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# taz.de -- Jubiläumsbesuch: Lack liegt in der Luft
> Heute vor vier Jahren wurde das Gängeviertel besetzt. Wie fühlt sich ein
> nachmittäglicher Besuch an, wenn man den politischen Hintergrund
> ausblendet?
Bild: Romantische: Soliparty fürs Gängeviertel
HAMBURG taz | Beinahe habe ich es übersehen, das Gängeviertel, nachdem ich
den Aufgang der U-Bahn-Station „Gänsemarkt“ hochgegangen war. Das Areal
befindet sich inmitten von gemächlichem Verkehr, Straßenbauarbeiten und
Stahl-und-Glas-Gebäudekomplexen. Die alten, maroden Häuser wirken gegenüber
den neuen Büropalästen verloren, behaupten sich aber Dank ihrer
Freiflächen.
Ich betrachte die alten, rissigen, mit Graffiti besprayten Fassaden und
schaue in einen Hinterhof, von wo ich jemanden schweißen hörte. An einer
Hauswand ist ein rotes, kreisförmiges Schild mit der weißen Aufschrift
„Komm in die Gänge“ angebracht – das Logo der gleichnamigen Initiative. …
begegnen nicht viele Leute, die wenigen, die ich treffe, wirken
beschäftigt, sie tragen Kisten oder werkeln vor einer Fahrradwerkstatt an
einigen Zweirädern. Schilder weisen den Weg zu einer Polsterei und zu einem
Bildhaueratelier.
„Komm ins Plenum“, hat jemand deutlich sichtbar auf eine Hauswand
geschrieben. Ein Wohnmobil-Anhänger und ein altes Feuerwehrauto parken vor
dem Eingang zum Innenhof, in dem die Fensterscheiben oft durch Spanplatten
oder Bettlaken ersetzt worden sind.
Einige der an angrenzenden Häuser des Gängeviertels sind an der
Straßenseite von einem Baugerüst umstellt, die Gewerbeeinheiten im
Erdgeschoss stehen leer oder sind geschlossen. Lediglich ein Friseursalon
hat geöffnet: „Waschen, Schneiden, Rocken. Born to cut straight. Ab 10
Euro“. Der Geruch von Lackfarben liegt in der Luft, und ich höre, wie
jemand Sprühdosen schüttelt, als ich einen weiteren Innenhof betrete.
Ein älteres Ehepaar betritt den Hof, schaut sich kurz um und geht nach
kurzer Zeit mit gerunzelten Stirnen zurück zur Straße. Das Gängeviertel ist
an einem Werktag-Nachmittag wenig attraktiv für Besucher.
In einem Fenster hängt ein schlicht gestaltetes Poster, das für dieses
Wochenende eine Reihe von Veranstaltungen anlässlich des vierjährigen
Jubiläums der Besetzung des Gängeviertels ankündigt. Es soll wieder voll
werden bei den Feierlichkeiten. Vermutlich wird das Gängeviertel erst dann
ein einladender Ort.
## ■ , 23, kommt aus München und besuchte das Gängeviertel diese Woche zum
ersten Mal
21 Aug 2013
## AUTOREN
Till Schmidt
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