# taz.de -- Kommentar Dosenpfand: Der Getränkemarkt als Vorbild | |
> Statt das Mehrwegsystem durch Ignoranz zu ruinieren, muss es gestärkt | |
> werden. Es ist eine Ökonomie, die Umwelt und Arbeitsplätze sichert. | |
Die Sicherung von Arbeitsplätzen ist erklärtes Ziel der Regierung. Auch die | |
Verschwendung von Energie und Rohstoffen zu stoppen steht politisch hoch im | |
Kurs. Und aufgeklärte VerbraucherInnen wollen ohnehin alle. | |
Angesichts dieser Ziele ist es schwer verständlich, was in den letzten | |
Jahren auf dem deutschen Getränkemarkt passiert ist. Das umweltfreundliche | |
Mehrwegsystem, bei dem die Flaschen in regionalen Kreisläufen immer wieder | |
befüllt werden, steht in vielen Bereichen vor dem Aus. Discounter drücken | |
Einwegflaschen zu Kampfpreisen in den Markt, und die KundInnen greifen – | |
aus Unwissen, Bequemlichkeit und Sparsamkeit – in Massen zu: Drei von vier | |
Erfrischungsgetränken werden inzwischen in Einwegflaschen gekauft, die zwar | |
zurückgebracht, aber nicht wiederbefüllt werden. | |
Und die Politik sieht bisher tatenlos zu. Die rot-grüne Regierung hat | |
seinerzeit bei der Einführung des Einwegpfands zwar eine politisch | |
gewünschte Mehrwegquote festgelegt – aber keine weiteren Sanktionen, mit | |
denen diese durchgesetzt werden kann. Und nachdem sich Jürgen Trittin für | |
das „Dosenpfand“ prügeln lassen musste wie für kaum ein anderes Thema, hat | |
Amtsnachfolger Sigmar Gabriel von dem vermeintlichen Verliererthema lange | |
die Finger gelassen. Erst jetzt, kurz vor der Wahl, wird wenigstens an | |
einer klareren Kennzeichnung gearbeitet. | |
Doch damit ist es nicht getan. Um Verbrauchern eine echte Wahl zu | |
ermöglichen, müssen alle größeren Geschäfte – inklusive Discounter – | |
verpflichtet werden, auch Mehrwegflaschen anzubieten. Und solange die Quote | |
weiter fällt, ist auch eine zusätzliche Sonderabgabe auf Einwegflaschen | |
notwendig. Davon, dass solche Maßnahmen nach „Zwang“ klingen, sollte sich | |
die Politik nicht aufhalten lassen. | |
Die Entwicklung am Getränkemarkt zeigt gerade, dass der Markt allein keine | |
volkswirtschaftlich sinnvollen Lösungen findet. Und auch VerbraucherInnen | |
können nur dann vernünftig einkaufen, wenn der Staat die richtigen | |
Rahmenbedingungen setzt. Statt das Mehrwegsystem durch kurzsichtige | |
Ignoranz zu ruinieren, muss es gestärkt werden – als Vorbild für eine | |
Wirtschaftsweise, die Umwelt und Arbeitsplätze gleichermaßen sichert. | |
Dieser Kommentar erschien am 17. 4. 2009 in der taz. Seither hat sich | |
nichts verändert, außer dem Namen des Umweltministers, der kurz vor der | |
Wahl eine Initiative ankündigt. Und die Mehrwegquote: Sie ist noch | |
schlechter. | |
2 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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