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# taz.de -- Wetterchaos bei den US Open: In der Zentrale des Wahnsinns
> Ein Tornado sorgt dafür, dass das Männerfinale der US Open verschoben
> wird. Langsam wird diese Ausnahme zur Regel.
Bild: Und es gibt wohl schlechtes Wetter.
Der letzte „Super Saturday“ der US Open war ein besonders verrückter.
Beendet von einem Tornado, der netterweise einen Bogen um das Stadion
macht, aber für dessen Evakuierung und ein vorzeitiges Ende sorgt. Geprägt
von fliegenden Stühlen und Mützen bei stürmischem Wind im ersten Spiel.
Mit Andy Murray als verdientem Sieger, dessen Pressekonferenz vom
berühmtesten aller James Bonds und einem nicht ganz unbekannten
Fußballtrainer gesprengt wird, zusammen mit der glücklichen Mutter des
Spielers, die sich bei einer Umarmung aber dessen Vorwurf anhören muss: „Du
riechst nach Wein.“ Hollywood, Traumfabrik? Nein. Flushing Meadows,
Zentrale des Wahnsinns.
Aber der Reihe nach. Die Meteorologen hatten einen komplizierten Tag
vorhergesagt. Die erste Bestätigung dieser These prasselte morgens auf die
Anlage. Nach dem Regenguss stand beim geplanten Spielbeginn um 11 Uhr das
Wasser im Arthur-Ashe-Stadion knöchelhoch. Kurz vor halb eins erschienen
Murray und der Tscheche Tomas Berdych auf dem Platz.
Der erste Satz war noch nicht beendet, da wurde das für den Abend geplante
Finale der Frauen zwischen Serena Williams und Wiktoria Asarenka um 24
Stunden verschoben, weil ein Tornado morgens nicht allzu weit entfernt in
Breezy Point/Queens Dächer abgedeckt hatte und ein weiterer für später in
der Nähe des Stadions erwartet wurde.
## Halbwegs normal Tennis spielen
Der Wind hatte alles im Griff. Er bewegte die Wolken mit einer
Geschwindigkeit, dass einem beim Blick zum Himmel schwindelig wurde.
Anfangs waren die vom nahen Flughafen La Guardia startenden Jets zu hören,
aber gespenstischerweise nicht zu sehen, und auf dem Platz versuchten die
beiden Halbfinalisten, halbwegs normal Tennis zu spielen.
Berdych dominierte zu Beginn und kam am Ende noch mal gefährlich auf,
Murray war alles in allem aber der bessere Mann, gewann verdient 5:7, 6:2,
6:1, 7:6 und bewies unter nahezu irregulären Umständen eine geradezu
buddhaartige Geduld. Berdych dagegen war hinterher frustriert und bedient
und forderte, für solche Fälle müsse es Regeln geben.
Murray tat sich leichter, dem Ganzen auch einen ironischen Aspekt
abzugewinnen, und meinte, die Leute sähen Profis bei solchen Bedingungen
gern zu, weil dann der Vergleich zu ihren eigenen Fähigkeiten nicht so
schlecht ausfalle. Als das Spiel der beiden um kurz vor halb fünf beendet
war, hatte der Sieger den verletzten Rafael Nadal von Platz drei der
Weltrangliste verdrängt, die Sonne schien, und der Wind hatte ein wenig
nachgelassen.
Aber angesichts der näher rückenden Sturmfront sprach nichts dafür, dass
das zweite Halbfinale zwischen Novak Djokovic und David Ferrer noch vor dem
nächsten Schauer beendet sein würde. Hätten beide Spiele parallel auf zwei
Plätzen stattgefunden, hätte es eine reelle Chance gegeben, rechtzeitig
fertig zu werden, doch das entsprach nicht den Vorstellungen des
übertragenden Fernsehsenders CBS und damit auch nicht den Vorstellungen der
Organisatoren.
## Imponierend starker Ferrer
Recht früh war klar, dass sich nicht würde vermeiden lassen, das Finale auf
den Montag zu verschieben. Zum fünften Mal in Folge. Überraschend war am
Ende nicht, dass das Spiel zwischen dem imponierend starken Ferrer und dem
mit Wind und Wetter hadernden Djokovic vertagt wurde, sondern allenfalls,
mit welcher Begründung.
Beim Stand von 5:2 für den Spanier erschien Oberschiedsrichter Brian Earley
und erklärte den Spielern, das Stadion müsse wegen einer Tornadowarnung
sofort evakuiert werden, das Spiel werde am nächsten Tag fortgesetzt. Die
24.000 Zuschauer wurden einen Moment später gebeten, die Anlage umgehend zu
verlassen, was sie zügig, aber ohne Hektik taten.
Zu diesem Zeitpunkt entließen Sir Sean Connery, der ehemalige James Bond,
und Sir Alex Ferguson, der heutige Manchester-United-Trainer, den
schottischen Landsmann Andy Murray gerade wieder an die Arbeit; nachdem
Ferguson sichtlich animiert als überraschender Gast der Pressekonferenz
erklärt hatte, die Schotten hätten nicht nur die Welt, sondern an diesem
Tag auch den Wind erfunden.
Die US Open dagegen haben sich dazu durchgerungen, ihre Erfindung „Super
Saturday“ wieder abzuschaffen. Im kommenden Jahr werden auch die Männer
wieder einen Ruhetag vor dem Finale bekommen.
9 Sep 2012
## AUTOREN
Doris Henkel
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