# taz.de -- Malis Übergangsregierung wackelt: Präsident entmachtet Regierungs… | |
> Im westafrikanischen Mali wird weiter um die politische Macht gerungen. | |
> Interimspräsident Traoré hat Regierungschef Diarra entmachtet und sich | |
> selbst mehr Kompetenzen verschafft. | |
Bild: Malis Interimspräsident Dioncounda Traoré zieht die Macht an sich. | |
BAMAKO afp | Der Interimspräsident von Mali, Dioncounda Traoré, hat den | |
Übergangsregierungschef Cheick Modibo Diarra faktisch entmachtet. Traoré | |
beschnitt am Sonntag die Kompetenzen des Ministerpräsidenten und schuf | |
zugleich neue Organe, mit deren Hilfe die Krise im Norden des Landes | |
beigelegt werden soll. | |
In einer im Staatsfernsehen verbreiteten Rede an die Nation verkündete | |
Traoré, er habe einen Hohen Staatsrat begründet, dem er selbst vorstehe, | |
und der die Verfassung Malis "vervollständigen" und den | |
"gesellschaftlich-politischen Realitäten anpassen" solle. | |
Zudem werde er persönlich die Beratungen über die Bildung einer Regierung | |
der nationalen Einheit leiten, sagte Traoré weiter. Eine neue nationale | |
Kommission werde ferner Friedensverhandlungen mit den Islamisten führen, | |
die Nord-Mali kontrollieren. | |
Am Samstag hatte Übergangs-Ministerpräsident Diarra noch seinen von den | |
wichtigsten Parteien des Landes geforderten Rücktritt abgelehnt. Das Land | |
habe ihm diese Aufgabe anvertraut und er werde nicht abtreten, sagte der | |
zunehmend umstrittene Diarra dem Fernsehsender Africable. Traoré war erst | |
am Freitag nach zweimonatiger ärztlicher Behandlung in Frankreich wieder in | |
die Heimat zurückgekehrt. | |
Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) hatte Mali zur | |
Bildung einer Regierung der nationalen Einheit bis zum 31. Juli | |
aufgefordert. | |
In Mali hatte am 22. März eine Gruppe von Soldaten den langjährigen | |
Präsidenten Amadou Toumani Touré gestürzt. In dem Machtvakuum nach dem | |
Putsch im März gelang es den Tuareg-Rebellen und den mit ihnen verbündeten | |
Islamisten innerhalb weniger Tage, den gesamten Norden des Landes unter | |
ihre Kontrolle zu bringen. Seitdem wurden die Tuareg-Rebellen jedoch von | |
den Islamisten aus den wichtigsten Städten Timbuktu, Gao und Kidal | |
vertrieben. Die Islamisten führten in Timbuktu das islamische Recht der | |
Scharia ein und zerstörten eine Reihe von islamischen Heiligengräbern. | |
30 Jul 2012 | |
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