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# taz.de -- Kommentar Deutschtürken: Tendenz zum Rückzug
> Politik und Wirtschaft in Deutschland kann es kaum recht sein, wenn
> gerade die dritte Generation der Deutschtürken an Auswanderung denkt.
Viel Neues hat die [1][Studie über Deutsch-Türken] nicht zu Tage gebracht.
Überraschen kann es auch nicht, dass gerade viele Deutsch-Türken auf
Distanz zu Deutschland gehen. Nach den vielen Zumutungen der letzten Jahre,
von den unsäglichen Islamdebatten über Sarrazin bis hin zu den Morden der
NSU ist es wenig erstaunlich, dass sich bei jungen Deutschtürken die
Tendenzen zum Rückzug in die eigene Gruppe und zu einem trotzigen
Bekenntnis zur eigenen Religion verstärkt haben.
Übergehen muss man konservative Einstellungen zur Homosexualität oder die
Ablehnung von Atheisten und Juden damit noch lange nicht. Und wo solche
Einstellungen ihrerseits zu diskriminierendem Verhalten führen, auf der
Straße oder auf dem Schulhof, muss man ihnen entschieden entgegen treten.
Aber es wäre falsch, diese Studie zum Anlass zu nehmen, um mal wieder die
Integrationsfähigkeit der größten Migrantengruppe in Frage zu stellen,
dafür sind die Ergebnisse im Detail auch zu widersprüchlich.
Deutschland muss sich vielmehr fragen, wo es selbst bei der Integration
versagt, denn auch davon zeichnet die Studie ein beredtes Bild. Anders
gesagt: Es muss den Kampf gegen Diskriminierungen jeder Art endlich ernster
nehmen.
Erst vor zwei Wochen hat eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des
Bundes gezeigt, dass sich viele türkischstämmige Bürger, aber auch
Zuwanderer aus Afrika, Asien und Lateinamerika auf dem Arbeitsmarkt, in den
Behörden und im Bildungsbereich nach wie vor benachteiligt sehen. Dass
junge Deutschtürken darauf reagieren, indem sie die Türkei verklären oder
mit dem Gedanken spielen, aus Deutschland wegzugehen, ist evident. Entgegen
kommt ihnen dabei, dass die Türkei derzeit einen beispiellosen
Wirtschaftsboom erlebt, der das Land als Alternative attraktiv macht.
Politik und Wirtschaft in Deutschland kann es allerdings kaum recht sein,
wenn sich gerade die zweite und dritte Generation, die hierzulande
ausgebildet wurde, mit Auswanderungsgedanken trägt. Sie sollten deshalb
etwas dagegen tun, um einer weiteren Entfremdung entgegen treten. So lange
die Bundesregierung aber zum Beispiel der Meinung ist, dass der deutsche
Pass erst „am Ende einer gelungenen Integration“ stehen kann, darf sie sich
über eine fehlende Identifikation vieler Migranten mit diesem Land nicht
wunder.
19 Aug 2012
## LINKS
[1] /Studie-zu-Migranten-aus-der-Tuerkei/!99878/
## AUTOREN
Daniel Bax
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