# taz.de -- Wirtschaftsfaktor Kultur: Wenn Künstler Arbeitsplätze schaffen | |
> Eine Studie belegt die wirtschaftliche Bedeutung von Museen und Galerien | |
> für Berlin. Allein das Geld, das die Galerie C/O in die Stadt zieht, kann | |
> fast 70 Menschen ein Auskommen ermöglichen. | |
Bild: Ein Publikumsmagnet: die Fotogalerie C/O in der Oranienstraße. | |
Berliner Museen und Galerien werden nach einer Studie der Investitionsbank | |
Berlin (IBB) als Wirtschaftsfaktor immer bedeutender. 2010 erzielten sie | |
263,2 Millionen Euro Umsatz – 25 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Von 2002 | |
bis 2010 stieg die Besucherzahl um 6 Millionen oder 73 Prozent. Der | |
Bundesschnitt lag bei nur 8 Prozent. | |
Den Löwenanteil beim Umsatz machten Kunstgalerien aus, die einen Umsatz von | |
193 Millionen Euro auswiesen. Mit dem hierbei erzielten Plus von 22,7 | |
Prozent liegt Berlin der Studie zufolge deutlich über dem Bundesschnitt von | |
11 Prozent. | |
Exemplarisch wurde in der Studie die Wirtschaftskraft der Fotogalerie C/O | |
beleuchtet. Die etwa 180.000 Besucher pro Jahr brächten Handel, Hotellerie | |
und Wirtschaft in Mitte im Jahresdurchschnitt insgesamt 6,43 Millionen Euro | |
an Kaufkraft. Dadurch könnten laut Studie in den nächsten fünf Jahren im | |
Schnitt 69 neue Arbeitsplätze pro Jahr entstehen. 70 Prozent dieser | |
Beschäftigungseffekte entstünden in der Dienstleistung, der Rest im | |
produzierenden Gewerbe. | |
## Auch das Image gewinnt | |
Schwer messbar ist nach den Worten der Autoren ein weiterer Effekt, der | |
volkswirtschaftlich aber bedeutsam ist: „der Imagegewinn durch die | |
Darstellung Berlins als Deutschlands lebendigstes Kunstzentrum“. Dabei sei | |
die nationale und internationale Medienberichterstattung von Bedeutung. | |
Der Direktor der Fotogalerie, Stephan Erfurt, begrüßte, dass „endlich eine | |
neutrale Institution wie die Investitionsbank die Wirtschaftskraft der | |
Berliner Kultur untersucht hat“. Das C/O bereichere die Stadt nicht nur | |
durch inhaltliche Arbeit, sondern stärke sie auch wirtschaftlich. Als | |
Reaktion auf die Studie erhofft sich Erfurt „endlich Standortsicherheit“ | |
für die Fotogalerie. | |
Die privat finanzierte Galerie, die Größen wie Annie Leibovitz und Peter | |
Lindbergh präsentierte, muss umziehen, weil das Postfuhramt an der | |
Oranienburger Straße einen neuen Eigentümer hat. Am neuen Standort im | |
Atelierhaus im Monbijoupark stehe aber noch die Änderung des Bebauungsplans | |
aus, sagte Erfurt. Die Bezirksverordnetenversammlung in Mitte müsse nun | |
entscheiden, inwieweit Kultur gewünscht ist. Das C/O wurde 2000 gegründet | |
und zählt im Schnitt zwischen 45 und 50 Mitarbeitern. (dapd) | |
16 Jul 2012 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Letztes Wochenende im Postfuhramt: Das Haus der Möglichkeiten | |
Wo einst die Post ihre Pferde unterbrachte, entstand Mitte der 90er ein | |
Freiraum für Kreative. Doch mit der Fotogalerie C/O Berlin muss nun der | |
letzte dieser Nutzer raus. | |
Gemäldegalerie Berlin: Angriff der Gegenwart | |
Die Gemäldegalerie soll aus ihrem Haus am Potsdamer Platz in das viel zu | |
enge Bodemuseum. Es gehört Chuzpe dazu, diese Rochade eine „historische | |
Chance“ zu nennen. |