# taz.de -- Wirtschaft: Senatorin zahlt die Zeche | |
> Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz gibt Fehler bei der | |
> Ausschreibung des Messe-Chefpostens zu. Etwaige Kosten will sie | |
> persönlich tragen. | |
Bild: Kommt ins Grübeln: Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz. | |
Berlins Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz (parteilos) steht unter | |
Beschuss. Am Freitag gab sie zu, bei der zweiten Ausschreibung des | |
Chefpostens der Messe Berlin einen Formfehler begangen zu haben. „Soweit | |
dadurch Kosten entstanden sind, bin ich bereit, diese persönlich zu | |
tragen“, teilte von Obernitz mit, die stellvertretende Vorsitzende des | |
Messe-Aufsichtsrats ist. Zuvor hatte es Gerüchte über eine Ablösung der von | |
der CDU nominierten Senatorin gegeben. | |
Der aktuelle Messechef, Raimund Hosch, scheidet 2013 aus Altersgründen aus. | |
Im Auftrag des Aufsichtsrats kümmerte sich ein Personaldienstleister um die | |
Ausschreibung und legte dann eine Liste mit geeigneten Kandidaten vor. Die | |
bestand laut Wirtschaftsverwaltung aus drei Männern – und keiner Frau. Weil | |
dies womöglich gegen das Landesgleichstellungsgesetz (LGG) verstoße, habe | |
der Senat das Verfahren überprüft und Fehler festgestellt: So habe die | |
beauftragte Firma die Stelle nur im Internet veröffentlicht und nicht, wie | |
im LGG vorgeschrieben, zusätzlich in einer Zeitung. | |
Darum gab die Senatorin eine zweite Ausschreibung in Auftrag – bei einem | |
anderen Personaldienstleister, der den Auftrag in der ersten Runde nicht | |
erhalten hatte. „Aufgrund eines Formfehlers ist die Beauftragung dieser | |
Agentur nicht wirksam zustande gekommen“, teilte die Senatsverwaltung nun | |
mit. | |
Schon vorher hatte der Vorsitzende des Messe-Aufsichtsrats, Hans-Joachim | |
Kamp, Kritik geübt. Kamp, der auch den Aufsichtsrat des Philips-Konzerns | |
leitet, zeichnete für das erste Auswahlverfahren verantwortlich und hält | |
dieses für ordnungsgemäß. Außerdem hätte von Obernitz selbst gar keinen | |
neuen Auftrag vergeben dürfen, sagt Kamp. | |
Es ist nicht der erste Konflikt zwischen von Obernitz und dem Aufsichtsrat | |
eines öffentlichen Unternehmens: Ende Februar trat Peter Zühlsdorff vom | |
Aufsichtsratsvorsitz der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner | |
zurück, weil er mit von Obernitz nicht klarkam. Deren Gegner zeichnen nun | |
das Bild einer schwierigen, beratungsresistenten Senatorin. Aktuell gehe es | |
von Obernitz darum, zu verhindern, dass ein ihr angeblich missliebiger | |
Kandidat den Chefposten bei der Messe bekommt: der zweite Geschäftsführer | |
Christian Göke, der sich für die Nachfolge von Hosch beworben hat. | |
## CDU dementiert Gerüchte | |
Medien hatten am Freitag „hochrangige CDU-Kreise“ damit zitiert, dass „die | |
Luft um die Senatorin dünner“ werde. Gerüchte, die CDU suche bereits einen | |
Nachfolger, wies CDU-Generalsekretär Kai Wegner zurück. Doch das | |
Fehlereingeständnis der Senatorin ist Wasser auf die Mühlen ihrer Gegner – | |
auch wenn sie anbot, Kosten persönlich zu tragen. Eine Zeitungsanzeige, die | |
die falsch beauftragte Agentur für den Chefposten der Messe geschaltet | |
hatte, dürfte rund 15.000 Euro kosten. | |
Indessen forderten die Grünen von allen Beteiligten ein zügiges und | |
transparentes Verfahren zur Besetzung des Geschäftsführerpostens. „Die | |
Messe kann solche Turbulenzen nicht gebrauchen, denn es gibt wichtige | |
Zukunftsfragen wie etwa nach der Zukunft des Kongresszentrums ICC zu | |
klären“, sagte die wirtschaftspolitische Fraktionssprecherin, Nicole | |
Ludwig. Sie erwarte in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Montag | |
schnelle Aufklärung von der Senatorin. | |
7 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Puschner | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |