Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Wahrheit: Der Weltuntergang ist verschoben
> Sobald es Dezember wird, trudeln die Vorhersagen für das kommende Jahr
> ein.
Der Inder Vasudev Moolrajani prophezeit, dass die Erde sowohl zwischen dem
10. Februar und dem 25. März, als auch zwischen dem 22. April und 25. Mai
2013 von ein paar Erdbeben, Stürmen und Vulkanausbrüchen heimgesucht wird.
Davon werde die Welt aber nicht untergehen, sagt Moolrajani – ebenso wenig
wie im Jahr 2182, wie „bestimmte ausländische Wissenschaftler behauptet“
haben. Ich werde gegebenenfalls Schadensansprüche stellen.
Die Astrologin Barbara Goldsmith geht auf Nummer sicher. Sie erwartet, dass
Banken im kommenden Jahr weitere Rettungsgelder benötigen und dass
Regierungen mehr Geld drucken werden. Das liege am Jupiter, der seit Juni
2011 im Sternzeichen Stier stehe. Die Sterne sind also schuld. Und solange
Saturn in der Waage stehe, bleibe es bei sozialer und finanzieller
Ungleichheit.
Manche Menschen werden deshalb von anderen stehlen. O weh! Oder meint sie
die Politiker? „Das ist die Zeit, wenn die Steuern steigen, weil die
Regierungen verzweifelt versuchen, ihre Schulden zu bezahlen“, weissagt
sie.
Aber Goldsmith hat auch gute Nachrichten. 2013 werde viele neue Erfindungen
wie „mobile Kommunikationswerkzeuge“ bringen. Handys etwa? Möglicherweise
würden auch Computertastaturen überflüssig, weil man die Geräte
sprachsteuern könne. Wir sind gespannt. Ganze Gruppen von Menschen werden
ihre eigenen Lebensmittel anbauen und ihren Strom selbst erzeugen. Wo hat
Goldsmith bloß die vergangenen Jahrzehnte verbracht? Vermutlich hat sie
frühzeitig den Ratschlag von „Psycho-Fred“ beherzigt.
Der empfiehlt jedem, der nach einem höheren Bewusstsein strebt, die Medien
zu meiden. „Wenn man sich auf Nachrichten einlässt, fängt man sich
Angst-Vibrationen ein, und die dienen dazu, einen zu kontrollieren.“ Eine
Ausnahme sei PBS Television, da könne man ein Auge riskieren. Weil
„Psycho-Fred“ für den Sender arbeitet?
Vorhersagen haben es an sich, dass sie oft schiefliegen. Der englische
Wissenschaftler Lord Kelvin behauptete 1883, Röntgenstrahlen würden sich
als Schwindel erweisen. Fünf Jahre zuvor hatte der Chefingenieur der
britischen Post geweissagt, dass das Telefon sich nicht durchsetzen werde:
„Die Amerikaner brauchen so etwas, aber wir nicht. Wir haben genügend
Botenjungen.“ Und Amstrad-Chef Alan Sugar sagte 2005: „Bis Weihnachten ist
der iPod tot, erledigt, kaputt.“
In Südafrika werden falsche Vorhersagen mit Gefängnis bis zu zehn Jahren
bestraft – allerdings nur, wenn es ums Wetter geht. Ich wage dennoch ein
paar Prophezeiungen: Bayern München wird 2013 deutscher Fußballmeister, in
Irland wird es oft regnen, und ich höre mit dem Rauchen auf – obwohl der
Wissenschaftler W. C. Heuper vom Nationalen Krebsinstitut die Prognose
aufgestellt hat: „Falls übermäßiges Rauchen tatsächlich eine Rolle bei der
Verursachung von Lungenkrebs spielen sollte, so ist sie sehr gering.“ Das
hat er allerdings in meinem Geburtsjahr 1954 gesagt.
10 Dec 2012
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.