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# taz.de -- Dennis-Hopper-Ausstellung in Berlin: Ich bin ein Hippie
> Dennis Hopper war ein begnadeter Fotograf, wie eine Ausstellung in Berlin
> zeigt. Er hielt den Geist seiner Zeit in großartigen Bildern fest.
Bild: Bilder im Vintage-Look von Dennis Hopper.
Es passt zu der verschlungenen Biografie von Dennis Hopper, dass seine
wunderbaren Fotoarbeiten aus den sechziger Jahren erst nach seinem Ableben
wiederentdeckt wurden. Geehrt wurde Hopper nach seinem Krebstod vor zwei
Jahren in sämtlichen Nachrufen als der große Anti-Typ Hollywoods, der mit
„Easy Rider“ das amerikanische Kino neu erfand, zwei Jahre später mit „T…
Last Movie“ einen legendären Flop landete, als manischer Schauspieler
legendär wurde und immer wieder in der Drogenhölle landete.
Der Fotograf Dennis Hopper war da längst vergessen, obwohl einige der
Fotos, die jetzt in der Ausstellung „The Lost Album“ im Berliner
Martin-Gropius-Bau zu sehen sind und in den Jahren von 1961 bis 1967,
direkt vor der Entstehung von „Easy Rider“, entstanden sind, teilweise in
Zeitschriften wie Vogue oder Artforum veröffentlicht wurden. Das verrückte
Leben, das Hopper nach seinem sagenhaften Erfolg mit „Easy Rider“ führte,
hatte seine frühe Karriere als Fotograf einfach überlagert.
Irgendwie vergessen wurden diese Fotos angeblich und vor kurzem erst wieder
ausgegraben. In fünf Kisten sollen sie jahrzehntelang herumgelegen haben,
um nun erstmalig in Europa gezeigt zu werden. In fast genau der Hängung, in
der sie in Hoppers erster großer Fotoausstellung 1969 im Forth Worth Art
Museum in Texas zu sehen waren.
Kleine Dellen, Kratzer und Gebrauchsspuren sieht man auf diesen Fotos, die
einfach auf Karton aufgezogen wurden und ohne Rahmen und ohne Glas
präsentiert werden. Dieser Vintage-Look lässt die Bilder noch zusätzlich
wirken wie ein vergessener Schatz, der aus einer untergegangenen Epoche
kommt.
## Dem Geist seiner Zeit auf der Spur
Was wir sehen auf Hoppers Fotos, ist durchaus spektakulär. Amerika in den
Sechzigern, Hopper scheint es in all seinen Facetten eingefangen zu haben.
Viel umhergestreift ist er damals mit seiner Nikon. Wie später als Biker in
„Easy Rider“ durchstreifte er seine Heimat, scheinbar rast- und ziellos.
Zwischen New York und Los Angeles hat er versucht, dem Geist seiner Zeit
auf die Spur zu kommen. Dabei clashen in seinen Aufnahmen die Widersprüche
im damaligen Amerika aufeinander. Bilder aus Harlem, einfache Straßenszenen
hat Hopper genauso eingefangen wie den Glamour der damaligen
Künstler-Boheme.
Auch Hopper scheint schon damals ein widersprüchlicher Geist gewesen zu
sein. „Ich war ein Hippie“, sagte er einmal über sich selbst, und wir sehen
auch einige Aufnahmen von Hippies, die sich tanzend bei sogenannten „Love
Ins“ verrenken. Gleichzeitig war Hopper aber schon damals begeisterter
Kunstsammler und Fan der Popart, die sich nicht gegen den Massenkonsum
wehrte wie die Hippies, sondern diesen einfach in Kunst verformte. Wir
sehen dann auch Porträts von Andy Warhol, Robert Rauschenberg und Ed
Ruscha, genauso wie von Jefferson Airplane, Phil Spector und Ike & Tina
Turner, von Jane Fonda und Roger Vadim. Kunst und Pop finden, gemäß dem
Zeitgeist, auch bei Hopper zusammen.
Atemberaubend lang ist die Liste der Sixties-Ikonen, die Hopper vor seine
Kamera bekommen hat. Nie übertrieben inszeniert wirken die Bilder, und auch
das berühmte Foto von Paul Newman, der auf dem Boden sitzt mit nacktem
Oberkörper, auf dem das Schattenspiel eines Zaunes zu sehen ist, wirkt eher
wie ein Schnappschuss denn wie ein Porträt, das nach aufwendigen
Anweisungen des Fotografen entstanden ist.
## Kollektives Gedächtnis
Dennis Hopper erscheint uns wie ein Forrest Gump seiner Zeit, überall, wo
etwas in den USA passierte, das sich bis heute in unser kollektives
Gedächtnis einbrennt, war er als Chronist mit seiner Kamera dabei. Manchmal
auch eher zufällig.
Sein Freund Marlon Brando sagte ihm beispielsweise, er würde Martin Luther
King auf dem Marsch von Selma nach Montgomery/Alabama begleiten, also ging
Hopper auch mit, und so entstanden seine Porträts des großen Führers der
amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
Am Ende der Ausstellung wartet die Vorführung von „Easy Rider“ auf den
Besucher. Hopper legte 1967 seinen Fotoapparat für viele Jahre beiseite.
Eine andere Aufgabe wartete auf ihn. Er musste das Kino erneuern. Wie
genau, das lässt sich hier auch noch einmal sehen.
## „Dennis Hopper: The Lost Album“. Martin-Gropius-Bau, Berlin. Bis 17.12.,
Katalog, Prestel-Verlag, 24/45 Euro
26 Sep 2012
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Hells Angels
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