# taz.de -- Wolfgang Wieland tritt ab: Ein Grüner, der loslassen kann | |
> Wolfgang Wieland will nicht noch einmal für den Bundestag kandidieren. | |
> Der 64-Jährige fühlt sich fit, will aber Platz für Jüngere machen. | |
Bild: Macht Platz für Jüngere: Wolfgang Wieland. | |
Im Herbst 2013 ist Schluss. Wolfgang Wieland, grünes Urgestein und | |
Mitbegründer der Berliner Alternativen Liste (AL), wird zu den nächsten | |
Bundestagswahlen nicht mehr antreten. Das teilte er am Montag erstmals | |
öffentlich mit. Wieland will Platz für Jüngere machen: „Als wir jung waren, | |
sind wir mal angetreten gegen die Greisenrepublik Deutschland“, sagte der | |
64-Jährige zur taz. „Wer über das Rentenalter hinaus weitermacht, muss gute | |
Gründe dafür haben“. | |
Wielands Parteifreund Christian Ströbele hatte in der vergangenen Woche | |
erklärt, seinen Hut 2013 nochmal für Kreuzberg in den Ring werfen zu | |
wollen. Für den 73-jährigen Ströbele könne man geltend machen, dass er eine | |
Sonderrolle spiele, so Wieland. „Christian ist so was wie ein | |
Säulenheiliger.“ Ströbele und Wieland sind beide Rechtsanwälte und sitzen | |
für die Grünen im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages, der die zehn | |
Morde des Zwickauer Nazis-Trios untersucht und bei den Sicherheitsbehörden | |
des Bundes und der Länder eine Panne nach der nächsten aufdeckt. | |
Wieland sitzt seit 2005 im Bundestag. Als innenpolitischer Sprecher ist er | |
für den Bereich Polizei zuständig. Seine Rolle in der Fraktion beschreibt | |
er so: „Ich bin wohl der Einzige, der zu keinem Strömungstreffen geht.“ Er | |
habe sich nie einem Flügel zugeordnet. Aber auch die Berliner Landespolitik | |
kennt er wie kaum ein Zweiter. Von 1987 bis 2004 saß er im | |
Abgeordnetenhaus, dreimal war er Fraktionssprecher. 2001, nach dem Crash | |
der Bankengesellschaft, hatte er zum Sturz der großen Koalition beigetragen | |
und war ein halbes Jahr in der rot-grünen Übergangsregierung Justizsenator. | |
„Ich wäre damals gerne Innensenator geworden“, gesteht er heute. Die SPD | |
habe das damals aber nicht zugelassen. | |
Zu Wielands Verdiensten als Berliner Innenexperte gehört, dass sich das | |
Verhältnis zwischen Polizei und Alternativszene entkrampft hat. Als er in | |
den 80er Jahren anfing, waren nicht nur die Kreuzberger | |
1.-Mai-Demonstrationen von gewalttätigen Auseinandersetzungen geprägt. | |
Damals wie heute zählt Wieland die Verteidigung von Freiheits- und | |
Bürgerrechten zu seinen wichtigsten Themen. | |
Im Bundestag macht sich Wieland gegen die Einführung einer Antiterrordatei | |
stark. Im Kampf gegen rechts dürften keine anderen Standards gelten als | |
gegen links. „Aber da, wo Gewalt angewendet und gemordet wird, müssen wir | |
am Ball sein.“ | |
Wie Ströbele ist Wieland ein echter Polit-Junkie: „Ich bin Politiker mit | |
Leidenschaft.“ Er brenne nach wie vor für seine Themen. „Auch geistig und | |
körperlich fühle ich mich fit.“ Aber die Nachtsitzungen im NSU-Ausschuss | |
seien kräftezehrend. Wieland räumt ein, dass es in der grünen | |
Bundestagsfraktion Leute gebe, die ihn gern halten würden. Die | |
Entscheidung, nicht wieder anzutreten, habe er aber schon zu Beginn der | |
Legislaturperiode getroffen. | |
Er habe den Zeitpunkt selbst bestimmt: „Ich will nicht, dass man mich | |
irgendwann raustragen muss“, sagt Wieland. „Das mit dem Loslassen sehe ich | |
locker, das habe ich schon geübt.“ Er spielt damit auf seinen Rückzug aus | |
der Berliner Landespolitik an. 2004 war er Spitzenkandidat für die | |
Brandenburger Grünen, die verfehlten die 5-Prozent-Hürde aber knapp. | |
Dennoch: „Es wird ein Abschied sein, der auch wehtut. Zu behaupten, ich | |
freue mich darauf, wäre gelogen.“ Er bleibe der Politik auf jeden Fall | |
erhalten, wenn auch nicht als bezahlter Politiker. | |
17 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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