# taz.de -- Rechtsextreme Straftaten: Anstieg in Brandenburg | |
> Die Zahl rechtsextrem motivierter Straftaten ist in diesem Jahr um rund | |
> 10 Prozent gestiegen. Insbesondere Zossen wird zum Schwerpunkt von | |
> Anschlägen und Schmierereien. | |
Bild: Polizisten in den Trümmern des Zossener Haus der Demokratie nach dem Ans… | |
POTSDAM dpa | Die Zahl rechtsextremer Straftaten im Land Brandenburg ist | |
wieder gewachsen. Von Januar bis September wurden gut 1000 derartige | |
politisch motivierte Straftaten registriert, wie das Innenministerium in | |
Potsdam am Donnerstag mitteilte. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren | |
es fast 900, was eine Steigerung von mehr als elf Prozent bedeutet. | |
„Die Bekämpfung der rechtsgerichteten Straftaten hat in Brandenburg | |
weiterhin Priorität“, sagte Ministeriumssprecher Ingo Deckert. Im gesamten | |
Jahr 2011 waren nach früheren Angaben von Innenminister Dietmar Woidke | |
(SPD) 1140 rechtsextreme Straftaten gemeldet worden. | |
Erst kürzlich hatten Rechtsextreme einen Anschlag mit Steinen und | |
Farbbeuteln auf das Asylbewerberheim in Waßmannsdorf (Dahme-Spreewald) | |
verübt. Verletzt wurde niemand. Außerdem beschmierten Unbekannte in Zossen | |
(Teltow-Fläming) sogenannte Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Opfer | |
der Nazis mit schwarzer Farbe und sprühten Hakenkreuze auf ein Mahnmal der | |
Stadt für die Opfer des Faschismus. Bereits im Sommer war der Briefkasten | |
am Haus des Chefs einer Zossener Bürgerinitiative, die sich gegen rechte | |
Umtriebe zur Wehr setzt, gesprengt worden. | |
Die Angreifer hinterließen an den Tatorten unter anderem einen Schriftzug, | |
der auf eine rechtsextreme Internetplattform des sogenannten Nationalen | |
Widerstands Berlin führt. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft und der | |
Staatsschutz ermitteln und arbeiten eng mit der Polizei in Berlin zusammen. | |
„Wir versuchen, Ansatzpunkte zu den Tätern zu finden“, sagte der Sprecher | |
der Staatsanwaltschaft, Tom Köpping. In Berlin hatte es vor einigen Tagen | |
rechtsextreme Übergriffe auf Parteibüros von Linkspartei und SPD gegeben. | |
## Immer wieder Anschläge in Zossen | |
Die Zossener Fraktion SPD/Linke äußerte ihre Bestürzung über die Anschläge | |
und verurteilte sie. Dies werde nicht toleriert, betonten die | |
Kommunalpolitiker in einem Offenen Brief an die anderen Fraktionschefs. In | |
Zossen hatte es immer wieder rechtsextremistische Vorfälle gegeben. Für | |
Schlagzeilen sorgte ein Brandanschlag auf das Haus der Demokratie im Januar | |
2010. Ein 26-Jähriger – ein führender Kopf der Neonazi-Szene in | |
Brandenburgs – war dafür zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt | |
worden. | |
Der märkische CDU-Landtagsabgeordnete Björn Lakenmacher und der | |
CDU-Fraktionschef im Kreistag von Dahme-Spreewald, Michael Kuttner, | |
verurteilten den Anschlag auf das Ausländerheim in Waßmannsdorf als | |
menschenverachtend. Lakenmacher wies zugleich darauf hin, dass die | |
Polizeiinspektion Schönefeld mehr Personal als andere Standorte habe. | |
Hier seien schon ein Jahr vor der geplanten Eröffnung des | |
Hauptstadtflughafens über 120 Bedienstete im Dienst, davon allein 69 im | |
Wachdienst. Diese hohe Personalstärke müsse genutzt werden, um durch mehr | |
Streifen am Asylbewerberheim Waßmannsdorf den Schutz der Ausländer zu | |
sichern. | |
Diesen Vorschlag wies die zuständige Polizeidirektion Süd in Cottbus | |
umgehend zurück. „Der Schutz des Asylbewerberheimes ist nicht Aufgabe der | |
Bundespolizei, sondern der Landespolizei“, sagte die Polizeisprecherin Ines | |
Filohn. „Wir regeln die zusätzlichen Streifen vor dem Heim neben dem | |
Wachschutz mit unseren eigenen Kräften, das ist bereits angelaufen.“ | |
11 Oct 2012 | |
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