# taz.de -- Noch mehr Partizipation: BVG wants you! | |
> Die Verkehrsbetriebe wollen einen Kundenbeirat gründen. Das wird ein | |
> Abnick-Gremium, fürchtet der Fahrgastverband Igeb. | |
Bild: Heiter leben mit der BVG: hier am Bahnhof Friedrichstraße. | |
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen stärker auf ihre Kunden hören. | |
"We want you", titelt das Kundenmagazin - mit BVGlern, die ihre Zeigefinger | |
wie Uncle Sam ausstrecken. Die Verkehrsbetriebe rufen dazu auf, sich für | |
den "Kundenrat" zu bewerben, der im April die Arbeit aufnehmen wird. | |
750 Bewerbungen sollen bereits eingegangen sein. 30 Kunden quer durch alle | |
Altersgruppen sollen am Ende die Meinung der bis zu drei Millionen | |
Fahrgäste repräsentieren, die täglich mit der BVG fahren. | |
Jeder darf freilich nicht mitmachen im neuen Rat: Ausgeschlossen sind nicht | |
nur Mitarbeiter von Verkehrsbetrieben und Fahrgastverbänden sowie alle, die | |
"beruflich oder privat im Verkehrsbereich aktiv sind", heißt es im | |
Kundenmagazin. | |
Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband Igeb macht das wütend: Das | |
bedeute ja, dass nicht mal ADAC-Mitglieder teilnehmen dürfen, meint er. | |
"Die Leute, die sich schon seit Jahren engagieren, werden ausgeschlossen." | |
Wieseke fürchtet, dass sich die BVG einen unkritischen Rat aufbauen will, | |
der alle Entscheidungen durchwinkt. Ohne Expertise sei der "Kundenrat" | |
unglaubwürdig. | |
BVG-Sprecherin Petra Reetz weist diese Vorwürfe zurück. Die Verbände würden | |
schon im Beirat der BVG gehört. "Im Kundenrat geht es um den unverstellten | |
Blick von ganz durchschnittlichen Fahrgästen", so Reetz. Die | |
Ausschlusskriterien seien vielleicht unglücklich formuliert worden. "Aber | |
die Auswahl der Bewerber wird ohnehin zufällig getroffen." Man werde | |
niemandem hinterhergoogeln. | |
Jens Wieseke vom Igeb ist davon überzeugt, dass die Kunden Hilfe von den | |
Verbänden brauchen. Er sitzt im Kundenbeirat der S-Bahn als beratendes | |
Mitglied. 2008, ein Jahr nach der Gründung dieses Gremiums, hätten die | |
Mitglieder festgestellt, dass es ohne fachliche Unterstützung nicht gehe. | |
"Irgendwann haben die Leute gesagt: Wir wollen nicht alles abnicken." | |
Seitdem ist Wieseke für den Fahrgastverband Igeb im Beirat der S-Bahn | |
vertreten, besitzt allerdings kein Stimmrecht. | |
"Wir wollen aber 30 Leute, die alle eine Stimme haben", entgegnet Reetz. | |
"Manchmal ist der Kunde auch pragmatischer als der, der die Kunden | |
vertritt." | |
Und was genau können die Kunden im Rat beeinflussen? Jedenfalls nicht die | |
Preisgestaltung - denn dafür ist der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg | |
zuständig. Laut Reetz geht es darum festzustellen, ob Aushänge verständlich | |
sind oder das Angebot an altersgerechten Plätzen ausreicht. Auch könnten | |
die Kunden bei Bahnhofsumgestaltungen involviert werden. Mindestens einmal | |
im Quartal soll das Gremium zusammentreffen. | |
Lust aufs U-Bahn-Fahren bekommen? Mehr zum Thema in der Wochenendausgabe | |
der taz.Berlin: Warum Schwarzfahrer in der Hauptstadt nichts befürchten | |
müssen. | |
7 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Martin Rank | |
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