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# taz.de -- Staatsanwalt ermittelt gegen Klinik: Einfach abgeschaltet
> Ein Patient der Schweriner Helios-Klinik starb, weil es auf der
> Intensivstation keine funktionierende Notstromversorgung gibt. Die
> Fachaufsicht schweigt: Sie hat gerade dienstfrei.
Bild: Lebenswichtige Versorgung per Beatmungsgerät: Auf der Intensivstation de…
HAMBURG taz | Strom weg, Patient tot. Was wie ein abgeschmackter Witz
klingt, hat sich im Helios-Klinikum Schwerin am Dienstagnachmittag
tatsächlich ereignet. Um 14.26 Uhr starb dort ein 29-jähriger Patient auf
der Intensivstation nach einem Herzstillstand. Der Ukrainer war neun Tage
zuvor nach einem Arbeitsunfall mit schweren Kopfverletzungen eingeliefert
worden.
Er starb, weil sein Beatmungsgerät wegen eines Stromausfalls ausfiel. „Es
wird geprüft, ob ein strafrechtlich relevanter Anfangsverdacht auf
Fremdverschulden vorliegt“, sagte Stefan Urbanek, Sprecher der Schweriner
Staatsanwaltschaft. Die Behörde hat ein Todesermittlungsverfahren
eingeleitet und die Obduktion des Verstorbenen beantragt.
Nach Angaben der Klinikleitung fiel um 13.52 Uhr im größten privaten
Krankenhaus Mecklenburg-Vorpommerns und in den umliegenden Wohngebieten der
Schweriner Nordstadt der Strom aus. Eine Baufirma hatte bei Erdarbeiten ein
Starkstromkabel durchtrennt.
Als der Strom ausfiel liefen laut Helios-Sprecher Christian Becker die
Diesel-Aggregate der Notstromversorgung „nach weniger als 15 Sekunden an“.
Trotzdem habe es in Teilen der Klinik keinen Strom gegeben und neben
anderen medizinischen Apparaturen setzten elf Beatmungsgeräte aus. „Die
Strom-Weiterleitung auf die Intensivstation hat nicht funktioniert“, so der
Helios-Sprecher.
Als die Notstromversorgung anlief, versuchten auch die Schweriner
Stadtwerke, die Stromversorgung wieder anzufahren. Dadurch kam es wohl zu
„Spannungsspitzen und Netzschwankungen“, sagte Becker. Die Folge waren
zahlreiche Kurzschlüsse.
„Zerschossen“ wurde auch ein Steuerungsmodul, das für die Weiterleitung des
Notstroms in das Kliniknetz zuständig ist. In der Mitteilung der Klinik
heißt es, sie müsse „davon ausgehen, dass externe Netzeinflüsse das
Zuschalten dieser Notstromversorgung in das Leitungsnetz der Klinik
verhindert haben“.
Auf der Intensivstation wurden neben dem 29-Jährigen noch weitere Patienten
künstlich beatmet. Keiner von ihnen erlitt durch den Geräteausfall
gesundheitliche Schäden. Eine Oberschwester und ein Arzt versuchten noch,
den Ukrainer wiederzubeleben. Eine halbe Stunde nach Beginn des
Stromausfalls starb er infolge eines Herz-Kreislauf-Stillstands.
Helios-Sprecher Becker stellt klar, dass die Operationssäle des Klinikums
von dem Stromausfall nicht betroffen waren. Dort gebe es eine
batteriegestützte „unterbrechungsfreie Stromversorgung“ – eine sogenannte
USV. Die Frage lautet nun, warum es nicht auch für die Intensivstation eine
entsprechende Notversorgung gibt, wo die Patienten auf das störungsfreie
Funktionieren von stromabhängiger Hightech-Geräte besonders angewiesen
sind?
„Eine USV ist für die Intensivmedizin nicht vorgeschrieben“, sagt Becker
und mit der Notstromversorgung habe es bisher noch keine Probleme gegeben.
„Sämtliche Geräte werden regelmäßig von Fachpersonal überprüft, die Anl…
haben bisher einwandfrei funktioniert.“
Nun überlegt man in der Helios-Spitze, ob die USV in Zukunft auch im
intensivmedizinischen Bereich zum Einsatz kommen soll. Das sei aber
letztlich eine Kostenfrage, da ein solcher Schritt mit umfangreichen
Baumaßnahmen verbunden wäre.
Das in Mecklenburg-Vorpommern für den Gesundheitsbereich zuständige
Sozialministerium erwartet nun, dass die Klinik sich umfänglich äußert.
„Wir haben die Helios-Kliniken am Mittwochmittag angeschrieben und um
vollständige Aufklärung des Vorfalls gebeten“, sagt Christian Möller,
Sprecher des Sozialministeriums.
Mehr als Bitten kann die Behörde allerdings nicht. „Wir haben nicht die
Aufsicht über die hiesigen Krankenhäuser“, sagt Möller. Denn die
Fachaufsicht liegt beim Gesundheitsamt Schwerin. Das konnte sich leider
bislang noch nicht um den Zwischenfall kümmern. Es hat mittwochs
grundsätzlich geschlossen.
30 Oct 2013
## AUTOREN
Marco Carini
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