# taz.de -- Schwimmbad in der Schusslinie: Am Plötzensee fliegen die Fetzen | |
> Im Strandbad Plötzensee gibt es rassistische Umtriebe, behauptet ein | |
> Konzertveranstalter. Der Betreiber widerspricht heftig: Er vermutet | |
> dahinter eine perfide Taktik, um finanzielle Verpflichtungen loszuwerden | |
Bild: Trübe Aussichten am See. | |
Es sind deftige Vorwürfe, die gegen den Pächter des Strandbads Plötzensee | |
erhoben werden: Bademeister trügen die bei Rechtsextremisten beliebten | |
Thor-Steinar-Klamotten, auf ihren Handys erschalle Musik einer Neonazi-Band | |
als Klingelton. Auch von rassistischen Beleidigungen berichtet der | |
Eventmanager und Gastronom Jan Stens. Der Pächter des Strandbads, Erik | |
Müller, spricht von „infamen Unterstellungen“. Stens habe sich das | |
ausgedacht, weil er vom Bezirksamt keine Genehmigung für sein für Juni | |
geplantes Musikfestival „BeLaSound“ bekommen habe. | |
BeLaSound? Kaum jemand kannte diesen Namen. Das ist nun anders, seit Stens | |
mit seinen Anschuldigungen an die Öffentlichkeit gegangen ist. BeLaSound | |
heißt „Berlin-Latin-Sound“. Für das Festival hatte Stens, der seit April | |
die Strandbadgastronomie betreibt, die gesamte Lokalität vom 14. bis zum | |
16. Juni gemietet. 22 Bands sollten spielen. Am 13. Mai teilte das | |
Bezirksamt Mitte mit, so eine Veranstaltung sei im Strandbad Plötzensee | |
unzulässig. Tanja Lier, Leiterin des Stadtentwicklungsamts, bestätigt das. | |
Die Entscheidung sei für Stens nicht überraschend gekommen, verlautet aus | |
Behördenkreisen. Man habe ihm das schon bei Vorgesprächen signalisiert. | |
Strandbadpächter Müller sieht zwischen dem Ablehnungsbescheid und Stens’ | |
Anschuldigungen einen unmittelbaren Zusammenhang. Stens versuche, sich so | |
der finanziellen Verpflichtungen zu entledigen, die er mit dem Strandbad | |
vertraglich eingegangen sei. Auch den gastronomischen Betrieb habe er nun | |
aufgekündigt. „Rassismus wird bei mir nicht geduldet“, sagt Müller. Sein | |
Mitpächter sei Jude. „Sein Opa ist im KZ gestorben.“ Fünf der sieben | |
Angestellten im Sommerbad seien Migranten. | |
## Jetzt im Yaam | |
Stens’ Festival wird nun im Yaam in Friedrichshain stattfinden. Der | |
Eventmanager blieb auch am Freitag bei seiner Darstellung. „Was Müller | |
sagt, ist Lüge.“ Die Ausländer in dessen Team seien alle Osteuropäer. „D… | |
sind alle weiß.“ Deren Rassismus richte sich gegen Menschen mit dunkler | |
Hautfarbe. „Geh zurück nach Negerland“, sei einer seiner Mitarbeiter im | |
Strandbad aufgefordert worden, sagt Stens. Er selbst sei von einem Freund | |
des Personals verprügelt worden. Die Polizei bestätigte eine Anzeige wegen | |
Körperverletzung und Nötigung. Von rassistischer Beleidigung sei nichts | |
bekannt. | |
Der Berliner Kurier schlagzeilte: „Brauer Spuk im Strandbad Plötzensee“. | |
Müller spricht von Rufmord. Am Freitag war das Bad leer. Das mag auch am | |
Wetter gelegen haben. | |
31 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
## TAGS | |
Berliner Bäder-Betriebe | |
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