# taz.de -- Verleger der „New York Times“ tot: Skandal und Ordnung | |
> Als Verleger prägte er über Jahrzehnte die „New York Times“ und baute | |
> einen Medienkonzern auf. Am Samstag verstarb Arthus Ochs Sulzberger. | |
Bild: Prägende Figur: Arthur Ochs Sulzberger ist mit 86 Jahren gestorben. | |
In der taz hätte er sich vermutlich nicht besonders wohl gefühlt, aber es | |
am Ende genau so gelassen ertragen wie bei seiner eigenen Zeitung: Arthur | |
Ochs Sulzberger mochte keine unaufgeräumten Redaktionen. Als Verleger und | |
Herausgeber der New York Times hätte es sich „Punch“ Sulzberger durchaus | |
leisten können, hierüber das ein oder andere Wort zu verlieren. | |
Doch er war ein „light touch“-Arbeitgeber, der seine Macht und seine | |
immensen Kompetenzen lieber dort einsetzte, wo sie hingehörten: „Er stellte | |
die besten Redakteure ein und überließ den Journalismus dann den | |
Journalisten“, ruft Nicholas Kristof in der NYT seinem Verleger hinterher. | |
Die Karriere im Zeitungshaus war dem 1926 in New York geboren Sulzberger | |
schon in die Wiege gelegt, sein Großvater Arthur Ochs hatte 1896 die NYT | |
gekauft. Schon mit 37 wurde „Punch“, dessen Spitzname nichts mit dem | |
Zeitungsgeschäft, sondern dem angelsächsischen „Punch & | |
Judy“-Kasperletheater zu tun hat, Verleger des Blattes. | |
Und machte sich durch einen harten Sparkurs erstmal unbeliebt. Die NYT war | |
damals noch längst nicht das Flaggschiff des US-Journalismus, zu dem es | |
Sulzberger mit schlafwandlerischer Sicherheit ausbaute. 1969 ging die NYT | |
an die Börse, die Kontrolle aber blieb in der Familie. | |
## Als Verleger auf ewig einer der Größten | |
Sulzberger machte vieles richtig – er trieb die Auflage über die | |
Millionengrenze, den Umsatz in Milliardenhöhe und baute aus dem finanziell | |
immer unsicheren Zeitungshaus einen veritablen Medienkonzern mit mehreren | |
TV-Sendern. Als Unternehmer wurde er so schon Legende, doch das ist nichts | |
gegen den Verleger „Punch“ Sulzberger, der auf ewig zu den Größten gehör… | |
wird. | |
1971: Die NYT veröffentlicht die „Pentagon Papers“, die geheimen Berichte | |
über den Krieg in Vietnam, die Lügen und Vertuschungen. Die rund 7.000 | |
Seiten Dokumente hat Sulzberger selbst gelesen, die Artikelserie muss gegen | |
Präsident Nixon bis zum Supreme Court verteidigt werden. Die NYT gewinnt, | |
und Nixon ist bald Weg vom Fenster (obwohl dieser Coup der Konkurrenz von | |
der Washington Post gebührt). | |
Die „Pentagon Papers“ sind früher Höhepunkt einer Verlegerkarriere, in der | |
die NYT 31 Pulitzerpreise gewinnen wird. 1992 gibt „Punch“ Sulzberger das | |
Tagesgeschäft, 1997 auch den Aufsichtsratsvorsitz an seinen Sohn Arthur | |
Ochs Sulzberger Jr. Weiter. | |
Trotz sinkender Auflagen und Ausfällen im Werbegeschäft hält auch der die | |
NYT weiter auf Kurs: Während überall in den USA große Blätter verschwinden | |
oder wie gerupfte Hühner daherkommen, hat die NYT den Umstieg in die | |
digitale Welt bereits halbwegs geschafft – wenn auch bislang ohne voll und | |
ganz aufgehendes Geschäftsmodell. Gespart werden muss auch hier, weshalb | |
Arthur Sulzberger Jr. hausintern den Spitznamen „Pinch“ trägt. | |
Der Junior hat im Sommer einen Coup ganz eigener Art gelandet und den | |
ehemaligen BBC-Chef Mark Thompson als neuen Vorstandschef zur New York | |
Times Company geholt. Auch das hat „Punch“ noch mitbekommen. Und auch unter | |
„Pinch“ lautet die Kardinaltugend des Blattes genau so, wie sie schon | |
„Punch“ von seinen Vorgängern übernahm – All the news that's fit to –… | |
print. Am Samstag ist Arthur Ochs „Punch“ Sulzberger im Alter von 86 Jahren | |
gestorben. | |
30 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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