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# taz.de -- Allofs-Derby: Glanz gegen Elend
> Mit dem satten 3:0 über Werder meldet sich der VfL Wolfsburg in der
> erweiterten Bundesligaspitze zurück.
Bild: Neuer Wolfsburger Shooting-Star: Maximilian Arnold (Mitte) traf schon.
WOLFSBURG taz | Mitten im Satz hielt Robin Dutt inne. Es sei kein gutes
Spiel gewesen, hatte der Trainer von Werder Bremen konstatiert.
„Entschuldigung“, sagte er nun in Richtung seines Kollegen Dieter Hecking:
„Es war kein gutes Spiel von uns.“ Es war ein herausragendes Spiel des VfL
Wolfsburg, ein „glänzender Abend“, wie sogar der nüchterne Hecking fand.
Ein sattes 3:0 mit drei herausgespielten Toren statt der üblichen
Standards: ein herauskombiniertes 1:0 durch Arnold (7.) und zwei
entschlossene Umschaltaktionen mit Treffern von Olić (72.) und Perišić
(89.) gegen nun höher verteidigende Bremer. Einen so bissigen und
spielerisch niveauvollen Tempo-Fußball hat der VfL bisher mit Hecking nicht
gespielt. Und davor sowieso lange nicht.
## Der Blick auf Platz vier
Wie beim VW-Klub üblich, wird der mediale Fokus nach zwei Siegen in Folge
sofort nach oben gerichtet. Üblicherweise, damit man nach der nächsten
Niederlage mahnend auf die Diskrepanz zwischen dem vielen investierten Geld
und der Wirklichkeit verweisen kann. Doch derzeit ist das gar nicht
abwegig: Bayern, BVB und Leverkusen spielen in einer eigenen Liga. Schalke
hat Probleme. Ein Überraschungsausreißer ist nicht in Sicht. So können
ambitionierte Teams aus der zweiten Reihe mit bescheidener Punktausbeute
auf den Champions League-Platz vier schauen, darunter der VfL.
„Ordentlich“ fand Sportdirektor Klaus Allofs den Auftritt. „Wir werden
nicht durchdrehen“, sagt er, was zumindest von ihm und Hecking auch keiner
erwartet. Immerhin liegt eine irritierende Niederlage gegen den ansonsten
sieglosen Aufsteiger Braunschweig erst einen Wimpernschlag zurück. Aber nun
dominiert wieder die Hoffnung: Dass mit den Torschützen Maximilian Arnold
und Ivica Olić in den beiden zentralen vorderen Positionen ein variables
Duo entstehen könnte, jenseits vom klassischen
Spielmacher-Mittelstürmer-Paket. Dass Ricardo Rodríguez hinten links nach
langer Anlaufzeit sein Niveau deutlich gesteigert haben könnte. Dass Ivan
Perišić endlich in Wolfsburg ankommen könnte. Und es bleibt dabei, dass
Diego auch sehr gute Spiele machen kann. Der für Arnold auf Rechtsaußen
ausgewichene Brasilianer lieferte eine bemerkenswert defensivstarke,
ballsichere und kombinationsorientierte Performance ab.
## Muss Diego gehen?
Diego ist nicht immer der beste, aber verlässlich Wolfsburgs teuerster
Spieler. Zu Saisonende läuft sein Vertrag aus. Allofs sagte vage, er mache
sich Gedanken. Laut Insiderinformationen von Lothar Matthäus – falls das
kein Widerspruch in sich ist – wechselt Diego mal wieder zu Atlético
Madrid.
Was Werder Bremen angeht, so kann man vermutlich froh sein, bereits zwölf
Punkte zu haben. Das verschafft etwas Luft. Nach einem grandiosen Jahrzehnt
hofft der Klub, mit dem Trainer Robin Dutt und reduzierten ökonomischen und
qualitativen Möglichkeiten einen Transformationsprozess hinzubekommen.
Fußballerisch bedeutet Dutt zunächst schlicht mehr Verteidigung und weniger
Spektakel, mehr lange Bälle und weniger Kurzpass-Spiel. In Wolfsburg musste
das Team wegen Verletzungen erstmals ohne Stürmer agieren. Wie war der Plan
genau? Ach, sagte Dutt lakonisch, so tiefgängig sei das gar nicht gewesen.
„Der Plan war, vier Offensivleute auf den Platz zu bringen.“
Das gelang. Aber mehr nicht. Für das Herauskombinieren von hinten reichte
es gegen die hoch und kompakt verteidigenden Wölfe nicht – und die von
einem dauerwedelnden Dutt am Spielfeldrand angeordneten langen Bälle waren
eh hoffnungslos. Der Trainer sagte hinterher bemüht unaufgeregt, er habe
sein Team als ein „lernfähiges“ kennengelernt. Also, ganz ruhig bleiben,
trotz aller Chancenlosigkeit. Sein Werder sei jederzeit in der Lage, das
nächste Spiel – gegen Hannover – wieder zu gewinnen. Der grade noch
grandiose VfL Wolfsburg ist dagegen sehr wahrscheinlich in der Lage, das
nächste Spiel wieder zu verlieren.
27 Oct 2013
## AUTOREN
Peter Unfried
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