# taz.de -- Die Wahrheit: Mein Name ist nicht Auto | |
> Neues aus Neuseeland: Meinen Nachnamen muss ich in Neuseeland nicht mehr | |
> buchstabieren. | |
Meinen Nachnamen muss ich in Neuseeland nicht mehr buchstabieren. Die | |
Richter-Skala kennt jetzt jeder, da haben ein paar Erdbeben doch sehr | |
geholfen. Mit dem Vornamen dagegen hapert’s immer wieder. „Enki“ oder | |
„Änka“ kommt in der Regel dabei heraus, wenn jemand meinen Namen vom Papier | |
abliest und dabei an einen Anker (anchor) oder Knöchel (ankle) denkt, aber | |
ganz sicher nicht an die norddeutsche Verniedlichungsform der guten alten | |
Anna. | |
Ich hätte mich spätestens dann umbenennen sollen, als mir eines Abends in | |
meiner Lieblingskneipe in Lyttelton ein kaum artikulationsfähiger | |
Tresenbesetzer sagte, dass mein Name nach chinesischer Medizin klinge. Also | |
ziemlich das Gegenteil von weiblich oder westlich. So kann man es | |
interpretieren, auch wenn die Bemerkung vielleicht ein charmanter Versuch | |
der Annäherung war, denn Kiwi-Männer belegen weltweit im Flirten nicht die | |
Spitzenplätze. | |
Wie viel einfacher hätte ich es doch mit einem knappen „My name is Ann“ | |
gehabt, statt diese ewige Eselsbrücken zur korrekten Aussprache von Anke: | |
„Denk an deinen Onkel – uncle –, dann verschluck das ’L‘ am Ende – … | |
hast du’s, kinderleicht!“ Von wegen. | |
Auch die Assoziation des deutschen Lautes „An“ verwirrt, denn es ist im | |
Englischen ja immer ein Unwort, eine Verneinung, die mit dem genauso | |
klingenden „un“ anfängt. Unhealthy. Unfriendly. Unsexy. „Un-K“. So vie… | |
linguistischen Tiefenwirkung. Dabei habe ich noch Schwein gehabt. Meine | |
Masseurin kommt aus Holland und heißt Joke. Ja, das klingt wie ein Witz, | |
wenn man’s auf Englisch liest. So ein harmloser Käskopp-Name in der Heimat, | |
so eine gewaltige Humorwirkung Down Under. Schicksal! | |
Noch härter hat es eine deutsche Krankenschwester in Christchurch | |
getroffen. Die Gute heißt Ute. Ein „ute“ ist aber ein „utility car“, a… | |
ein Geländewagen mit großem Verdeck. Vielleicht sollte sie die Schreibweise | |
phonetisch anpassen und in „Ootah“ ändern, um nicht ständig für eine | |
Autofetischistin gehalten zu werden. Auch Heike in Dunedin tut mir etwas | |
leid. Obwohl „hiker“, also Wanderer, nicht die schlimmste Daseinsform in | |
Aotearoa ist. | |
Wie schwer man es mit doppeldeutigen Namen hat, bewies der immer mal gern | |
ins Fettnäpfchen trampelnde TV-Moderator Paul Henry. Der begackerte sich | |
vor der Kamera über den Nachnamen der indischen Politikerin Sheila Dikshit. | |
In der Tat war die Assoziation „Schwanzscheiße“ bei seiner Aussprache kaum | |
zu vermeiden. Zum Glück macht Henry jetzt Frühstücksfernsehen in | |
Australien, mit sinkenden Quoten. | |
Setzt mein Namenskomplex mir allzu sehr zu, finde ich Trost bei einer | |
kleinen Band aus Wellington: MarineVille. Der erste Song auf ihrem Album | |
„Ready for the Dance“ heißt tatsächlich „Anke“, schlicht und ergreife… | |
Und gemeint ist eine Frau, keine Arznei. Das Glück, als ich dieses Lied | |
entdeckte, kann ich kaum beschreiben. Es durchrieselte mich warm am | |
Grabbeltisch des CD-Ladens. So hat sich früher eine Prinzessin gefühlt, | |
wenn man eine Rose nach ihr benannte. | |
10 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Anke Richter | |
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