# taz.de -- Schulung weißrussischer Sicherheitskräfte: Streit über Castor-Sc… | |
> Jetzt auch auf Länderebene: Niedersachsens Opposition fordert Aufklärung | |
> über die Schulung von Sicherheitskräften aus Weißrussland beim | |
> Castortransport. | |
Bild: Wird hier gerade ausgebildet? | |
HANNOVER taz | Die Schulung weißrussischer Sicherheitskräfte beim | |
Castortransport im niedersächsischen Wendland 2010 hat ein Nachspiel im | |
Landtag in Hannover. „Erheblichen Aufklärungsbedarf“ haben nicht nur die | |
Landtagsgrünen. Die Linksfraktion wirft Innenminister Uwe Schünemann (CDU) | |
eine Falschauskunft zu dem Einsatz vor: In der Antwort auf ihre Anfrage zu | |
ausländischen Sicherheitskräften beim Castor 2010 ist vom Besuch aus | |
Weißrussland keine Rede. | |
Rund 500 Beamte des autoritären Regimes von Weißrusslands Machthaber | |
Alexander Lukaschenko haben Bundeskriminalamt und Bundespolizei zwischen | |
2008 und 2011 geschult, wie in diesen Tagen bekannt wurde. Darunter auch | |
Offiziere von Lukaschenkos Miliz, die für ihr brutales Vorgehen gegen | |
Oppositionelle bekannt ist. | |
Zweck der Schulungen laut Bundesregierung: Den Sicherheitskräften das | |
transparente und bürgernahe Verhalten der deutschen Polizei nahezubringen, | |
um Reformansätze in Weißrussland zu stärken. Eine Lektion für die Gäste aus | |
dem autoritär regierten Land: Der Polizeieinsatz beim Castortransport 2010, | |
mit etwa 20.000 PolizistInnen und 50.000 Demonstrierenden eines der | |
Großereignisse des Jahres. | |
„Äußerst fragwürdig“ findet den Einsatz der Grünen-Rechtspolitiker Helge | |
Limburg. Gemeinsam mit der innenpolitischen Sprecherin seiner Fraktion, | |
Meta Janssen-Kucz, fordert er Aufklärung über sämtliche Kooperationen | |
Niedersachsen mit weißrussischen Sicherheitsbehörden. | |
Der Linken-Umweltpolitiker Kurt Herzog nennt es „empörend“, dass die | |
Polizei der Lukaschenko-Diktatur in Deutschland geschult werde, | |
Demonstranten von Straßen und Schienen zu werfen. Er fordert eine | |
Erklärung, warum der Besuch im Parlament verschwiegen wurde. „Es liegt der | |
Verdacht nahe, dass man die im eigenen Land für ihre Brutalität bekannten | |
Polizisten aus der Öffentlichkeit heraushalten wollte“, sagt er. | |
Bislang hatte Niedersachsens Innenministerium lediglich den Einsatz | |
finnischer, polnischer, kroatischer, niederländischer und französischer | |
PolizistInnen beim Castor 2010 eingeräumt. Besonders umstritten war der | |
Besuch aus Frankreich: Auf Fotos ist das gewaltsame Vorgehen eines | |
Polizisten der französischen Eliteeinheit CRS in voller Montur samt | |
Schlagstock gegen Demonstranten dokumentiert. Ein Verfahren wegen | |
Amtsanmaßung hat die Staatsanwaltschaft Lüneburg gegen den Beamten | |
zwischenzeitlich eingestellt. | |
Zuständig für den Einsatz des CRS-Polizisten sei die Bundespolizei gewesen, | |
erklärte Innenminister Schünemann 2010 auf Linken-Anfrage. Die habe den | |
Einsatz weder mit seinem Haus noch mit der Polizeidirektion Lüneburg als | |
Castor-Gesamteinsatzleitung abgestimmt. | |
Auch über den Einsatz weißrussischer Sicherheitskräfte sei man nicht | |
informiert gewesen, wie Schünemann am Dienstag auf taz-Nachfrage erklärte. | |
Die Umstände würden derzeit geklärt. Womöglich hätten die Gäste Polizisten | |
eines anderen Bundeslandes zum Castor begleitet. Den Vorwurf der | |
Falschinformation des Parlaments weist er unterdessen zurück: Da er von den | |
Weißrussen im Wendland nichts wusste, habe er sie auch nicht erwähnen | |
können. | |
28 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
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