# taz.de -- Neue Kennzeichnung: So viel Ordnung muss sein | |
> Bezirkspolitiker wollen Mitarbeiter des Ordnungsamts Reinickendorf mit | |
> Dienstnummern und Namensschildern ausstatten. Der zuständige Stadtrat | |
> sieht keine Notwendigkeit. | |
Bild: Die Kennzeichnungspflicht macht, wie hier in Schleswig-Holstein, Schule. | |
Die Polizei hat vor einem Jahr den Anfang gemacht, nun sollen die | |
Ordnungsämter folgen – zumindest das in Reinickendorf. Die | |
Bezirksverordneten von Grünen und SPD haben einem Antrag der Piraten | |
zugestimmt, die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer | |
individuellen Kennzeichnung auszustatten. Wie die Polizei sollen sie selbst | |
entscheiden, ob sie ihren Namen oder eine Nummer tragen. Die | |
Ordnungsamtsmitarbeiter sind nicht begeistert von den Plänen. Der | |
Reinickendorfer Stadtrat für Ordnungsangelegenheiten, Martin Lambert (CDU), | |
teilt die Bedenken. „Aus meiner Sicht besteht keine Notwendigkeit für eine | |
individuelle Kennzeichnung“, sagte Lambert am Donnerstag zur taz. | |
Das Zünglein an der Waage waren die Grünen. Eigentlich bilden sie in | |
Reinickendorf mit der CDU eine Zählgemeinschaft, und die CDU ist strikt | |
gegen eine individuelle Kennzeichnung. Am Montag, als der Antrag im | |
Bezirksausschuss für Ordnungsangelegenheiten zur Abstimmung stand, hoben | |
die Grünen ihre Hand zusammen mit den Piraten und der SPD. Jetzt muss das | |
Rechtsamt eine Stellungnahme zu der geforderten Kennzeichnung abgeben. Das | |
Rechtsamt wird die Personalräte anhören, die strikt gegen die Maßnahme | |
sind. Segnet die Bezirksverordnentenversammlung (BVV) den Beschluss auf | |
ihrer nächsten Sitzung im September ab, wäre die Kennzeichnung beschlossene | |
Sache. | |
Anke Petters, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der BVV Reinickendorf, ist | |
sich sicher, dass es dazu kommen wird. Bei der Polizei seien schließlich | |
schon alle rechtlichen Fragen geklärt worden. Wer lieber eine Nummer tragen | |
möchte, könne das tun. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.“ Petters | |
versteht die individuelle Kennzeichnung als Ausdruck von mehr Bürgernähe. | |
Sie erwarte von Stadtrat Lambert, dass er den Beschluss zügig umsetze, | |
sagte Petters zur taz. | |
Der Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Polizei, Klaus Eisenreich, | |
hat Lambert am Donnerstag aufgefordert, den Beschluss nicht umsetzen. „Das | |
politische Bezirksamt muss den Beschlüssen der BVV nicht folgen“, sagte | |
Eisenreich zur taz. Stadtrat Lambert sagte, seine Hoffnung sei, das | |
Verfahren von rechtswegen anhalten zu können. „Ich halte nichts von | |
Tricksereien.“ | |
Schon jetzt sei jeder Ordnungsmitarbeiter angewiesen, dem Bürger auf | |
Nachfrage die Behörden-Visitenkarte auszuhändigen. „In den letzten Jahren | |
gab es überhaupt keine Beschwerden.“ Durch die Dienstpläne sei jederzeit | |
nachvollziehbar, wer wann wo eingesetzt gewesen sei. Im Unterschied zu | |
Polizisten hätten Ordnungsamtsmitarbeiter weniger Eingriffsbefugnisse und | |
seien deshalb besonders gefährdet, wenn ihnen Bürger Böses wollten. „Die | |
Dienstkarte reicht aus“, sagte Jens-Holger Kirchner, grüner Stadtrat für | |
Stadtentwicklung in Pankow. Die Bezirke müssten gemeinsam mit dem Senat | |
entscheiden, meinte Lambert. „Ich wünsche mir eine stadtweite Diskussion.“ | |
23 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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