| # taz.de -- Berliner Wasserbetriebe: RWE hat seinen Anteil verkauft | |
| > Berlin besitzt wieder drei Viertel der Wasserbetriebe. Mit dem anderen | |
| > privaten Anteilseigner Veolia will das Land einen neuen Vertrag | |
| > aushandeln. | |
| Bild: Zu drei Vierteln wieder landeseigen: Berlins Wasser. | |
| Der Essener Energiekonzern RWE hat sich vollständig aus dem Berliner | |
| Wassergeschäft zurückgezogen. 13 Jahre nach seinem Einstieg in die Berliner | |
| Wasserbetriebe verkaufte er seinen Anteil von 24,95 Prozent wieder an das | |
| Land Berlin. Einziger privater Anteilseigner (24,95 Prozent) an dem ehemals | |
| landeseigenen Unternehmen ist jetzt der französische Konzern Veolia, mit | |
| dem Berlin einen neuen Vertrag aushandeln will. | |
| Der RWE-Anteil wurde rückwirkend zum 1. Januar 2012 für einen Gesamtbetrag | |
| von rund 658 Millionen Euro vom Land Berlin übernommen, wie eine | |
| RWE-Sprecherin am Dienstag mitteilte. Der Kaufpreis lag den Angaben zufolge | |
| bei 618 Millionen Euro. Hinzu kamen weitere "vertraglich vereinbarte | |
| Zahlungen". | |
| "Wir freuen uns, dass wir die Transaktion nach nahezu zweijährigen | |
| intensiven Verhandlungen mit dem heutigen Tage zu einem erfolgreichen | |
| Abschluss bringen konnten", sagte RWE-Vorstand Leonhard Birnbaum. Der | |
| Verkauf des Anteils sei ein "wichtiger Fortschritt bei der Umsetzung des | |
| Maßnahmenpaketes von RWE, mit dem wir unsere Kapitalbasis und den | |
| finanziellen Handlungsspielraum stärken". | |
| Das Berliner Abgeordnetenhaus hatte dem Geschäft am Donnerstag mit den | |
| Stimmen der SPD/CDU-Koalition zugestimmt. Die Opposition votierte dagegen. | |
| Auch der RWE-Aufsichtsrat und die Kartellbehörden segneten den Verkauf ab. | |
| Das Land will den Erwerb aus den Gewinnerlösen der neuen Anteile | |
| finanzieren. Die Opposition hält die Kaufsumme für zu hoch und das | |
| Finanzierungsmodell für riskant. Sie befürchtet, dass erneut die | |
| Wasserkunden die Zeche zahlen müssen. | |
| ## Wasserpreise sollen sinken | |
| Das landeseigene Unternehmen war 1999 von der damaligen CDU/SPD-Koalition | |
| teilprivatisiert worden. Das Land blieb mit 50,1 Prozent zwar | |
| Mehrheitseigner, dennoch stiegen die Wasserpreise in den Folgejahren | |
| drastisch. Sie gehören inzwischen zu den höchsten in deutschen Großstädten. | |
| Für politischen Druck sorgte ein erfolgreicher Volksentscheid, der 2011 die | |
| Offenlegung der Privatisierungsverträge forderte. Ein parlamentarischer | |
| Sonderausschuss prüft derzeit die Vereinbarungen. Schließlich verfügte das | |
| Bundeskartellamt im Juni dieses Jahres eine Senkung der Trinkwassertarife | |
| um bis zu 18 Prozent. | |
| Obwohl die Wasserbetriebe gegen die Verfügung juristische Schritte | |
| einleiteten, über die noch nicht entschieden ist, schwenkten die | |
| Sozialdemokraten um und drängten auf Rückkauf. Sie halten die | |
| Teilprivatisierung im Rückblick für einen Fehler. Auch einem Erwerb der | |
| Veolia-Anteile stehen sie offen gegenüber. | |
| Ziel der Koalition ist nach eigenen Angaben, den Einfluss auf das | |
| Unternehmen zu stärken und die Wasserpreise zu senken. Bereits beschlossen | |
| wurde, die Kunden für 2012 um 60 Millionen Euro zu entlasten und die Tarife | |
| neu zu kalkulieren. Langfristig wird eine Reduzierung der Wasserpreise um | |
| 15 Prozent angestrebt.(dapd) | |
| 30 Oct 2012 | |
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