# taz.de -- Musikerin Bernadette La Hengst: „Mösenbonus. Na und?“ | |
> Bernadette La Hengst ist die Stimme des deutschen Popfeminismus. Schöne | |
> Mädchen singen über Herzschmerz, sagt sie – und haben sonst wenig zu | |
> sagen. | |
Bild: Glaubt nicht an Geschlechterklischees: Bernadette La Hengst. | |
Die Riot-Grrrl-Bewegung Anfang der Neunziger in den USA: Musikerinnen mit | |
Wurzeln in der Hardcore-Szene traten gegen die männliche Dominanz in der | |
Musikbranche an. Bernadette La Hengst war damals Anfang zwanzig und | |
begeistert von den Grrrls. Mit vier Freundinnen gründeten sie „Die Braut | |
haut ins Auge“, die einzige Frauenband der Hamburger Schule. | |
„Es war nicht unser Anspruch, feministische Vorreiterinnen zu sein oder | |
jemandem den Weg zu ebnen“, sagt sie im aktuellen sonntaz-Gesrpäch. „Wir | |
haben uns unseren eigenen Weg geebnet.“ | |
Dennoch wurde sie zur bedeutenden Figur im deutschen Popfeminismus. Seit | |
der Auflösung ihrer Band macht La Hengst alleine weiter. Gerade ist ihr | |
viertes Soloalbum „Integrier mich, Baby“ erschienen. | |
Dass heute mehr Frauen in den deutschen Charts vertreten sind als 1990, | |
findet La Hengst gut, aber nicht ausreichend. „Ich beobachte oft, dass | |
diese Songschreiberinnen einem vorgefertigten Bild entsprechen: Schöne | |
Mädchen singen leidend von Herzschmerz und Liebe. Mehr haben sie leider oft | |
nicht zu erzählen.“ | |
Ausnahmen gibt es aber, wenn auch wenige: Pussy Riot und die Femen-Gruppen | |
zum Beispiel. Dass sie nackt auftreten und ihre Weiblichkeit zu Schau | |
stellen, findet La Hengst super. „Ohne diese bewusste Inszenierung ihrer | |
Körper hätten sie doch gar nicht so eine große Präsenz.“ | |
Feministin zu sein, bedeutet für La Hengst, „zu wissen und wertzuschätzen, | |
dass ich machen kann, was ich möchte, weil andere Frauen und Künstlerinnen | |
vor mir diesen Weg geebnet haben.“ Dieses Selbstvertrauen möchte sie auch | |
ihrer Tochter mitgeben. Egal ob sie rosa Kleidchen trägt oder Rockerin | |
werden will – an feste Geschlechterklischees glaubt La Hengst sowieso | |
nicht. | |
Das wird auch in „Planet der Frauen“ deutlich, einem Stück am Theater in | |
Freiburg, zu dem La Hengst die Musik geschrieben hat. Theater ist für La | |
Hengst die Uni, die sie nicht besucht hat, der Ort, an dem sie sich mit all | |
den Themen auseinandersetzen kann, die sie interessieren: Was ist Arbeit? | |
Wie läuft es mit der Integration? Wie funktioniert Gesellschaft? | |
Im Gespräch der sonntaz vom 22./23. September spricht Bernadette La Hengst | |
außerdem über das Leben im Künstlerprekariat, die Nützlichkeit einer | |
kreativen Depression und darüber, ob Protest auf der Bühne sinnvoll ist. Am | |
Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. | |
21 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |