# taz.de -- Abschaffung der Todesstrafe: Rehabilitation statt Rache | |
> Die Bremer Bürgerschaft fordert öffentlichkeitswirksam die Abschaffung | |
> der Todesstrafe - nachdem Amnesty International ein wenig nachgeholfen | |
> hat. | |
Bild: Mit Sensemann: Bürgerschaftspräsident Weber (SPD), Bürgermeisterin Kar… | |
Eine Rekordzahl von Staaten hat am Montag im Menschenrechtsausschuss der | |
UN-Vollversammlung für eine Resolution gestimmt, die die weltweite | |
Abschaffung der Todesstrafe zum Ziel hat. Sie soll im Dezember endgültig | |
verabschiedet werden. Die Beschlüsse der Vollversammlung sind zwar nicht | |
bindend, haben aber moralisches Gewicht. Als Zeichen ihrer Unterstützung | |
der Resolution hat die Bremer Bürgerschaft gestern einstimmig einen Antrag | |
von SPD und den Grünen für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe | |
verabschiedet und danach gemeinsam mit Amnesty International eine | |
Kundgebung am Roland veranstaltet. | |
Fraktionsübergreifend herrschte – wenig überraschend – Einigkeit darüber, | |
dass die Todesstrafe geächtet und abgeschafft sowie Forderungen wie die des | |
türkischen Premiers Erdogan nach ihrer Wiedereinführung aufs Schärfste | |
verurteilt werden müssen. Seit vier Jahren ist Bremen Mitglied im | |
Städtebündnis „Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe“.… | |
arbeiten gegenwärtig weltweit knapp 1.500 Kommunen in 87 Ländern zusammen, | |
140 Städte und Kommunen aus Deutschland sind darunter. | |
„Wir wollen keine moralischen Leisetreter sein“, sagte Finanzsenatorin und | |
Bürgermeisterin Karoline Linnert (Die Grünen) und wies auf die lokalen | |
Einflussmöglichkeiten durch Städtepartnerschaften und internationale | |
Beziehungen als Möglichkeiten hin, die Problematik der Todesstrafe | |
aufzuwerfen und bei ihrer Bekämpfung zusammenzuarbeiten. Bremen unterhalte | |
Geschäftsbeziehungen zu Ländern wie den USA, Japan oder Saudi Arabien: „Man | |
könnte mit den Vorständen von zum Beispiel Betrieben wie der BLG sprechen | |
und gemeinsam mit ihnen Ideen entwickeln, wie man gegenüber den | |
Handelspartnern das Problem thematisieren kann.“ | |
Peter Erlanson von der Linksfraktion mag sich nicht ganz so weit aus dem | |
Fenster lehnen: „Auf Bremischer Ebene haben wir keine | |
Einflussmöglichkeiten. Wir können ja schlecht die Handelsbeziehungen zu | |
Ländern wie den USA abbrechen, das können wir uns schlichtweg nicht | |
leisten.“ Das Problem seien Menschen „mitten unter uns, die zum Beispiel | |
bei einem Kindsmord reflexartig nach der Todesstrafe rufen. Viele Menschen | |
haben nicht begriffen, dass es eine zivilisatorische Errungenschaft ist, | |
nicht auf Rache, sondern auf Rehabilitation zu setzen. Es gibt ja auch mit | |
Peter Nowack mitten in Bremen einen SPD-Politiker, die Sippenhaft für die | |
Familie eines Intensivtäters fordert – und Sippenhaft ist genauso wie die | |
Todesstrafe nicht ohne Grund 1945 abgeschafft worden!“ | |
Auch Günter Pape von Amnesty International Bremen plädiert mehr für die | |
leisen Töne: „Mitglied im Städtebündnis gegen die Todesstrafe zu sein, ist | |
einfach und kostet nichts, aber man muss auch etwas dafür tun.“ Im | |
vergangenen Jahr hätten an einer Kundgebung an gleicher Stelle zum gleichen | |
Thema lediglich Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) und ein paar | |
InteressentInnen teilgenommen: „Die Bürgerschaft ist heute deswegen hier | |
versammelt, weil wir ihr auf die Füße getreten sind.“ | |
21 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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