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# taz.de -- Kommentar Frankreichs Entschuldigung: Ein später Anflug von Reue
> Präsident Hollande entschuldigt sich vorsichtig für ein 50 Jahre altes
> Verbrechen – und wird dafür angegriffen. Das nützt ihm am Ende.
François Hollandes minimalistische „Anerkennung“ der algerischen Opfer
eines von französischen Polizisten in Paris verübten Massakers am 17.
Oktober 1961 kommt zu spät, um offene Wunden zu heilen. Sie kann allenfalls
schmerzliche Erinnerungen lindern. Seine Sätze sind ungenügend, weil er es
allen recht machen will und dabei weder den Opfern noch den Tätern ihre
Rolle zuweist.
Dabei hat die mörderische Niederschlagung eines friedlichen Protests
hunderter Algerier sehr wohl einen Namen und ein Gesicht: Maurice Papon,
damals verantwortlicher Polizeipräfekt. Und es ist wohl kaum ein Zufall,
dass er zuvor eine ebenfalls verheimlichte Karriere als Nazikollaborateur
hatte.
Frankreich hat sich immer schwer getan mit der Aufarbeitung der finstersten
Kapitel seiner Geschichte: der Kollaboration mit den Nazis bei der
Verfolgung von Juden und Widerstandskämpfern oder auch der Unterdrückung in
den Kolonien.
Dass aber ausgerechnet Mitglieder der rechten Opposition wie
Expremierminister François Fillon den heutigen Präsidenten kritisieren,
weil er in einem Anflug von Reue an einem Tabu rüttelt, ist deplatziert. In
ihrem Bemühen, die verlorene Ehre eines Teils der Ordnungshüter von 1961 zu
retten, verhöhnen sie nur die Opfer von damals und ihre heutigen
Nachkommen.
Eines kann man dieser anachronistisch anmutenden Polemik aber zugute
halten: Sie verleiht der Erklärung des Präsidenten genau jene nachhaltige
historische Bedeutung, die seine zu vorsichtigen Formulierungen vermissen
ließen. Hollande, der sich im Vorfeld eines Staatsbesuchs in Algerien als
Anwalt einer neuen Normalität einschmeicheln möchte, kann sich bei Fillon
und Co. bedanken.
18 Oct 2012
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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