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# taz.de -- Besetztes Haus geräumt: Streit um Oldenburger Wohnprojekt
> Nach der Räumung des besetzten „Haus Friedensbruch“ in Oldenburg ist
> unklar, wie es mit dem Kultur- und Wohnprojekt weitergeht. Derzeit ist es
> unbewohnbar. Die Besetzer geben sich kampfbereit.
Bild: Von Friedensbruch reden in Oldenburg derzeit Besetzer wie Besitzer gleich…
OLDENBURG taz | Der Streit um das Oldenburger Wohnprojekt „Haus
Friedensbruch“ ist eskaliert. Am Mittwoch letzter Woche rückte der
Immobilienunternehmer Peter Thomas an, um sein Haus für die Besetzer
unbewohnbar zu machen. Mit mehreren Bauarbeitern zerschlug er Fenster und
Türen und riss Holzdielen heraus.
Eigentlich sollte er es „winterfest“ machen, hatte es in der Aufforderung
der Stadtverwaltung geheißen. Tatsächlich scheint Thomas erst einmal die
unliebsamen Bewohner aus dem kleinen, denkmalgeschützten Haus am
Theaterwall vertreiben zu wollen. Denn das Haus, das er nun verkaufen will,
ist seit zweieinhalb Jahren besetzt.
In der letzten Woche konnten die Besetzer nur noch zusehen, wie ihr Hab und
Gut in einen Container verfrachtet wurde. Der Eigentümer soll ihnen mit
geschwungener Dachlatte gedroht haben, sagt einer von ihnen. Es habe nicht
viel gefehlt, und es wäre zu Handgreiflichkeiten gekommen. Schließlich habe
jemand die Polizei gerufen, um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Damit dürfte das Projekt „Haus Friedensbruch“ ein abruptes Ende gefunden
haben. Dahinter steht eine Gruppe Aktivisten, die einen Mangel an
bezahlbaren Wohnungen in der Stadt kritisieren. Sie wollten das Haus am
Theaterwall sanieren und dort Veranstaltungsräume schaffen.
Nach einer ersten Räumung hatten die Besetzer das heruntergekommene Haus
wenige Tage später erneut in Beschlag genommen und begonnen, darin ein
alternatives Café zu betreiben. Sie veranstalteten Kneipenabende, Konzerte,
Ausstellungen und Filmabende. Probleme mit der Polizei gab es ihnen zufolge
nicht mehr. Der Eigentümer hatte seine Strafanzeige zwischenzeitlich
zurückgezogen.
Nicht nur die Besetzer hatten das als eine Art Duldung aufgefasst. Das
Hausprojekt stieß in der Stadt auf große Sympathie. Denn der Eigentümer
stand in der Vergangenheit auch in den Augen einiger Ratsmitglieder im
Verdacht, das Haus gezielt verfallen zu lassen und sich den
Stadtentwicklungsplänen im Viertel zu widersetzten.
Zwischenzeitlich hat Peter Thomas das Haus an einen neuen Investor
verkauft. Es heißt, dieser wolle lieber heute als morgen mit seinem
Bebauungsprojekt loslegen, bei dem das denkmalgeschützte Haus am
Theaterwall erhalten und saniert werden soll. Der Verkauf ist allerdings an
die Bedingung geknüpft, dass die Besetzer verschwinden. Sollte ihm das zu
lange dauern, droht der Investor, von dem Kauf zurücktreten.
Auf juristischem Weg ist es Peter Thomas nicht gelungen, die Besetzer
abzuschütteln: Eine parallel zur Räumung verhandelte Klage vor dem
Amtsgericht lief ins Leere, da sie sich gegen den Förderverein des
Kulturprojekts richtete, der allerdings nicht in dem Haus ansässig ist und
dessen Besetzer wiederum keine Vereinsmitglieder sind.
Nachdem eine neuerliche polizeiliche Räumung wegen der zurückgezogenen
Anzeige nicht mehr in Frage kam, griff Thomas zu anderen Mitteln, um die
ungebetenen Bewohner loszuwerden. Mitten im Winter begann er mit dem Abriss
des Daches. Doch die Denkmalbehörde pfiff ihn eilig zurück, da die Maßnahme
nicht genehmigt war – allerdings zu spät: Seit Februar ist das Haus nun mit
einer grünen Plastikplane bedeckt.
Die Stadtverwaltung forderte Thomas deshalb auf, das Haus bis zum 4.
Oktober „winterfest“ zu machen. Mit den eher als Verwüstung zu
bezeichnenden Arbeiten der vergangenen Woche haben die Denkmalschützer
indes keine Probleme: „Soweit erkennbar“, seien „keine erhaltenswerten
Bauteile abgebaut“ worden, erklärt die Behörde auf Anfrage. Die Fenster und
Böden seien ohnehin nicht mehr mit vertretbarem Aufwand sanierbar gewesen.
Nun steht das Haus wieder leer, nicht nur ohne Dach, sondern auch ohne
Fenster und Türen, dafür mit einem Gerüst und Bauzaun. Wie – und vor allem:
ob – es nun weitergeht mit dem Projekt „Haus Friedensbruch“, ist unklar.
Die Besetzer geben sich kampfbereit: Es soll weitergehen, doch zu ihren
genaueren Plänen halten sie sich bedeckt.
22 Sep 2013
## AUTOREN
Maik Nolte
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