# taz.de -- Kita-Chaos: Wer zu spät kommt … | |
> Eine Gemeinde im Kreis Osnabrück hat Zuschüsse für eine Krippe zu spät | |
> beim Land beantragt - und muss nun selbst zahlen. Damit ist sie nicht | |
> allein. | |
Bild: Werden in Niedersachsen nicht alle fertig, bevor der Rechtsanspruch greif… | |
OSNABRÜCK taz | Der Vorsitzende Richter versuchte es im Guten. „Es geht | |
nicht um Wirtschaftsförderung, sondern um unsere Kinder“, so versuchte er, | |
die zwei Vertreterinnen der niedersächsischen Landesschulbehörde zu einem | |
Vergleich zu bewegen. Die ließen sich nicht erweichen: „Es geht“, erklärt… | |
sie vielmehr, „um unsere Steuergelder.“ | |
Und so mussten die juristischen Fakten sprechen und das Verwaltungsgericht | |
Osnabrück ein Urteil fällen. Neuenkirchen hat demnach keinen Anspruch auf | |
Landesmittel für 30 neue Krippenplätze und bleibt mit 390.000 Euro auf dem | |
Großteil der Kosten sitzen. Der Grund: Die Gemeinde im Landkreis Osnabrück | |
hatte mit dem Bau der Krippe begonnen, bevor der Antrag auf Zuschüsse bei | |
der Landesschulbehörde einging. Das widerspricht den geltenden Richtlinien. | |
Der Streit reicht zwei Jahre zurück. Im Februar 2011 begann Neuenkirchen | |
mit der Planung einer neuen Krippengruppe, um dem Rechtsanspruch auf einen | |
Krippenplatz ab August 2013 gerecht zu werden. Im selben Monat beauftragte | |
die Gemeinde einen Architekten. Dieser Vertragsabschluss gilt gesetzlich | |
als Baubeginn. Mit dem tatsächlichen Bau ging es im Mai los. Der | |
Zuschussantrag beim Land kam dagegen erst Anfang August an. Die | |
Landesschulbehörde lehnte die Forderung mit der Begründung ab, dass sie zu | |
spät gestellt worden sei. | |
In einem ersten Bescheid hatte das Land noch 45.000 Euro für die | |
Ausstattung der Krippe bewilligt. Schon das sei aber guter Wille gewesen, | |
heißt es von der Schulbehörde. Die restlichen 390.000 Euro wurden in einem | |
zweiten Bescheid im Herbst 2011 abgelehnt. Dabei bleibt es auch nach dem | |
Gerichtsverfahren. Da half auch das Argument des Rechtsanwalts der | |
klagenden Gemeinde nicht, dass die Kommunen bundesweit immer wieder | |
explizit aufgefordert worden seien, Krippenplätze zu schaffen. | |
Warum der Zuschussantrag nicht rechtzeitig abgeschickt worden ist, wurde | |
vor Gericht nicht geklärt. Klar ist, dass im Februar 2011 ein | |
Gemeindemitarbeiter beauftragt worden war, den Antrag wegzuschicken. Das | |
geschah aber nicht. „Es ist scheinbar vergessen worden“, sagt Daniel | |
Schweer, SPD-Fraktionsvorsitzender des Gemeinderates. Samtgemeindedirektor | |
Martin Brinkmann will dazu keinen Kommentar geben. | |
Die Gemeinde ist nicht die einzige, die sich mit dem Land um Fördermittel | |
für den Krippenbau zofft. Schon Bad Rothenfelde traf sich im Mai mit der | |
Landesschulbehörde vor dem Verwaltungsgericht Osnabrück. Der Kurort hatte | |
2011 mit den Bauarbeiten für die Umwandlung einer Kindergarten- in eine | |
Krippengruppe begonnen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gelder aus dem | |
Programm „Richtlinie Investitionen Kinderbetreuung“ (RIK) ausgelaufen. Als | |
es neue Landesmittel gab, stellte die Gemeinde einen Antrag, der aber | |
abgelehnt wurde. In diesem Fall kam es vor dem Gericht zu einem Vergleich: | |
Die Landesschulbehörde bewilligte 44.000 der geforderten 105.000 Euro, | |
betonte aber, dass es um keinen Präzedenzfall gehe. | |
Vier weitere Verfahren stehen noch aus. In der emsländischen Stadt Lingen | |
geht es gleich um zwei Krippen und die Frage, ob mit dem Bau tatsächlich zu | |
früh begonnen wurde. Strittig ist in diesen Fällen, ob die Zuschüsse aus | |
dem RIK- oder dem Programm „Richtlinie Ausbau Tagesbetreuung“ (RAT) kommen. | |
Die Gemeinde Markloh im Landkreis Nienburg/Weser streitet sich mit der | |
Landesschulbehörde, ob ihre neue Krippe einen Neu- oder Umbau gemacht hat. | |
Für ersteren gibt es mehr Geld. Auch Bardowick im Landkreis Lüneburg | |
verklagt das Land. In diesem Fall steht wieder ein verfrühter Baubeginn zur | |
Debatte. | |
20 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Anne Reinert | |
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