# taz.de -- Landespolitik: Ein bisschen Mindestlohn | |
> SPD ringt der CDU ein Landesmindestlohngesetz ab. was für Verbesserungen | |
> es bringt, ist unklar. | |
Bild: Ein Tropfen auf den heißen Stein. | |
Berlin soll ein Landesmindestlohngesetz bekommen. Einen entsprechenden | |
Antrag wollen die Fraktionen von SPD und CDU an diesem Donnerstag in den | |
Arbeitsausschuss des Abgeordnetenhauses einbringen. Demnach müssen das Land | |
Berlin und Einrichtungen, deren Mehrheitseigner es ist, künftig allen | |
Arbeitnehmern einen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde bezahlen. Der | |
Senat soll regelmäßig prüfen, ob er den Mindestlohn erhöhen will. Hierfür | |
hatten die Grünen in einem eigenen Antrag vor anderthalb Jahren eine | |
Kommission aus Senat, Arbeitgebern und -nehmern gefordert. | |
Künftig soll niemand, der für das Land arbeitet, weniger als 8,50 Euro pro | |
Stunde bekommen – ob als Objektschützer vor Bezirksämtern oder Mitarbeiter | |
bei Landesunternehmen wie Vivantes oder BVG. Der Gesetzentwurf nennt unter | |
anderem Verwaltung, Anstalten und Stiftungen des Landes sowie Hochschulen | |
und Gerichte als Geltungsbereich. Auch Träger, die Zuwendungen aus dem | |
Landeshaushalt erhalten, sind einbezogen. | |
Wie viele Menschen dort momentan weniger als 8,50 Euro verdienen, ist | |
unklar. Ende 2012 wurden entsprechende Fälle von Leiharbeitern im | |
IT-Dienstleistungszentrum des Landes bekannt. Die Löhne und Gehälter der | |
meisten Beschäftigten, etwa im öffentlichen Dienst, liegen über dem Satz. | |
8,50 Euro gilt bereits als Lohnuntergrenze bei allen durch das Land | |
vergebenen Aufträgen, deren Volumen 500 Euro übersteigt. Wer im | |
öffentlichen Beschäftigungssektor arbeitet, darf nicht weniger als 7,50 | |
Euro Stundenlohn erhalten. | |
In der Debatte über die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns in | |
ganz Deutschland ist das Landesmindestlohngesetz ein Tropfen auf den heißen | |
Stein. Einen solchen Mindestlohn, der für ausnahmslos alle Arbeitnehmer | |
gelten würde, blockiert bisher die Bundesregierung aus CDU, CSU und FDP. Im | |
März starteten die von SPD, Grünen und Linken gestellten Landesregierungen | |
im Bundesrat eine Mindestlohninitiative. Berlin enthielt sich bei der | |
Abstimmung, weil die CDU den Mindestlohn ablehnte. | |
Nachdem sich die CDU-Fraktion vergangene Woche bei der Positionierung der | |
Koalition zum Energie-Volksentscheid durchgesetzt hatte, rang die SPD ihrem | |
Partner nun das Landesmindestlohngesetz ab. Eigentlich wollten es die | |
Koalitionäre noch vor der Sommerpause auf den Weg bringen, doch die CDU | |
zierte sich. Nun soll Berlin mit dem Mindestlohngesetz „eine Vorreiterrolle | |
für soziale Gerechtigkeit und gute Arbeit“ einnehmen, so steht es in der | |
Begründung. | |
4 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Puschner | |
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