# taz.de -- Hooligans bei Eintracht Braunschweig: Nicht alle Fans sind rechts | |
> Der Zweitligaverein Eintracht Braunschweig hat ein Neonazi-Problem im | |
> Fanblock. Eine Initiative will nun gegen diese rechten Strukturen | |
> vorgehen - so ganz ohne Hilfe der Polizei geht das aber nicht. | |
Bild: Fans von Eintracht Braunschweig bei einem Spiel gegen Energie Cottbus 201… | |
HAMBURG taz | „Ihr kommt hier nicht lebend raus“: Im Stadion von Eintracht | |
Braunschweig ist das keine leere Drohung. Solche und ähnliche verbalen | |
Anfeindungen von rechten Fans und Hooligans hat die Polizei jedoch ernst | |
genommen. | |
Am Samstag verließen deswegen nach dem Spiel von Eintracht Braunschweig | |
gegen VfL Bochum die Ultra-Fans und die „Initiative gegen rechte | |
Hooligan-Strukturen“ unter massivem Polizeischutz das Stadion. „Wir wollten | |
im Stadion direkt ein deutliches Zeichen gegen rechtsextreme Fußballfans | |
setzten“, sagt Martin Schmidt von der Initiative. | |
Vor Spielbeginn hatten über 90 Fans der Gruppe „Ultras Braunschweig“ und | |
der Initiative das Stadion an der Hamburger Straße geschlossen betreten. | |
Die Anfeindungen erfolgten, als sie sich im Block 15 platzierten. „Mit | |
solchen Reaktionen hatten wir gerechnet“, sagt Schmidt. Denn genau wegen | |
des Auftretens und der Angriffe der rechtsextremen Fangruppen wie | |
„Kategorie Braunschweig“ oder „Blue Berets Brunswiek“ hatten sie diese | |
Aktion geplant. | |
Im Stadion hielt die Initiative während des Zweitligaspiels Transparente | |
hoch. Eine Botschaft: „Keine Eintracht mit Nazis“. Die Untätigkeit des | |
Vereins hätte solche Bekenntnisse von Fans nicht zugelassen, sagt der | |
Sprecher der Initiative. „Der Verein bekannt sich klar gegen jede Form des | |
Extremismus“, sagt auch Miriam Herzberg, Pressesprecherin bei der | |
Eintracht. | |
„Diese Gleichsetzung von rechts und links“ hält die Initiative für fatal. | |
In den letzten Jahren seien rund um den Verein gewalttätige Übergriffe mit | |
rechtem Hintergrund aufgefallen. Allein sieben rechte Fanzusammenschlüsse | |
zählt die Initiative. „Bei den ’Blue Berets Brunswiek‘ sind auch Person … | |
der Kameradschaft Burschenschaft Thormania“, sagt Schmidt. | |
Aufnahmen belegen die personellen Überschneidungen. Anhänger der „Nord | |
Power Dogs“, deren Kürzel wohl nicht zufällig an eine einschlägige Partei | |
erinnert, beteiligten sich an Aufmärschen. | |
In einer 80-Seiten starken Broschüre listet die Initiative nun verschiedene | |
Übergriffe auf: Nach dem Spiel Eintracht Braunschweig gegen St. Pauli 2011 | |
grölten rechte Hooligans „Verpisst euch, ihr Zecken“ und „Ihr Juden“ u… | |
griffen Eintracht-Fans beim Stadion an. Auf Mallorca, in Palma, schlugen | |
Anhänger von „Kategorie Braunschweig“ und „Fette Schweine/Hungerhaken | |
Braunschweig“ am 19. Juli 2011 in der Diskothek „Bierkönig“ auf Gäste u… | |
einen dunkelhäutigen Kellner ein. In der Braunschweiger Innenstadt gingen | |
2012 rechte Fußballfans immer wieder auf linke Jugendliche und junge | |
Erwachsene los. | |
Bereits beim Spiel erhöhten die Vereinsbeauftragten so auch die | |
Sicherheitsvorkehrungen. Nach Spielende mussten die Ultras und die | |
Initiative fast 30 Minuten warten. Im Polizeikessel wurden sie dann zum | |
Gästeparkplatz gebracht, wo Busse auf sie warteten. „An die 40 rechten | |
Hooligans haben wohl versucht an einer anderen Stelle eine Polizeisperre zu | |
durchbrechen, um uns anzugreifen“, sagt Schmidt. „Im Großen und Ganzen kann | |
ich den Verlauf so bestätigen“, sagt ein leitender Polizeibeamter. | |
Mit ihren Aktivitäten hofft die Initiative, bei Eintracht Braunschweig eine | |
offene Diskussion über die rechtsextremen Fans und deren politischem | |
Handeln voranzutreiben. „Nicht alle Fans von Eintracht sind rechts. Wir | |
sind gegen Nazis, nicht gegen Eintrachtfans“, sagt Schmidt. Doch die | |
„jahrelange Ignoranz dieser Problematik hat ein Klima im Stadion | |
geschaffen, in dem Nazis sich wohl fühlen“. | |
Im Ordnerdienst fiel ihnen gar ein Rechtsextremer auf. Einige Ordner hätte | |
gerne die von Rechtsextremen beliebte Marke „Thor Steinar“ getragen, heißt | |
es in der Broschüre, die die Initiative auch dem Verein zukommen ließ. | |
„Alle Abteilungen des Vereins überprüfen die Angaben“, sagt Herzberg. | |
7 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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