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# taz.de -- Die Wahrheit: Der beste Fussballreporter der Welt
> Fußballreporter haben es nicht leicht. Sie müssen an jedem Wochenende
> Berichte über Spiele verfassen, die sich meist nicht sonderlich
> unterscheiden. ...
Bild: Ana Maria Stoilova und Antonio Papazov aus Bulgarien bei den World Games …
Fußballreporter haben es nicht leicht. Sie müssen an jedem Wochenende
Berichte über Spiele verfassen, die sich meist nicht sonderlich
unterscheiden. So sind die Beschreibungsmöglichkeiten begrenzt.
Das Sportmagazin Kicker hat daraus die Konsequenz gezogen und ein
Computerprogramm entwickelt, das den Reportern einen Großteil der Arbeit
abnimmt. Sie müssen nur noch die Mannschaften, das Ergebnis und etwaige
Torschützen sowie gelbe und rote Karten eintragen – den Rest übernimmt die
Maschine.
Um etwas Abwechslung in die Berichte zu bringen, ersetzt der Computer das
Wort „Ball“ bei jeder dritten Erwähnung durch „Spielgerät“. Bei Spiel…
Hamburger SV taucht unweigerlich mindestens vier Mal der Begriff
„Liga-Dino“ auf, weil der HSV die einzige Mannschaft ist, die seit Gründung
der Bundesliga ununterbrochen dabei ist. Hertha BSC dagegen wird stets als
„alte Dame“ bezeichnet, selbst wenn das Team mal nicht geriatrisch spielt.
Andere Begriffe, die zwingend in Kicker-Fußballberichten auftauchen, sind
„Weckruf“, „Geläuf“ („Beide Mannschaften schoben sich auf tiefem Gel…
Ball zu“) und „Spiel auf Augenhöhe“. Sehr beliebt ist auch das
Ausrufezeichen: „Volland setzte im regnerischen Nürnberg das erste
Ausrufezeichen.“
So weit, so gut. Mancher Reporter fühlt sich jedoch bemüßigt, den
Computer-Artikel mit ein paar Eigenmächtigkeiten zu garnieren, um ihm zu
etwas Originalität zu verhelfen. Das gelingt nur selten: „Aufstiegsaspirant
Hertha BSC bangt vor dem Spitzenspiel bei Energie Cottbus am Montag um
Leistungsträger Ronny und damit um einen absoluten Leistungsträger.“
Ja, absolut, Ronny ist ein Leistungsträger, wie auch aus einem anderen
Artikel hervorgeht: „Ronny schoss den Ball humorlos ins rechte untere Eck.“
Hätte er sich eine Pappnase aufsetzen und dem Torwart einen Witz erzählen
sollen? Seine Mitspieler gingen unterdessen handwerklichen Tätigkeiten
nach: „Berlin rührte mehr und mehr Beton an.“
Und wie schmeckt ein Gefühl? „Nach sieben Spielen ohne Niederlage musste
der SC Paderborn zu Besuch beim TSV 1860 München wieder das Gefühl einer
Niederlage schmecken“, schwurbelte der Kicker und lieferte gleich eine
Begründung für den Münchner Sieg: „Immerhin hatten die Sechziger mehr
investiert.“ Das schmeckt nach dem Gefühl der Bestechung. Die Paderborner
hatten trotzdem das Gefühl, übervorteilt worden zu sein: „Gefühlt ist das
zu wenig.“
Ein typischer Kicker-Satz lautet: „Sekunden später setzte Boland auf der
Gegenseite eine erste Duftmarke, ehe es klingelte.“ Hat er gegen den
Pfosten gepinkelt? Manchmal ist die Halbzeitpause offenbar zu kurz, so dass
die Spieler nicht genügend Zeit für ihren Gourmet-Pausensnack haben: „Die
zweite Halbzeit begann mit einem Leckerbissen von Diouf.“
Die Kicker-Schreiber sollten dem Computer das Verfassen der Artikel
überlassen. Dann gäbe es auch keine „spärlich gesähten Torchancen“ mehr.
Würde der Reporter in den Duden spähen, sähe er den Fehler.
3 Dec 2012
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
Ralf Sotscheck
## TAGS
Fußball-EM der Frauen 2022
Greuther Fürth
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