# taz.de -- Das Comeback: Die Rückkehr des Mäzens | |
> Andreas Rudolph ist wieder Präsident des HSV Handball und macht dort | |
> weiter, wo er aufgehört hat. Auf das Geld des Unternehmers kann der | |
> Verein nicht verzichten. | |
Bild: Sportlich sieht es nicht schlecht aus: Hamburgs Blazenko Lackovic jubelt … | |
HAMBURG taz | Die Grundhaltung stimmte schon, nur die Gesten waren noch | |
nicht deckungsgleich: Andreas Rudolph hat sich bei seinem Comeback als | |
Präsident des HSV Handball so positioniert, wie er es während seiner ersten | |
Amtszeit, von 2005 bis 2011, in den Heimspielen stets getan hatte. Der | |
schwerreiche Medizintechnikunternehmer hielt sich am Samstag im | |
Champions-League-Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt (32:27) in | |
Halbzeit eins an dem einen Ende des Spielfeldes im Eingangstor zum | |
Kabinenbereich auf, in der zweiten Halbzeit an dem anderen Ende – bei | |
Angriffen des Gegners immer auf Höhe der eigenen Abwehr. | |
Nur die großen Gefühlsausbrüche gab es noch nicht wieder zu sehen. Früher, | |
da wurde Rudolph auch mal mitgerissen von den Emotionen. Da zürnte er mit | |
seinen Spielern, beschimpfte wüst die Schiedsrichter. Im Nordderby gegen | |
Flensburg-Handewitt nun: nichts davon. Rudolph stand ruhig da, fast wie | |
Käpt‘n Ahab auf der „Pequod“ beim Blick auf das Meer. Manchmal, wenn er … | |
Arme vor seiner Brust verschränkte, sah es so aus, als friere er. Und als | |
der Sieg gegen die SG feststand, applaudierte er. | |
„Es war ein komischer Schritt, wieder in die Halle zu gehen“, sagte | |
Rudolph. In den ersten zehn Minuten der Partie habe er sich gefragt: „Warum | |
tue ich mir das an?“ Die Antwort: „Dieser Verein liegt mir einfach sehr am | |
Herzen.“ Er stehe zu seiner Verantwortung. Bis Ende Juni 2015 wird er den | |
HSV führen. | |
Ohne Rudolph, das ist bei aller seiner Gutsherren-Attitüde unbestritten, | |
gäbe es den Verein wohl nicht mehr. Er hat mehr als 25 Millionen in den HSV | |
Handball gepumpt. Die sportlichen Ziele, die Rudolph 2005 aufgestellt | |
hatte, hat der Klub inzwischen allesamt erreicht. Die Meisterschaft wurde | |
2011 geholt, der DHB-Pokal sogar zweimal, 2006 und 2010, und in diesem Jahr | |
triumphierten die Hamburger in der Champions League. | |
Doch der Verein befindet sich in einer wirtschaftlichen Schieflage. 19 | |
Profis bilden einen zu großen Kader und die Zuschauerzahlen halten mit | |
denen aus früheren Jahren nicht mehr mit. „Im Vergleich zur Saison 2010/11 | |
haben wir im Schnitt 2.000 Zuschauer weniger“, sagte Rudolph. „Wenn man das | |
mit dem Eintrittspreis multipliziert, lässt sich errechnen, wie viel Geld | |
fehlt.“ Bei einem mittleren Preis von 25 Euro sind dies 50.000 Euro an | |
Bruttoeinnahmen pro Spiel. | |
Der Besuch beim Champions-League-Spiel gegen Flensburg war ein weiteres Mal | |
enttäuschend. Es waren nur 6.844 Zuschauer in der Arena, die 13.000 | |
Personen Platz gibt. Die Champions League verspricht in der Gruppenphase | |
aber auch keine Spannung. Es ist klar, dass der HSV die nächste Runde | |
erreichen wird. Durch den Sieg gegen Flensburg belegt er in seiner | |
Sechser-Gruppe mit 10:0 Punkten vor Flensburg-Handewitt (7:3) den ersten | |
Rang. Am Donnerstag gibt es in Flensburg das Rückspiel. | |
Andreas Rudolph wird dann mit großer Wahrscheinlichkeit wieder dabei sein. | |
Er war nach seinem Rücktritt im Jahr 2011 zunächst von Martin Schwalb, dem | |
jetzigen Trainer, als Präsidenten beerbt worden, danach von seinem Bruder | |
Matthias. Letzterer wirkte wie ein Strohmann für Andreas Rudolph, der in | |
den vergangenen beiden Jahren im Verein als Hauptgesellschafter und Sponsor | |
eine zentrale Rolle gespielt hat. | |
Andreas Rudolph hat sich für seine zweite Amtszeit Ziele gesetzt: „Wir | |
wollen Titel gewinnen und es soll dabei weitergehen, dass sich der Verein | |
solide aufstellt“, sagte er. Außerdem müssten die Ausgaben gedrückt werden. | |
HSV-Kapitän Pascal Hens begrüßt Rudolphs Rückkehr: „Ich bin froh, dass | |
Andreas es wieder macht“, sagte er. „Er kennt den Verein wie kein anderer | |
und wir wissen, was wir an ihm haben. Ihm ist der Verein ans Herz | |
gewachsen. Er war ja auch nie wirklich weg.“ | |
17 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Christian Görtzen | |
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