# taz.de -- Bremens klammer Haushalt: Spaltende Schulden-Studie | |
> Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers | |
> zur Finanzlage Bremens erzürnt Die Linke, verwirrt die Grünen und | |
> bestätigt die CDU | |
Bild: Auch Bremens Senat, Stadt_ und Landesregierung in einem, ist laut PWC ein… | |
Bremen muss sparen. Dieses Ergebnis einer aktuellen Studie der | |
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PWC) ist zwar | |
nicht sonderlich überraschend, verdeutlicht aber auf Grundlage von Daten | |
des Statistischen Bundesamtes: Für Bremen wird es mit großer | |
Wahrscheinlichkeit nicht möglich sein, die Vorgaben der Schuldenbremse | |
einzuhalten und ab 2020 ohne neue Schulden auszukommen. | |
Vor allem unter den aus Altschulden resultierenden Zinsen hat der | |
Stadtstaat zu leiden: Zusammen mit Pensionen drücken sie die Finanzmasse | |
des Landes so weit nach unten, dass Bremen laut der Studie ab 2020 mit | |
einem Ausgabeniveau pro Einwohner wirtschaften müsste, das deutlich | |
unterhalb dem der Vergleichsländer liegt. Das heißt im Klartext: Es wird | |
kaum möglich sein, ohne Neuverschuldung auszukommen, denn zu den | |
Vergleichsländern zählen bei PWC nicht die anderen Stadtstaaten, sondern | |
alle Länder, also auch die Flächenländer, deren Ausgaben grundsätzlich | |
niedriger sind. „Wir glauben, dass es für Bremen sehr schwierig, aber nicht | |
unmöglich wird, den Konsolidierungskurs einzuhalten“, sagt Peter Detemple, | |
Autor der Studie. | |
Für den haushalts- und finanzpolitischen Sprecher der Bremer Linksfraktion, | |
Klaus-Reiner Rupp, ist das Ergebnis Bestätigung und Ärgernis zugleich: „Es | |
macht deutlich, was wir immer gesagt haben, nämlich dass wir dringend eine | |
Altschuldenregelung brauchen.“ Aber genau die schlägt PWC als Lösung eben | |
nicht vor, sondern weitere Sparmaßnahmen. „Ein Land muss erst einmal seine | |
Hausaufgaben machen“, sagt Detemple. | |
„Das ist eine rein betriebswirtschaftliche Betrachtung, die unerträglich | |
zynisch ist“, sagt Rupp. „Soll es in Bremen noch mehr Armut und eine noch | |
schlechtere Bildung geben als ohnehin schon?“ Die finanzielle Schieflage | |
Bremens sei „nachweislich“ durch Steuersenkungen entstanden: „Bremen | |
braucht einerseits eine Schuldenübernahme durch den Bund, aber andererseits | |
hätten wir selbst dann keinen ausgeglichenen Primärhaushalt.“ Und der ließe | |
sich auch nicht durch eine Senkung der Ausgaben für politische Führung und | |
zentrale Verwaltung, die laut PWC-Studie ebenfalls übermäßig hoch sind, | |
korrigieren, sondern nur über eine gerechte Besteuerung von Vermögen und | |
Unterstützung bei den Hafenlasten. | |
Stephan Hugo Winters, Haushaltsdirektor von Finanzsenatorin Karoline | |
Linnert (Die Grünen), hat ebenfalls Probleme mit der Studie: „Wir konnten | |
uns erst einen groben Eindruck machen, haben aber den Eindruck, dass sie | |
auf untauglichen Daten basiert.“ So gebe es ein statistisches Problem bei | |
der Berechnung der Verwaltungskosten, und auch die angebliche | |
Ausgabensteigerung von zehn Prozent erscheint ihm unplausibel. „Mit den | |
Konsolidierungshilfen schlagen wir bis 2020 einen erfreulichen Weg ein dank | |
guter Einnahmeentwicklung und niedriger Zinssätze“, sagt Winters. „Wir | |
teilen allerdings die Kernaussage der Studie, dass Bremen ab 2020 große | |
Probleme haben wird – spätestens ab dann brauchen wir eine zusätzliche | |
Entlastung bei den Altschulden.“ | |
„Die Studie verwundert uns nicht“, so Gabi Piontkowski, finanzpolitische | |
Sprecherin der CDU-Fraktion, die sich gegenüber der taz nur schriftlich | |
äußern wollte. Sie belege, heißt es weiter, dass die Einhaltung der | |
Schuldenbremse „kein Spaziergang“ sei. Finanzsenatorin Linnert setze „auf | |
steigende Einnahmen, die langfristig niemand garantieren kann“. | |
Millionensummen würden vielfach in Strukturen der Trägerlandschaften | |
versickern, kämen aber nicht den Menschen zugute, die auf Hilfen dringend | |
angewiesen seien. | |
Das widerspricht freilich zumindest in Teilen der Studie, denn die | |
behauptet auch, dass Bremen im Ländervergleich unter anderem sehr viel Geld | |
in Eingliederungshilfen für Menschen mit Behinderungen und in die | |
Jugendhilfe investiert. | |
19 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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