# taz.de -- Bremer Krankenhäuser: Millionenbrot und Peitsche | |
> Der Senat hat Hilfen von 199 Millionen Euro für die Kliniken der | |
> Gesundheit Nord beschlossen. Bis 2017 sind sie damit sicher – nicht aber | |
> vor „engerer Begleitung“. | |
Bild: Das zieht auch Patienten: schicke Ärzte à la "Emergency Room". | |
Am Dienstag beschloss der Senat eine Finanzspritze von 199 Millionen Euro | |
für die kommunale Klinik-Holding Gesundheit-Nord (Geno). Als Grundlage | |
hatte deren Geschäftsführung einen „Zukunftsplan 2017“ als Konzept zur | |
Sanierung der vier städtischen Kliniken vorgelegt. Dies sei „tragfähig“, | |
urteilte der Senat. | |
Aufgestockt wird nun das Eigenkapital der Geno um 53,7 Millionen Euro. | |
Enthalten sind darin 10 Millionen Euro, die als Soforthilfe bereits im | |
Januar flossen. Bis 2017 kommen weitere 98 Millionen an Investitionsmitteln | |
hinzu. Und: Die Stadtgemeinde übernimmt 110,8 Millionen Euro der Schulden | |
für den Teilersatzneubau am Klinikum Bremen-Mitte. In Hinsicht auf Zinsen | |
und Tilgung entlastet das die Geno bis 2017 um 47,3 Millionen Euro. | |
„Damit geht der Senat bis an die Grenzen, was unter heutigen | |
Haushaltsbedingungen möglich ist“, sagte der parteilose Gesundheitssenator | |
Hermann Schulte-Sasse. Bis an die Grenze wird er auch mit seinem | |
Kontroll-Einfluss auf die Geno-Geschäftsführung gehen. Bei so viel Geld sei | |
„dringend erforderlich, sicherzustellen, dass das kein Flop wird“. Was nun | |
kommt, nennt Schulte-Sasse eine „intensive Begleitung“. Genau hingeschaut | |
werden soll bei der Umsetzung ausgemachter „Optimierungspotenziale“, bei | |
Sachkosten, Verwaltung, Servicebereichen und Personalmanagement. | |
Immerhin gab es schon 2008 einen „Masterplan“. Nur: Dass dessen Umsetzung | |
„mangelhaft“ lief, sei seiner Vorgängerin Renate Jürgens-Pieper (SPD) nic… | |
aufgefallen – „und mir auch nicht“, sagte Schulte-Sasse bezogen auf seine | |
Zeit als Gesundheits-Staatsrat. Ohnehin: Beim Umsatz steht die Geno gut da. | |
Nur haben sich die Kosten erhöht, durch Tarifabschlüsse und Energiekosten. | |
Das Problem: „Die notwendigen Erlössteigerung erhalten die Kliniken nicht“, | |
so Schulte-Sasse. Schuld sei das DRG-Abrechnungssystem, also: die | |
Bundesregierung. | |
Auch durch den Keim-Skandal am Klinikum Bremen-Mitte sind Patientenzahlen | |
dort zurückgegangen, wo Patienten die Wahl haben – bei weniger schweren | |
Fällen, die mehr Geld einbringen. Wurden 2009 von den Geno-Kliniken noch | |
97.000 Menschen versorgt, waren es 2012 nur noch 95.000 – gegen einen | |
bundesweit positiven Trend. Sparen könne man etwa bei der Psychiatrie im | |
Klinikum Bremen-Ost, dessen Sanierung nun ansteht. | |
Ohnehin dürfe es laut Schulte-Sasse keine „Tabuthemen“ geben. Und diese | |
anzusprechen, darin ist er gut. Also Sachen zu sagen, um sie im nächsten | |
Satz völlig auszuschließen. Etwa: „Eine kommunale Trägerschaft der Kliniken | |
ist nicht in Stein gemeißelt“ – nur sei eine Privatisierung von ihm nicht | |
beabsichtigt. Oder, so erklärte er am Dienstag in der Bürgerschaft, dass | |
die Geno mit einem Notlagen-Tarifvertrag à la Theater Bremen viele | |
Millionen einsparen könnte. „Ich will damit nicht sagen, die Beschäftigten | |
sollen sich darauf einstellen“, so Schulte-Sasse, vielmehr wolle er „diese | |
Situation vermeiden“. Zumindest durchgerechnet aber hat er es schon: Ein | |
Notlagentarifvertrag würde 15 Millionen Euro im Jahr sparen. | |
Reduzieren indes wird sich das Defizit der Geno von voraussichtlichen 32 | |
Millionen Euro in 2013 auf immer hin noch 23,7 Millionen Euro Miese im Jahr | |
2017. Für CDU-Fraktionsvorsitzenden Thomas Röwekamp ist das ein klares | |
Zeichen dafür, dass das Zukunftskonzept nicht tragfähig ist: „Die | |
Investitionen werden nicht an einer Stelle dazu führen, den Kostendruck von | |
den Kliniken zu nehmen“, sagte er am Dienstag in der Stadtbürgerschaft. | |
Die Linkspartei-Abgeordnete Claudia Bernhard lobte vor allem die Einsicht | |
des Senats, die Finanzierung des Teilersatzneubaus nicht allein durch die | |
Gesundheit-Nord tragen zu lassen. Das sei ein „erster Durchbruch von | |
Realitätseinfluss“. | |
18 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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