| # taz.de -- Ramadan II: Ein bisschen wie Weihnachten | |
| > Auch wenn's im Supermarkt mal länger dauern kann - der islamische | |
| > Fastenmonat prägt das Berliner Stadtbild kaum. In mehrheitlich | |
| > muslimischen Ländern ist das völlig anders. | |
| Bild: Leckereien in einer türkischen Bäckerei. | |
| Auf den ersten Blick fällt es in Berlin kaum auf, dass gerade Ramadanzeit | |
| ist. Zwar ist der islamische Fastenmonat für viele Muslime ein bisschen wie | |
| Weihnachten für Kulturchristen, aber als Außenstehender bekommt man | |
| hierzulande wenig davon mit. Vielleicht geht in manchem türkischen | |
| Supermarkt oder Restaurant alles langsamer als sonst, weil Mitarbeiter | |
| fasten. Und in einigen Schulen oder Firmen mit einem hohen Anteil an | |
| Muslimen hat man sich darauf eingestellt. Aber nur ein kleiner Teil der | |
| muslimischen Berliner fastet tatsächlich, was man schon daran sieht, das in | |
| vielen türkischen Cafés auch tagsüber der gewohnte Betrieb herrscht. | |
| Erst in den vergangenen Jahren ist der Fastenmonat durch Festivals wie „Die | |
| Nächte des Ramadan“ stärker ins öffentliche Interesse gerückt. Aber der | |
| Ramadan ist ein Fest, das man vor allem im Kreis der Familie begeht. Nach | |
| Sonnenuntergang wird das Fastenbrechen zelebriert – zuerst mit einer | |
| Dattel, wie zu Zeiten des Propheten, danach wird meist viel und gut | |
| gegessen. | |
| In muslimisch geprägten Ländern ist das natürlich anders. Tagsüber haben | |
| dort viele Restaurants und Cafés geschlossen, dafür herrscht am Abend, nach | |
| Sonnenuntergang, umso mehr Trubel auf den Straßen. Wobei sich die | |
| Traditionen von Land zu Land unterscheiden: In Ägypten etwa sind die | |
| Straßen dann mit Ramadan-Laternen geschmückt, und vor vielen Moscheen | |
| stehen lange Tische mit Essen, das für die Armen und Bedürftigen gespendet | |
| wurde. Die meisten aber treffen sich auch hier zu Hause mit der Familie | |
| oder mit Freunden und schlagen kräftig zu, während im Fernsehen | |
| Ramadan-Serien laufen, die für viele Sender den Höhepunkt des Fernsehjahrs | |
| bilden. | |
| ## Ein sinnliches Fest | |
| Auch wenn es eigentlich um Askese geht, ist der Ramadan damit doch ein | |
| sinnliches Fest. Nichts essen, nichts trinken, kein Sex – das sind die | |
| Regeln, an die man sich im Fastenmonat den ganzen Tag lang halten soll. | |
| Ausgenommen davon sind Kinder, Alte, Kranke, Schwangere, Reisende. | |
| In diesem Jahr werden die Fastenden auf eine besonders harte Probe | |
| gestellt, weil die Tage im Sommer besonders lang sind. Der Ramadan fällt | |
| jedes Jahr in eine andere Zeit, weil er nach dem islamischen Mondkalender | |
| berechnet wird, sein Beginn unterscheidet sich darum auch geringfügig von | |
| Land zu Land. Weil die Berechnung dieser Zeiten recht kompliziert ist, | |
| bieten islamische Verbände Ramadan-Kalender an, auf denen die genauen | |
| Uhrzeiten vermerkt sind, wann an jedem Tag das Fasten beginnen und wann es | |
| enden sollte. | |
| Das Ende des Ramadans wird mit dem Zuckerfest begangen, das in diesem Jahr | |
| vom 19. bis zum 21. August gefeiert wird. Wieder werden Freunde und | |
| Verwandte besucht, und Kinder bekommen Geschenke und Geld zugesteckt: ein | |
| bisschen wie Weihnachten, wie gesagt. | |
| 13 Aug 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Bax | |
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