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# taz.de -- Massentierhaltung: Brutal am Hals gepackt
> Die Tierschutzvereinigung „Soko Tierschutz“ filmte auf Wiesenhof-Gelände
> Mitarbeiter beim brutalen Misshandeln von Puten. Landwirtschaftsminister
> Christian Meyer (Grüne) zeigt sich entsetzt und Werder Bremen rückt von
> seinem Sponsor ab
Bild: Die Fans haben es schon vor dem Verein erkannt: Als Sponsor ist Wiesenhof…
Auf Putenfarmen bei Cloppenburg, die für Wiesenhof produzieren, sind erneut
Tiere misshandelt worden. Die Tierschutzvereinigung „Soko Tierschutz“ hatte
heimlich Mitarbeiter dabei gefilmt, wie sie Puten beim Verladen traten und
brutal am Hals packten. Das ARD Magazin Report Mainz hatte die Bilder am
Dienstag ausgestrahlt.
Wiesenhof kündigte nicht näher umrissene Konsequenzen an, sollten sich die
Vorwürfe bewahrheiten. Ein Mitarbeiter sei bereits im April nach internen
Kontrollen entlassen worden.
Die „Soko Tierschutz“ hat bereits Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft
Oldenburg wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gestellt. Diese werde
nun zunächst die Zeugen verhören und das Videomaterial auswerten. „Wir
müssen sehen, ob auf dem Material jemand erkennbar ist“, sagt
Oberstaatsanwalt Roland Herrmann.
Die Verladungsfirma war bereits vor zwei Jahren in die Kritik geraten, als
ähnliche Bilder von Tiermisshandlungen auftauchten. Es folgten ein
Strafbefehl gegen den Farmleiter und Geldbußen gegen sechs der Mitarbeiter.
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) sprach von
„einem brutalen und nicht tierschutzgerechten Umgang“, nachdem er die
Filmaufnahmen gesehen hatte. Er verweist auf die durch die rot-grüne
Landesregierung für 2014 geplante Verstärkung der Staatsanwaltschaft
Oldenburg, die für Ermittlungen im Agrarsektor zuständig ist. „Wir wollen
gerade in dem Bereich nachgewiesener Verstöße unsere Ermittlungen deutlich
verstärken und nicht wegschauen“, erklärt Meyer.
Tierschutz ist ein wichtiger Baustein im rot-grünen Koalitionsvertrag. Als
drittes Land will Niedersachsen das Verbandsklagerecht für anerkannte
Tierschutzverbände auf Landesebene einführen. Demnach sollen
Tierschutzverbände durch eine sogenannte Feststellungsklage die Möglichkeit
bekommen, gegen vermeintliche Tierschutzverletzungen vorgehen zu können.
„Sie können dann zum Beispiel gerichtlich überprüfen lassen, ob das
massenhafte Amputieren von Schnäbeln bei Hühnern und Puten mit dem
Tierschutz vereinbar ist“, erklärt die Sprecherin des Niedersächsischen
Landwirtschaftsministeriums Natascha Manski. „Auch die Frage, ob die
Käfighaltungen, die wir in Niedersachsen noch haben, verfassungsgemäß sind,
könne dann vor Gericht geklärt werden“.
Es ist der zweite Anlauf in Niedersachsen: Bereits im Februar 2009 hatte
die grüne Landtagsfraktion einen entsprechenden Gesetzesentwurf in den
Niedersächsischen Landtag eingebracht, der jedoch von der Mehrheit
abgelehnt wurde. Mit dem Regierungswechsel stehen die Chancen nun gut. „Das
Gesetz soll so zügig wie möglich auf den Weg gebracht werden, ein Entwurf
befindet sich derzeit in der internen Abstimmung“, sagt Manski.
Im aktuellen Fall hätte das Verbandsklagerecht aber nicht gegriffen, da es
sich um Straftaten Einzelner handelt. Um die Puten vor solchen Übergriffen
zu schützen, soll künftig zu festgelegten Uhrzeiten verladen werden. Das
mache die Kontrollen einfacher, glaubt Manski.
Gar nicht einfach gestaltet sich hingegen derzeit das Verhältnis zwischen
Wiesenhof und Werder Bremen. Um das angeschlagene Image aufzupolieren,
wurde der Geflügelverarbeiter im vergangenen Jahr neuer Hauptsponsor des
Bundesligisten: Viele Bremer Fußball-Fans sind deswegen außer sich und
kritisieren den Verein, es kam bereits zu Trikot-Boykott und
Vereinsaustritten.
Auf Facebook bildete sich eine Fanpage unter dem Namen „Wiesenhof als
Werder-Sponsor? NEIN Danke“. Rund 16.800 Menschen klickten „gefällt mir“,
seit Anfang der Woche sind knapp 500 neue Unterstützer dazugekommen. Nach
dem neuen Skandal sagte Sportdirektor Thomas Eichin: „Das ist weder für
Wiesenhof noch für uns schön“ und forderte eine „lückenlose Aufklärung�…
22 Aug 2013
## AUTOREN
Miriam Kern
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