# taz.de -- Vekehrspolitik: Falsch parken - richtig blechen | |
> Der Senat will Falschparker verstärkt zur Kasse bitten. Mit einem | |
> Landesbetrieb könnten Kontrollen intensiviert und die Einnahmen erhöht | |
> werden. | |
Bild: Hamburger Fußweg - nur echt mit parkenden Autos. | |
Wer falsch parkt, soll künftig richtig blechen. Das geht aus neuen | |
Überlegungen des Senats zur sogenannten Parkraumbewirtschaftung in Hamburg | |
hervor. Dazu aber müsse die Überwachung verstärkt werden, verlautet aus der | |
Verkehrsbehörde. Das Ziel müsse sein, dass Falschparker auch tatsächlich | |
damit rechnen müssen, erwischt zu werden. Denn um die Zahlungsmoral der | |
Autofahrer in Hamburg steht es ohnehin schlecht. Nach Angaben des Senats | |
„entrichtet nur circa jeder sechste Benutzer eines bewirtschafteten | |
Parkplatzes seine dafür fälligen Gebühren“ – von den Wildparkern ganz zu | |
schweigen. | |
Erwogen wird deshalb die Gründung eines Landesbetriebs, unter dessen Dach | |
Polizei und Bezirklicher Ordnungsdienst (BOD) gemeinsam und strukturiert | |
Jagd auf falsch abgestellte Autos machen. Das könne „eine geeignete | |
Variante sein“, heißt es in der Antwort des Senats auf eine Anfrage der | |
FDP-Fraktion. Jedoch seien „die Überlegungen noch nicht abgeschlossen“. | |
Dann aber müssten Mehreinnahmen in ein besseres Parkplatzangebot investiert | |
werden, fordert FDP-Verkehrspolitiker Wieland Schinnenburg. „Viele | |
Autofahrer parken falsch, weil es nicht ausreichend Parkplätze gibt. Ihnen | |
muss eine Alternative geboten werden“, so Schinnenburg. | |
Bereits 2007 hatte der Landesrechnungshof den damals noch allein | |
regierenden CDU-Senat aufgefordert, die Überwachung von Parkraum zu | |
intensivieren. Einnahmen von bis zu 35 Millionen Euro pro Jahr nur durch | |
Knöllchen seien möglich, so der Rechnungshof. Im Jahr 2010 war es mit rund | |
8,5 Millionen Euro lediglich ein Viertel (siehe Kasten) gewesen. | |
Um das zu steigern, müsse aber „der ruhende Verkehr konsequent überwacht“ | |
werden, zudem müssten „etwaige Regelverstöße zeitnah geahndet werden“, h… | |
nun der allein regierende SPD-Senat erkannt: „Der öffentliche Parkraum in | |
einer dicht besiedelten Stadt wie Hamburg ist ein kostbares Gut.“ Deshalb | |
prüfe der Senat „derzeit organisatorische Alternativen, inwiefern eine | |
Verbesserung der Überwachung des ruhenden Verkehrs erreicht werden kann“. | |
Dabei gehe es aber „nicht um ’Abzocke‘, sondern um Parkgerechtigkeit“, | |
stellt die Sprecherin der Verkehrsbehörde, Helma Krstanoski, klar: „Es kann | |
nicht sein, dass wenige ehrlich ihre Parkgebühren entrichten, und eine | |
Mehrheit glaubt, unbehelligt Gebühren schuldig bleiben zu können.“ | |
Mit dem Eintreiben habe sich der SPD-Senat aber reichlich Zeit gelassen, | |
findet der grüne Verkehrspolitiker Till Steffen. Der Stadt seien Einnahmen | |
von etwa 50 Millionen Euro entgangen, weil die SPD ein noch vom | |
schwarz-grünen Vorgängersenat entwickeltes Parkraumkonzept missachtet habe. | |
„Warum die SPD eineinhalb Jahre ins Land gehen lässt, bevor sie das | |
umsetzt, ist mir schleierhaft“, so Steffen. | |
Vor sechs Wochen hatten die Grünen die Ergebnisse ihres Verkehrsprojekts | |
„Beweg die Stadt“ vorgestellt. Zwischen April und August hatten mehr als | |
400 Interessierte auf einer Webseite im Internet Lösungen für 587 konkrete | |
Probleme angemahnt. Ganz oben auf der Mängelliste rangierten Verkehrslärm, | |
schlechte Radwege – und „Falschparker, die Radwege und Bürgersteige | |
blockieren und die Sichtbarkeit an Fußgängerüberwegen einschränken“. | |
Und deshalb dürfe die Stadt das Geld von Falschparkern „nicht länger auf | |
der Straße liegen lassen“, mahnt Steffen: „Es darf auch im Straßenverkehr | |
keine rechtsfreien Räume geben.“ | |
9 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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