# taz.de -- Hamburgs Hockey-Männer siegen: Den Test bestanden | |
> Beim Masters-Turnier in Hamburg proben Deutschlands Hockeyherren gegen | |
> Irland, England und die Niederlande den Ernstfall für die | |
> Europa-Meisterschaft Mitte August - am Ende mit Erfolg. | |
Bild: Wird tags darauf das entscheidende 2:2 erzielen: Christopher Rühr (l.) s… | |
Im Sportpark der Uni Hamburg steht eine provisorische Sitzplatztribüne, auf | |
der es keinen Schatten gibt. Von den Stehplätzen gegenüber sind vor den | |
Altbauten an der Rothenbaumchaussee viele weiße T-Shirts und Sonnenhüte zu | |
erkennen. Ganz rechts: eine auffallend große Gruppe in leuchtendem Orange. | |
Als die deutschen Spieler nach der Schlusssirene in Richtung Ersatzbank | |
gehen, gehen die in Orange hinterher. „Alle weg von der Bank“, ruft Moritz | |
Fürste, dessen Bart vor Schweiß glänzt. | |
Fürste, 28 Jahre, 215 Länderspiele, trägt die Kapitänsbinde und ist mit der | |
Hockey-Nationalmannschaft zum ersten Mal seit dem Olympiasieg wieder in | |
Hamburg. Vor einem Jahr waren sie, per Kreuzfahrtschiff aus London kommend, | |
von Tausenden im Hafen empfangen worden. Nun wollen sie schnell zu ihren | |
Trinkflaschen, die neben der Bank in Styroporkisten gekühlt werden. | |
Während die Spieler ihr Elektrolytgetränk trinken, sind die Zuschauer bis | |
zur Seitenlinie herangekommen. Die potenziellen Fans der Niederländer in | |
Oranje sind, aus der Nähe betrachtet, acht- bis zehnjährige Teilnehmer | |
eines Hockey-Camps, die Hemden mit Namensaufdruck tragen: Luzie, Emilia und | |
Frederik haben bei ihrem Platzsturm selbst gemalte Plakate dabei. Als die | |
Nationalspieler ihre schwarzen Flaschen geleert haben, schreiben sie eine | |
halbe Stunde lang in der prallen Sonne Autogramme auf Plakate, T-Shirts und | |
Hockeyschläger. | |
Am meisten ist los, wo die Hamburger Tobias Haucke (Harvestehuder THC) | |
sowie Fürste und Florian Fuchs (beide Uhlenhorster HC) sitzen. „Bei den | |
Kindern sind sie die großen Stars“, sagt Dagmar von Livonius. Im Vorstand | |
des Hamburger Hockeyverbandes ist sie zuständig für die Jugendarbeit – und | |
sie ist die Schwiegermutter von Bundestrainer Markus Weise. Als der von | |
seinem englischen Kollegen gesteckt bekam, dass das ursprünglich geplante | |
Masters in London finanziell auf der Kippe stand, bemühte er sich um einen | |
Ersatz vor der eigenen Haustür. | |
Er braucht die Vorbereitungsspiele gegen Irland, England und den | |
Olympiazweiten Niederlande, um die Mannschaft für die Europameisterschaft | |
Mitte August in Belgien zu justieren. Was bei den in Hamburg-Harburg | |
lebenden Weises der Familienrat beschloss, hatte Folgen: Gemeinsam mit dem | |
Hamburger Hochschulsport organisierte der Verband ziemlich kurzfristig die | |
„Ergo Masters“. | |
Vor jeweils 1.000 Zuschauern wurde Weises teilweise neu formierte Elf beim | |
6:0 gegen Irland sowie beim 6:1 gegen England lediglich in der ersten | |
Hälfte gefordert. Der laut Weise „ultimativer Härtetest“ dann die | |
Wiederholung des olympischen Finales gegen die Niederlande. Das geht | |
diesmal mit 2:2 unentschieden aus, den Ausgleich schafft Christoph Rühr | |
erst 20 Sekunden vor dem Schlusspfiff. Dank des besseren Torverhältnisses | |
bedeutet es einen deutschen Gesamtsieg. | |
Philipp Hathje, der sich die Spiele von den Stehplätzen aus anschaut, | |
spielt mit Studierenden gern Eishockey. Nun organisiert der | |
stellvertretende Geschäftsführer des Hamburger Hochschulsports nach den | |
Final Four Anfang Juni bereits sein zweites großes Hockeyturnier: „Wir | |
wollen die Anlage auch im Sommer beleben, und das hat gut geklappt.“ | |
Hochschulsport und Hockeyverband kooperieren bereits seit Jahren bei der | |
Nutzung des Kunstrasens. | |
Bei den „Ergo Masters“ nun hat der Verband einige Freiwillige aus den | |
Hamburger Klubs eingespannt: An der Kasse sitzt Thomas Tihl, der gerne | |
betont, dass „Hockeyspieler normalerweise nicht spießig“ seien. Er ist | |
ehemaliger Bundesligaspieler des Clubs an der Alster, wohnt auf St. Pauli | |
und hat eine Dauerkarte für die Südtribüne am Millerntor. Vor sechs Jahren | |
war er beim Vereinsregister, um seine Aussage zu belegen: Er gründete den | |
HC St. Pauli. Dessen Satzungszweck: die „Förderung des Hockeysports und des | |
Rock ’n’ Roll“. | |
28 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Matthias Greulich | |
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