| # taz.de -- Feminismus in der Kunst: Was sich nicht erledigt hat | |
| > Die Gesellschaft für Aktuelle Kunst widmet sich dem Feminismus. Die | |
| > jungen KünstlerInnen gewinnen ihm dabei etwas sehr Subtiles und | |
| > Unterhaltendes ab. | |
| Bild: Shannon Bool: "The Lipps. 24 Horizontal Pouts" und "Broken Pole". | |
| BREMEN taz | Erwarten Sie jetzt nichts Feministisches! Also, nein, | |
| natürlich, genau darum geht es ja in dieser Ausstellung: "Girls can tell", | |
| in der [1][Gesellschaft für Aktuelle Kunst] (GAK) in Bremen. Aber vergessen | |
| Sie dieses Kämpferische, Aggressive, dieses Verbissene, was dem Thema | |
| anhaftet, dieses stets Ernsthafte, das klar Politische und sehr Plakative. | |
| Und auch diese Sachen aus den Siebzigern und Achtzigern. Da waren die | |
| KünstlerInnen - ja, natürlich sind auch Männer dabei - die hier gezeigt | |
| werden, alle noch Kinder. Wenn überhaupt. | |
| Natürlich liegt es den Ausstellungsmacherinnen fern, zu suggerieren, das | |
| mit dem Feminismus hätte sich ja nun doch erledigt. Also durch gelebte | |
| Gleichberechtigung und so. Nein, hat es nicht. Und doch haben sie in der | |
| GAK ein wenig Angst, dass ihnen vorgeworfen wird, eine politisch | |
| weichgespülte, konsumfreundliche Ausstellung zu zeigen. Also eine, die den | |
| Kampf um die Sache gefährdet. Sie suchen einen anderen Umgang mit dem | |
| Thema, in der Hoffnung, dass die Welt doch ein wenig weiter ist. | |
| Genauso wenig, wie sie in der GAK um ihres Geschlechtes willen | |
| Künstlerinnen zeigen wollen, wollen sie eben jene für den Feminismus | |
| irgendwie vereinnahmen. Sie sollen hier nicht offensiv Position beziehen | |
| müssen. Trotzdem ist das Feministische auch ihr Thema. Und so sind die | |
| Positionen hier allesamt etwas subtiler, leichtfüßiger, unterhaltsamer. | |
| "Das Schmieden der Waffen wird unterbrochen, um diese Waffen einzusetzen", | |
| heißt es dazu im Begleittext. Aber das klingt auch schon viel zu | |
| martialisch. | |
| Es soll ja auch Spaß machen, so wie in Nina Hoffmanns "Gruppenbild mit | |
| Dame", in der acht Männer ein altes Foto mit Hollywood-Starlets nachstellen | |
| und die Künstlerin das hernach durch ihre Kolorierung vollkommen | |
| überzeichnet, ins Absurde, aber auch Androgyne. Oder so wie bei Shannon | |
| Bool, die alte Schwarz-Weiß-Fotos von traumhaft leeren Stränden mit grell | |
| rosa Lippen von Popstars unserer Tage kombiniert. Auch Bools "Broken Pole", | |
| eine angedeutete Tanzstange aus Messing, ist noch einmal in der GAK zu | |
| sehen. Obwohl, oder gerade weil Bool selbst sich bestimmt nicht als | |
| feministische Künstlerin sieht. | |
| Etwas ernsthafter, quasi klassisch-feministischer ist da schon Anna Ostoyas | |
| Fotomontage "The Tradition of Intensity and Force", mit sie die männlich | |
| dominierte Rezeption der Kunst und Avantgarde wunderbar entlarvt und | |
| konterkariert. Wenn auch im Grunde nur für jene, die wissen, wer da | |
| abgebildet wird. Auch Verena Issel arbeitet in "Abenteuer reisender Frauen" | |
| sehr hintergründig, denn die auf den ersten Blick wirre Installation aus | |
| irgendwelchen Fundstücken bezieht sich auf ein Buch - von 2012! -, dass | |
| überkommene, ja: überwunden geglaubte Rollenbilder fortschreibt, als wäre | |
| nichts gewesen. | |
| Aber es geht hier auch immer wieder um im Grunde immer noch männlich | |
| konnotierte Aggression und Körperlichkeit, sei es beim Armdrücken, sei es | |
| beim Raufen oder der Pornografie. Oder der Waffengewalt: "Curious and cold | |
| epicurian young ladies" heißt ein schillernd-glänzender, von der Decke | |
| hängender Flachmann, von Maria Loboda gebaut. Er verspricht, eine | |
| Wasserstoffbombe zu sein, die explodiert, sobald einer die Flasche | |
| aufschraubt. Aber das alles könnte natürlich auch nur eine schöne | |
| Geschichte sein. | |
| Bis 2. Februar 2014, GAK, Teerhof 21, Bremen | |
| 1 Oct 2013 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.gak-bremen.de | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Zier | |
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