# taz.de -- Russischer Verleger darf bleiben: Der Sommer ist gerettet | |
> Alexander Grebennikov hat acht feste Mitarbeiter in Berlin - trotzdem | |
> wollte die Innenverwaltung den russischen Verleger abschieben. Nun darf | |
> er erst einmal bleiben. | |
Bild: Der Herr der Bücher kann bleiben. | |
Der von Abschiebung bedrohte russische Verleger Alexander Grebennikov darf | |
in Berlin bleiben. Ob vorerst oder auf Dauer, war am Donnerstag nicht in | |
Erfahrung zu bringen. Die Senatsinnenverwaltung bestätigte lediglich, | |
Grebennikovs Aufenthaltserlaubnis werde verlängert. Details und | |
Hintergründe zu „Einzelfallentscheidungen“ würden aus Datenschutzgründen | |
nicht bekannt gegeben. | |
Der 50-jährige Grebennikov und seine Frau betreiben seit 2008 einen kleinen | |
Verlag in Prenzlauer Berg. Der Grebennikov Verlag hat sich auf Bücher zu | |
thematischen Reisen in Deutschland, Österreich und der Schweiz | |
spezialisiert. Das Unternehmen befindet sich nach Angaben von | |
Marketingleiter Thomas Götz noch in der Start-up-Phase. „Dass junge Verlage | |
in den ersten Jahren keine Gewinn schreiben, ist normal“, sagt Götz. 2009 | |
seien drei Leute fest angestellt gewesen, jetzt seien es schon acht, sagt | |
Götz. Dazu kommen 20 freie Mitarbeiter: Grafiker, Autoren und Lektoren. | |
Regelmäßig würden neue Bücher herausgegeben. Für 2014 seien bereits | |
Verträge mit neuen Partnern abgeschlossen worden. | |
Die Ausländerbehörde indes teilte die positive Einschätzung nicht. Am 29. | |
April 2013 erreichte Grebennikov und seine Frau ein Abschiebebescheid mit | |
der Aufforderung, bis spätestens 29. Mai das Land zu verlassen. Nur weil | |
der Verleger einen Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht mit aufschiebender | |
Wirkung einlegte, ist die Familie noch hier. Auch den Petitionsausschuss | |
des Abgeordnetenhauses hatte Grebennikov angerufen. | |
Begründet wurde der Abschiebebescheid damit, dass der Verlag nicht so | |
erfolgreich sei, wie es Grebennikov in dem Businessplan vorhergesagt hatte, | |
den er bei seiner Einreise eingereicht hatte. Darin war die Rede von 19 | |
Arbeitsplätzen. Die Verlängerung der Aufenthaltsberechtigung wurde mit der | |
Begründung verweigert, an der Tätigkeit des Verlegers sei „kein | |
wirtschaftliches Interesse oder ein regionales Bedürfnis zu erkennen“. Auch | |
auf ein Gutachten der Senatswirtschaftsverwaltung stützte sich der | |
Ablehnungsbescheid: Eine positive Tendenz könne nicht mit Sicherheit | |
prognostiziert werden, heißt es darin. Grebennikov hat in Russland noch | |
einen Verlag. Den gesamten Gewinn – bislang insgesamt 1,6 Mio. Euro – hat | |
er in den Berliner Verlag investiert. | |
Am Donnerstag kam die überraschende Nachricht, dass die Ausländerbehörde | |
ihre Entscheidung revidiert. Auf öffentlichen Druck hin, ist der | |
integrationspolitische Sprecher der SPD, Michael Lehmann, überzeugt. | |
Lehmann hatte sich bei der Innenverwaltung für den Verbleib des Verlegers | |
eingesetzt. „Offenbar hat die Ausländerbehörde noch mal eine Tiefenprüfung | |
vorgenommen“, sagt Lehmann ironisch. „Leute, die nicht so eine | |
Unterstützung haben, sind solchen Entscheidungen ausgeliefert.“ | |
Er freue sich, sagte Grebennikov zur taz. Es klingt verhalten: Er weiß noch | |
immer nicht, wie lange er nun bleiben kann. Der Verleger müsse einen | |
dauerhaften Aufenthaltstitel bekommen, fordert Lehmann. „Das ist | |
Voraussetzung, um seine Geschäfte dauerhaft auf einen guten Weg bringen zu | |
können.“ | |
18 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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