# taz.de -- Gesundheit: Hauptstadt der Depressiven | |
> Seit über zehn Jahren ist Hamburg die Stadt mit den meisten psychisch | |
> Kranken – jetzt soll die Landeskonferenz Versorgung für mehr | |
> Therapie-Angebote sorgen. | |
Bild: Depression war im vergangenen Jahr die häufigste psychische Erkrankung d… | |
In Hamburg gibt es deutlich mehr psychisch Kranke als im Rest Deutschlands. | |
Im vergangenen Jahr fehlten die Arbeitnehmer hier im Schnitt 1,79 Tage | |
aufgrund von psychischen Erkrankungen – am häufigsten waren Depression der | |
Grund. Der Bundesdurchschnitt liegt bei nur 1,34 Fehltagen. Obwohl Hamburg | |
diese Statistik schon seit mehr als zehn Jahren anführt, hat der Senat erst | |
jetzt eine „Landeskonferenz Versorgung“ gesetzlich verankert. | |
Dieses Gremium solle Vorschläge erarbeiten, wie das Therapie-Angebot | |
flexibler und die Arbeitsplätze „psychisch freundlicher“ gestalten werden | |
könnten, sagt Rainer Richter, Präsident der Psychotherapeuten-Kammer | |
Hamburg. Heute findet die konstituierende Sitzung der Konferenz statt, die | |
von der Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer (SPD) eingesetzt wird. Die | |
Mitglieder bestehen aus Vertretern von Krankenkassen und | |
Psychotherapeuten-Kammer. | |
Neben der Prävention von psychischen Erkrankungen will sich das Gremium für | |
mehr Therapieplätze einsetzen. Denn auch wenn Hamburg hier im | |
Bundesdurchschnitt liegt, reichen die Therapie-Angebote nicht aus, sagt | |
Rainer Lange, Sprecher der DAK Nord. 20,5 Wochen müssen Betroffene laut | |
einer Studie der Bundespsychotherapeuten-Kammer von 2011 auf einen | |
Therapieplatz warten. Außerdem seien die Therapie-Angebote innerhalb | |
Hamburgs ungleich verteilt. „Die Versorgungsdichte in Altona und Eppendorf | |
ist deutlich besser als im Süden und Osten Hamburgs“, sagt Richter. | |
Die häufigen psychischen Erkrankungen liege vor allem am | |
Dienstleistungssektor, in dem in Hamburg die meisten Arbeitsplätze | |
angesiedelt sind. In dieser Sparte sei der psychische und zeitliche Druck | |
generell sehr hoch. Das allein führe jedoch noch nicht zu einer Depression, | |
sagt Richter. „Hinzu kommt noch, dass der Arbeiter keinen Einfluss auf den | |
Ablauf und die Schnelligkeit des Arbeitsprozesses hat“, sagt er. | |
Genaue Aussagen zur Ursache und Wirkung könne Richter aber nicht machen, | |
denn die Krankenkassen erheben diese Daten zwar, aber sie geben nicht alle | |
Ergebnisse heraus. „Die Krankenkassen müssen von der Politik gezwungen | |
werden, die Daten zu veröffentlichen“, sagt Richter. | |
Ob die Landeskonferenz die Situation für psychisch Erkrankte verbessern | |
kann, ist fraglich, da das Gremium den Senat lediglich berät. Richter ist | |
dennoch optimistisch: „Das Geld ist da, es muss sinnvoll umgelagert | |
werden.“ | |
17 Apr 2013 | |
## AUTOREN | |
Amina Arabi | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |