| # taz.de -- Berliner Cyberkonferenz: Ruhiger als im Vorjahr | |
| > Viele Ideen für ein freieres und sichereres Internet wurden bei der | |
| > Berliner Cyberkonferenz ausgetauscht. Doch was wird davon umgesetzt? | |
| Bild: Westerwelle betonte, dass geistige Eigentumsrechte im Internet geschützt… | |
| Staatliche Exportkontrollen für Spionage- und Zensurtechnologie und mehr | |
| Engagement für Internetsicherheit durch Software-Unternehmen – dies | |
| forderten Teilnehmer der zweiten Berliner Cyberkonferenz, die am Freitag zu | |
| Ende ging. Bill Echikson von Google appellierte am Freitag noch einmal an | |
| die deutsche Regierung: Geistige Eigentumsrechte dürften nur so weit | |
| greifen, dass die Meinungsfreiheit durch sie nicht eingeschränkt werde. | |
| Bei der Berliner Cyberkonferenz im Auswärtigen Amt diskutierten | |
| Wissenschaftler, Netzaktivisten und Menschenrechtsbeauftragte über die | |
| Frage, wie auf Grundlage der Menschenrechte ein freies und sicheres | |
| Internet geschaffen werden kann. Interessanterweise waren Microsoft und | |
| Google die Sponsoren. | |
| Diskutiert wurde auch zwischen den Workshops und Vorträgen. Die Stimmung | |
| wirkt familiär, viele kennen sich, andere nutzen die Gelegenheit, um sich | |
| zu vernetzen. Immer wieder muss der Pförtner die Glocke läuten, um die | |
| Besucher von den Esstischen zurück in die Konferenzräume zu lotsen. Der | |
| Zeitplan verschiebt sich nach hinten. | |
| Auch ein Thema der Veranstaltung waren Einschränkungen von Menschenrechten | |
| durch staatliche Internetzensur und die Frage, wie sie bekämpft werden | |
| können. Arvind Ganesan von Human Rights Watch forderte wirtschaftliche | |
| Sanktionen gegen Staaten, die den Zugang zum Internet einschränken. | |
| Außerdem sprach er sich für eine stärkere Exportkontrolle für | |
| Zensurtechnologie aus. Damit private Informationen im Netz besser geschützt | |
| werden, sollten in Zukunft vor allem die Software-Unternehmen in die | |
| Pflicht genommen werden. Ganesan forderte auch die Regierungen auf, Druck | |
| auf die Unternehmen auszuüben. | |
| Die Diskussion zum Schutz geistigen Eigentums verlief ruhiger als im | |
| Vorjahr. Teilnehmer argumentierten einerseits, dass geltende | |
| Eigentumsrechte durch neue Technologien nicht ausgehöhlt werden dürften. Im | |
| Gegensatz zum Urheberrecht, wurde das Recht auf geistiges Eigentum, das vor | |
| allem die Rechte der Verwertungsgesellschaften schütze, auch als mögliche | |
| Einschränkung des freien Zugangs zu Informationen betrachtet. | |
| ## Geistiges Eigentum | |
| Jeanette Hofmann vom Humboldt Institut warnte davor, dass Unternehmen in | |
| Zukunft das Recht auf geistiges Eigentum instrumentalisieren könnten um | |
| Wissen einzuschränken. In den Menschenrechten tauche ein Recht auf Schutz | |
| von geistigem Eigentum nicht auf, so Hofmann. Dieser Argumentation folgte | |
| auch der Politikwissenschaftler Sebastian Haunss. Außerdem kritisierte | |
| Haunss, dass Entscheidungen zum Recht auf geistiges Eigentum in erster | |
| Linie in ökonomisch orientierten Institutionen wie der | |
| EU-Binnenmarktdirektion getroffen würden. | |
| Peter Bradwell (Open Rights Group) sprach sich für eine offenere Debatte | |
| zum Thema aus: „Die Akzeptanz für Entscheidungen in der Debatte um | |
| geistiges Eigentum könnte höher sein, wenn die Zivilgesellschaft stärker in | |
| die Diskussion mit einbezogen würde“ so Bradwell. Er warb um einen offenen | |
| Zugang zum Thema auf beiden Seiten: „Wir sollten weniger allergisch auf den | |
| Begriff ‚geistiges Eigentum‘ reagieren“, sagte Bradwell. | |
| Am Freitag sprach Außenminister Guido Westerwelle zu den Teilnehmern. | |
| Westerwelle kritisierte den Export von Spionagetechnologie an autoritäre | |
| Staaten und betonte noch einmal, dass geistige Eigentumsrechte im Internet | |
| geschützt werden müssten. Viele Ideen und Vorschläge für ein freieres und | |
| sichereres Internet wurden in den letzten Tagen ausgetauscht – darunter | |
| auch einige Appelle an Veranstalter und Sponsoren. Was davon umgesetzt | |
| wird, bleibt abzuwarten. | |
| 15 Sep 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Julia Mateus | |
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