# taz.de -- Schulen: Friedensschluss im Renten-Krieg | |
> Das Land Niedersachsen einigt sich mit der Rentenversicherung: Für | |
> Honorarkräfte an Ganztagsschulen werden Beiträge nachgezahlt. | |
Bild: Festangestellte Lehrerin - oder Freiberuflerin? An niedersächsischen Sch… | |
HANNOVER taz | Niedersachsen und die deutsche Rentenversicherung (DRV) | |
haben sich im jahrelangen Streit um den Einsatz von Honorarkräften an | |
Ganztagsschulen geeinigt. Wie Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) | |
am Mittwoch mitteilte, zahlt das Land bis 2015 voraussichtlich zwölf | |
Millionen Euro Rentenbeiträge für die Mitarbeiter nach. Sie kündigte zudem | |
an, gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen Land und DRV beizulegen. | |
Flächendeckend eingeführt hatte die Honorarverträge noch die schwarz-gelbe | |
Vorgängerregierung: Seit 2004 bekommen Ganztagsschulen eigene | |
Personalbudgets. Vor allem für die Nachmittagsbetreuung wurden damit | |
Honorarkräfte engagiert – offiziell Freiberufler, in der Praxis aber meist | |
komplett in den Schulalltag eingebunden. | |
## Zweifel am Modell | |
Zweifel gab es an dem Beschäftigungsmodell schon früh, nicht nur bei der | |
damaligen Opposition und der Gewerkschaft GEW. Schon 2007 warnte die DRV, | |
das Modell sei illegal. 2011 nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf: | |
Verdacht auf Sozialversicherungsbetrug. Auch die DRV leitete eine Prüfung | |
aller gut 23.000 Honorarverträge im Land ein. Trotzdem hielten die | |
CDU-KultusministerInnen bis zuletzt an der umstrittenen Honorarpraxis fest. | |
Heiligenstadt zufolge ergaben die bisherigen Prüfungen der DRV, dass es | |
sich bei den Honorarverträgen weitgehend um „abhängige Beschäftigung“ | |
handelte. Welche „wiederum die Sozialversicherungspflicht auslöst“, wie die | |
Ministerin betont. Laut der nun getroffenen Vereinbarung werden für | |
Honorarkräfte, die von 2007 bis 2011 beschäftigt waren, Beiträge | |
nachgezahlt und auf ihren Rentenkonten gutgeschrieben. „Wir zahlen zwar die | |
Zeche für die letzten Jahre“, sagte Heiligenstadt. Die Einigung sei aber | |
„auch für die Betroffenen gut, denn die haben ihre Leistung ja bereits | |
erbracht“. | |
## Lob sogar von der FDP | |
Ähnlich sieht das auch der grüne Koalitionspartner, und sogar die | |
Landtags-FDP spricht von einem „guten Kompromiss“. Kritik übt einzig die | |
CDU: Rot-Grün habe „den Frieden mit der DRV teuer erkauft“. Der | |
GEW-Landesvorsitzende Eberhardt Brandt erklärt unterdessen, Schwarz-Gelb | |
habe eine Einigung mit der DRV stets ausgeschlagen, „weil man die | |
rechtswidrigen Arbeitsverhältnisse nicht eingestehen wollte“. Den Schulen | |
aber hätte ein früheres Einlenken „viele Scherereien“ ersparen können. | |
Ganz entspannen können die sich allerdings auch jetzt nicht: Die erwarteten | |
zwölf Millionen Euro Nachzahlungen sind in der mittelfristigen Planung des | |
Landes bis 2015 zwar vorgesehen. Zugleich gilt aber ein Erlass, nach dem | |
das Land zwei Drittel trägt und die Schulen ein Drittel übernehmen. Diese | |
müssen sich entsprechend darauf einstellen, dass sie mitzahlen. Allerdings | |
nur, heißt es aus dem Kultusministerium, „wenn sie Überschüsse im Budget | |
haben“. | |
6 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
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