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# taz.de -- Tierschutz gilt nur für EU-Hühner: Käfighaltung als Exportschlag…
> Hühner in Legebatterien zu halten, ist in Deutschland und der EU
> verboten. Trotzdem unterstützt die Bundesregierung den Bau solcher Käfige
> in der Ukraine.
Bild: Eng ist es – und das ist sogar die in der EU erlaubte Form der Käfigha…
BERLIN taz | Deutschland unterstützt den Bau von Legehennen-Fabriken in der
Ukraine, obwohl diese Art von Käfighaltung in Deutschland und der EU
verboten ist. Die Bundesregierung hat Exportkreditgarantien für den Bau von
zwei Eierfabriken vergeben: In einem Fall geht es um eine Anlage für drei
Millionen Hennen, im anderen sogar für fünf Millionen. In Deutschland
werden in der Regel maximal 50.000 Tiere pro Betrieb gehalten.
Seit dem 1. Januar 2010 ist die Haltung in Legebatterien für Hühner in
Deutschland verboten. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) brüstet
sich sogar, mit dem Verbot zwei Jahre schneller gewesen zu sein als die EU.
Das Ministerium fordert auch, bei Verstößen Strafzahlungen zu erheben. Zur
Vergabe von Kreditgarantien für Betriebe, die offensichtlich EU-weit
verbotene Haltungsmethoden einsetzen, wollte sich das Ministerium am Montag
nicht äußern. Das sei Angelegenheit des Wirtschaftsministeriums, hieß es.
Mit Exportkreditgarantien geförderte Projekte müssen einige Kriterien
erfüllen. Die Bundesregierung wolle so „einen Beitrag zu einer globalen
nachhaltigen Entwicklung“ leisten, heißt es auf der Website des
Versicherers, der die Kreditvergabe im Auftrag des Wirtschaftsministeriums
abwickelt. Das Ministerium selbst verwies am Montag auf Anfrage auf die
OECD-Umweltleitlinien, an denen sich die Vergabe der Bürgschaften
orientiere. Der Tierschutz spielt in diesen Förderkriterien allerdings
keine Rolle.
„Ein Unding“, findet Reinhild Benning, Agrarexpertin des Bunds für Umwelt
und Naturschutz Deutschland (BUND). „Es ist nicht nachvollziehbar, warum
die anerkannte Umweltrelevanz solcher Haltungsbedingungen hier nicht
berücksichtigt wird.“ Zudem würden Verbraucher getäuscht, die Käfighaltung
mehrheitlich ablehnten, die Eier aus der Ukraine aber in verarbeiteter Form
auf den Tisch bekämen. Der BUND fordert die Bundesregierung daher auf, die
Vergabe von Bürgschaften für solche Betriebe einzustellen und zudem eine
Kennzeichnungspflicht für verarbeitete Eier aus Käfighaltung einzuführen.
Die deutsche Geflügelwirtschaft fürchtet vor allem die Konkurrenz aus der
Ukraine. Müssen sich deutsche Geflügelbauern doch an die strenger werdenden
Auflagen halten und Gewinneinbußen in Kauf nehmen. Der Vorsitzende der
niedersächsischen Geflügelwirtschaft, Wilhelm Hoffrogge, kritisiert in der
Neuen Osnabrücker Zeitung einen Widerspruch in der Politik der
Bundesregierung. Er fordert, „dass keine Lebensmittel nach Deutschland
exportiert werden dürfen, die nicht nach deutschen Standards hergestellt
werden“.
Laut Wirtschaftsministerium hat die ukrainische Betreiberfirma der beiden
Legehennenfarmen, die Avangardco IPL, bisher keine Eier in die EU
exportiert. Nach eigenen Angaben ist Avangardco derzeit Marktführer im
europäisch-asiatischen Raum. Das Unternehmen hält momentan über 25
Millionen Hennen auf 19 ukrainischen Farmen – durchschnittlich 1,3
Millionen Tiere pro Betrieb.
6 Aug 2012
## AUTOREN
Miriam Hauft
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