# taz.de -- Öffentlich-private Bredouille: Flensburger Campusbad pleite | |
> Die Stadt leistete sich vor drei Jahren ein neues Schwimmbad. Das ging | |
> nur mit einer Finanzierung über eine Öffentliche-Private-Partnerschaft. | |
Bild: Groß, modern, aber vielleicht nicht mehr finanzierbar: das Campusbad in … | |
FLENSBURG taz | Es gibt mehr und längere Bahnen als früher, einen bisher | |
nicht da gewesenen Spaßbad-Bereich und Wellness-Angebote: Als vor drei | |
Jahren das neue Flensburger Hallenbad, das Campusbad, eröffnete war es | |
nicht nur ein Ersatz für das alte, noch in den 60er-Jahren gebaute | |
Schwimmzentrum in der Innenstadt. | |
Statt fünf 25-Meter-Bahnen gibt es nun acht 50-Meter-Bahnen. „Wir brauchen | |
ein richtiges Sportbad“, hatte der damalige Bürgermeister Oberbürgermeister | |
Klaus Tscheuschner gesagt. Schließlich sei Flensburg ein „Oberzentrum mit | |
sehr aktiven Vereinen, unsere Universität betreibt die | |
Sportlehrerausbildung für das ganze Land“. | |
Doch da gab es ein Problem: Die Stadt hat kaum Geld. „Hätten wir das Bad | |
selbst gebaut, hätten wir uns Verschulden müssen“, sagt Clemens | |
Teschendorf, Sprecher des heutigen Bürgermeisters. „Ich glaube, der | |
Innenminister hätte gelacht.“ | |
Doch mit einer Finanzierung über eine Bank – eine so genannte | |
Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) sollte das klappen. Der Deal war: | |
Commerzreal, eine Tochter der Commerzbank finanziert den Bau, und | |
garantiert den Betrieb für 25 Jahre – dafür zahlt die Stadt Flensburg in | |
dieser Zeit jedes Jahr 1,3 Millionen Euro an die Bank, dazu kommen | |
Zuschüsse für die Betriebskosten und für das Schul- und Vereinsschwimmen, | |
jeweils etwa 100.000 Euro. Der Bau des Bades soll etwa 15 Millionen Euro | |
gekostet haben. | |
Doch seit November gibt es ein Problem: Die Betreibergesellschaft ist in | |
die Insolvenz gegangen. Jetzt kämpft die Stadt darum, den Badbetrieb | |
aufrecht zu erhalten – und das möglichst ohne weitere Kosten. Es gibt eine | |
Gruppe aus Kommunalpolitikern, Verwaltungsleuten und Experten, die | |
wöchentlich tagen und einen Ausweg suchen. | |
Gleichzeitig läuft die Ursachensuche für die Insolvenz der | |
Betreibergesellschaft. Klar ist: Die Betreibergesellschaft Aqua Vital | |
konnte nicht genug Einnahmen erwirtschaften um zu überleben – die | |
Eintrittspreise sind höher als beim alten Bad. Deren Geschäftsführer | |
Wolfgang Tober wollte bei der Stadt erheblich höhere Zuschüsse für das | |
Schul- und Vereinsschwimmen durchsetzen, worauf sich die Stadt nicht | |
einließ. | |
Hat sich also Tober beim Betrieb des Bades verkalkuliert? Auch in Cottbus | |
ging ein von ihm gemanagtes Bad 2009 in Insolvenz. Doch Tober ist nicht nur | |
ein Badmanager, sondern auch ein Planer: Er war mit einer anderen | |
Gesellschaft auch an dem Bau des Campusbad beteiligt, als Generalplaner. | |
Tober sagt, er habe alles getan, um die Aqua Vital zu retten. Im Gespräch | |
mit der taz schiebt er die Schuld gen Stadt: „Man hat bei dem Projekt die | |
wirtschaftlich riskanteste Variante gewählt.“ Schließlich könne man kann | |
dort alle Sportwettbewerbe veranstalten außer die Olympischen Spiele. | |
Oder liegt das Problem doch im komplizierte Konstrukt des ÖPP-Projekts und | |
den zum Teil kuriose Geldflüssen? Denn die Stadt Flensburg hat mit der | |
Commerzreal einen Vertrag der Finanzierung und Betrieb regelt. Die Bank hat | |
dafür die Projektgesellschaft Mabana gegründet, sie ist Eigner des | |
Gebäudes. Die Aqua Vital ist nur der Betreiber des Bades. | |
Und auch die Baukosten stottert die Stadt nicht direkt bei der Commerzreal | |
ab – die Bayrische Landesbank ist Gläubiger. Diese Bank zahlt 200.000 Euro | |
aus den städtischen Zahlungen an die Mabana, an der die Commerzreal beteilt | |
ist – als eine Gebühr für die Organisation des Betriebes. Dieses Geld | |
landete nicht bei der Aqua Vital. | |
Erika Vollmer, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft „Wir in | |
Flensburg“, sieht das Problem eher beim Modell an sich: „Das ÖPP-Modell ist | |
gescheitert.“ Sie sitzt in der Arbeitsgruppe, die jetzt über das weitere | |
Vorgehen berät. Gleichzeitig sprechen Stadtvertreter mit den Beteiligten. | |
Vollmer ist unzufrieden mit dem Verlauf des gesamten Projekts, hat sich | |
aber erst einmal Diplomatie verordnet, so lange die Gespräche noch laufen. | |
„Mein Ziel ist jetzt, das Bad zu retten“, sagt sie. Ähnliche Töne schlägt | |
auch Stadtsprecher Teschendorf an: „Wichtig für uns, ist es das Bad offen | |
zu halten für die Bürger in Flensburg“. | |
21 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Daniel Kummetz | |
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