkunft, ein Straßenname sowie | |
| freizügige Fotos zu sehen sind. | |
| Für den auf Werberecht spezialisierten Juristen Christoph Nebgen befindet | |
| sich diese Aktion in einer rechtlichen Grauzone. Zwar besagt der Paragraf | |
| 120 des Ordnungswidrigkeitengesetzes (OWiG), dass jegliche Werbung für | |
| Prostitution in der Öffentlichkeit strafbar ist. Doch der Bundesgerichtshof | |
| hat das Gesetz vor sechs Jahren gelockert. Werben für Sex ist seitdem nicht | |
| mehr per se sittenwidrig. Erforderlich für ein Verbot ist heute „eine | |
| konkrete Beeinträchtigung von Rechtsgütern der Allgemeinheit, namentlich | |
| des Jugendschutzes“. | |
| Ist das bei diesem Plakat der Fall? „Es bewegt sich gewiss auf dünnem Eis“, | |
| sagt Nebgen. Denn eine Internetwerbung mit detaillierter | |
| Leistungsbeschreibung für sexuelle Dienste sei trotz Lockerung des | |
| Paragrafen 120 des OWiG ordnungswidrig. Demnach sei auch das Werben für | |
| eine solche Internetseite zu verurteilen. Fakt ist: Wenn ein Zehnjähriger | |
| das Plakat sieht und die Webseite besucht, könnte er eine „geile Sexgöttin�… | |
| anrufen. | |
| Auch der Werberat beurteilt das Plakat kritisch. Er ist eine Institution, | |
| die Bürgern hilft, gegen kritikwürdige Werbung vorzugehen, auch wenn an | |
| ihnen rechtlich nichts zu beanstanden ist. „Besonders die Fokussierung auf | |
| den Hintern der Frau finden wir problematisch“, sagt die Geschäftsführerin | |
| des Werberats, Julia Busse, „da sie als Objekt dargestellt wird.“ Dennoch | |
| müsse man die Dienstleistung anerkennen, für die hier geworben wird. | |
| ## „Klar frauenfeindlich“ | |
| Laut der Bürgerschaftsabgeordneten der Linksfraktion, Kersten Artus, | |
| überspannt diese Werbeaktion jedoch klar den Bogen. Deswegen hat sie eine | |
| Kleine Anfrage an den Senat gestellt, in der sie fragt, ob die Plakate im | |
| Einklang mit dem Jugendschutz stehen und ob der Senat erwägt, sie wegen | |
| sexistischer und frauenfeindlicher Botschaften zu verbieten. „Gewiss darf | |
| im erträglichen Rahmen für Prostitution geworben werden“, sagt Artus. „Ab… | |
| jeder Jugendliche kann das Plakat mit seinem Smartphone scannen. So etwas | |
| sind wir selbst im liberalen Hamburg nicht gewohnt, das geht zu weit.“ | |
| Daher müsse die Stadt reagieren. „Denn diese Internetseite ist klar | |
| frauenfeindlich und geht über das verträgliche Maß hinaus.“ | |
| Der Senat hält sich bis dato mit einer Stellungnahme zurück. Auch die | |
| Betreiber der Internetseite möchten sich nicht äußern. So steht das Plakat | |
| weiterhin an der Feldstraße; zerrissen zwar, doch sichtbar für jeden. | |
| 11 Jul 2012 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.citysexxx.de | |
| ## AUTOREN | |
| Amadeus Ulrich | |
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